Aber auch sonst. Denn ihr neues Album „Requiem“ ist mit seiner Mischung aus Kammer- und Chormusik sowie Hardcore und Black Metal – komplett in Latein gehalten – ohne Zweifel nicht nur eines der ambitioniertesten Werke des Jahres, sondern ihm gelingt auch das, was ich vorher bei dieser Beschreibung gar nicht für möglich gehalten hätte: Es berührt mich so tief wie kaum ein anderes Album dieses Jahr. Ja, ich würde sogar soweit gehen zu sagen: Genau das habe ich in diesem Herbst gebraucht.
Woran liegt’s? Sicherlich zum Einen daran, dass die zwei Damen und zwei Herren genau wissen, was sie tun, rein handwerklich, aber auch kompositorisch: Da sitzt jede Note, jedes Break, jeder Strich, jeder Schrei – und dann ist auch noch ein echter Chor (der Uni-Chor Leipzig) eingearbeitet, nicht etwa bei jedem Lied, sondern nur da, wo er wirklich gebraucht wird; so dass etwa das kathartische Moment in „Lacrimosa“ als Herzstück des Albums erst so richtig dramatisch zu wirken vermag. Das ist große Kunst, formvollendet ausgeführt.
Und es ist originell: Denn wann hat man schonmal funkige Rhythmen in einem Requiem gehört? (Und wer jetzt reißaus nimmt: Tue es nicht! Ich hasse sowas eigentlich auch, aber hier funktioniert’s, glaube mir!) LAUDARE trauen sich das, und es geht alles erstaunlich flüssig Hand in Hand, so dass jede Wendung, jede Facette dieses hochemotionalen Werks sowohl für sich genommen als auch im Zusammenspiel einfach funktionieren, als hätte es nie andere Requiem-Vertonungen gegeben.
LAUDARE haben mit „Requiem“ Außergewöhnliches erschaffen
Ja, ich traue mich zu behaupten, dass wir es hier mit einem der beeindruckendsten und schönsten Alben des Jahres zu tun haben, dem Produkt einer gereiften Band, die sich Großes getraut und noch Größeres geschaffen hat: „Requiem“ ist unglaublich anspruchsvoll, aber simpel genug, um einem einfachen Gemüt wie mir mit all seinen Harmonien genug Angriffsfläche zu bieten, mithin ein Album voller Ohrwürmer, das aber auch als neoklassische Auseinandersetzung mit dem Tod funktioniert – und noch dazu mit 42 Minuten zwar angenehm kurz ist, sich dabei aber vom Gehalt her anfühlt wie ein Doppelalbum.
Zu kritisieren habe ich daher nicht viel: Vielleicht hätte ein etwas wärmerer Gitarrensound dem Album noch gut getan, und einige wenige Gesangspassagen könnten kraftvoller vorgetragen sein. Aber dann höre ich wieder einen dieser herrlichen Rhythmen, die das Schlagzeug da so am laufenden Band produziert, oder eine dieser süchtig machenden Weisen, die die Streicher spielen – oder eben den Chor, der mir eine Ganzkörpergänsehaut beschert, und ich bin wieder völlig von den Socken. Gratulation!
Spielzeit: 42:09 Min.
Label: Moment Of Collapse
Veröffentlichungsdatum: 11.10.2024
Tracklist LAUDARE „Requiem“
Introitus
Dies Irae
Quid Sum Miser
Rex Tremendae
Quaerens Me
Lacrimosa
Offertorium
Hostias
Sanctus
Agnus Dei