JIMMY EAT WORLD: Damage

Lauwarme Rückkehr der College-Rock-Altmeister…

Da ist man noch gar nicht all zu lange Fahrer im Vampster-Rennstall und dreht zufrieden seine Runden im Bereich von Schwermetall-lastiger Musik, überfliegt ohne böse Hintergedanken die neuesten Veröffentlichungen im Promo-Pool, der wie üblich vor lauter Death- und Black Metal Geballer überzulaufen droht, und plötzlich das: Wie zum Geier haben sich ausgerechnet die ewigen College-Rocker JIMMY EAT WORLD mit ihrem neuen Album Damage hierher verirrt?! Diese Band zwischen unzähligen Albumtiteln, von denen gefühlt jeder zweite Themen wie Blut, Tod und Verderben behandelt, da kann man sich einfach ein ungläubiges Glucksen nicht verkneifen. Was für eine lustige Art, sich mal wieder zu begegnen, nachdem man sich so lange aus den Augen verloren hat. Plötzlich werden Erinnerungen an den Kunstunterricht in der 9. Klasse wach, der Disc-Man auf dem Tisch, man teilt sich die Billig-Kopfhörer mit dem Banknachbar und kratzt beseelt zu JIMMY EAT WORLDs Static Prevails auf seiner Linoleumplatte herum, um nachher doch wieder nur eine 3+ zu kassieren. Also hey, ein Review zu Ehren der Vergangenheit, warum nicht?

Der Opener Appreciation startet mit einem Gitarrenriff, das man so schon gefühlt 101 Mal gehört hat und sich zu einer durchschnittlichen Popnummer ohne besondere Höhepunkte entwickelt. Das Duo Adkins/Linton hat sich in Sachen Vocals keinen Deut verändert und scheint seinem Stil über die Jahre hinweg unverkennbar treu geblieben zu sein. Der Refrain des darauf folgenden Titeltracks kommt mit einer dermaßen süßen Pathetik um die Ecke, dass man fast Zahnweh davon bekommt. Weiterhin scheint es so, als hätte sich die Akustikgitarre mittlerweile zu einem wichtigen Bestandteil der Instrumentierung gemausert, siehe Book Of Love und Please Say No. Aber um mal Tacheles zu reden, wo bleiben eigentlich die großen Melodien und die mitreißenden Refrains, die sich verantwortlich für die musikalische Größe der frühen Machwerke der Truppe aus Arizona zeigen? Leider Fehlanzeige. Ab und zu blitzt das vormals nahezu untrügliche Gespür für solche Momente doch noch auf, man beachte hierzu den ohrwurmigen Chorus von I Will Steal You Back. How You’d Have Me schmückt sich noch mit ein paar übrig gebliebenen Federn ihres Durchbruch-Albums Bleed American, der Rest fließt teilnahmslos in Richtung Belanglosigkeit und birgt keinerlei rhythmische Kantigkeit oder sonst etwas, was in irgendeiner Form aufhorchen lässt. Die Namen der letzten beiden Tracks, Byebyelove und You Were Good, setzen dem uninspiriert wirkenden Geschehen die Ironie-Krone auf.

Aber alles halb so wild, die Sachen sind absolut radiotauglich und schön glatt produziert. Damage funktioniert ganz sicher für ein etwas anspruchsloseres Publikum, das nicht immer wieder aufs Neue überrascht werden will/muss. Der Rezensent jedoch winkt im Fall von Damage dankend ab, kramt dafür lieber nochmal die unbestrittenen Klassiker Clarity und Static Prevails aus, bestaunt energiegeladene Popsong-Perlen wie Bleed American und kann einfach nicht anders, als für diese Großtaten noch einmal dankbar innezuhalten. Für Damage gibt es leider nur noch ein flüchtiges Abnicken.

Veröffentlichungstermin: 07.06.2013

Spielzeit: 38:00 Min.

Line-Up:
Jim Adkins – Gitarre, Gesang
Tom Linton – Gitarre, Gesang
Rick Burch – Bass
Zach Lind – Schlagzeug

Produziert von Jimmy Eat World
Label: Sony Music

Homepage: http://www.jimmyeatworld.com
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/jimmyeatworld

Tracklist:
1. Appreciation
2. Damage
3. Lean
4. Book of Love
5. I Will Steal You Back
6. Please Say No
7. How’d You Have Me
8. No, Never
9. Byebyelove
10. You Were Good

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