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JESSE EVANS AND THE CRASH: Hunger

Für Fans solider handgemachter Musik, die neben Metal gelegentlich noch andere Götter gelten lassen, allemal einen Probedurchgang wert: Frischer, unverkrampfter Blues-Rock mit der ein oder anderen Folk-, Pop- und Southern-Rock-Anleihe…

Musikalischer Durchschnitt fällt in jedem Genre ab, doch mitunter kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Blues-Rock-Branche besonders reich damit „gesegnet“ ist. Ärgerlich bisweilen, diese Ansammlungen junger bis mittelalter Musiker, die inspirationsarme Langeweile mit Traditionsbewusstsein und fehlerfreie Intonation von Blues-Skalen mit Authentizität verwechseln. JESSE EVANS AND THE CRASH unterliegen glücklicherweise – praise the lord! – weder dem einen noch dem anderen Missverständnis. Ihre Interpretation dieses Stiles klingt frisch und unverbraucht, spart nicht mit einprägsamem Melodiegehalt und strapaziert den Hörer nie mit angestrengten Purismus-Posen, die es vor 30 Jahren schon besser und wahrhaftiger zu bestaunen gab.

Neben Blues und Rock dürfen auch Pop, Folk, Country und das typische Singer/Songwriter-Ding ein Wörtchen mitreden, und mehr als einmal glaubt man, einem imaginären Mucker-Konglomerat aus Jimi Hendrix, Eric Clapton aka Derek und seinen Dominoes und LYNYRD SKYNYRD und hier und da gar Bob Seger (man höre ‚Where I Stand‘ und ‚295 Years‘) zu lauschen. Seele, Können und melodisches Gespür halten sich die perfekte Waage, Orgel, gospelnahe Frauenchöre und virtuos-gefühlvolle Soli fügen sich wunderbar zusammen und sorgen – gekonnt inszeniert – für exakt jenen Tick organischer Wärme, dem ein gewisser Mr. Moore schon seit den allerersten Gehveruschen in Sachen Blues verzweifelt hinterher hechelt.

„Hunger“ ist ein höchst erfreuliches Debüt

Insbesondere das großzügig eingestreute Balladenliedgut profitiert von diesen Stärken und entfaltet zwischen Lagerfeuerromantik und Schummerclub-Flair reichlich Ausstrahlung. Flottere und/oder kräftigere Stücke wie ‚Don’t Keep Me Wondering‘, ‚Treason‘ und ‚To Be Loved‘ verlassen sich hingegen stark auf ihren munteren Groove, den die Band glaubhaft und kompetent genug in Gang bringt, um auch den unwilligsten Fuß zum Wippen zu bringen. Hittip: ‚My World Is Changing‘, das klingt, als hätten gewiefte Musik-Genetiker einen homogen tönenden Hybriden aus ‚Save Tonight‘ (Eagle Eye Cherry) und ‚Forever Man‘ (Eric Clapton) herangezüchtet.

Fazit: Ein höchst erfreuliches Debüt, das lediglich zweimal im Genre-Mittelmaß herumdümpelt (‚Superhypermost‘, ‚Gasoline‘), ansonsten aber rundum überzeugende Songkost zu bieten hat. Für Fans solider handgemachter Musik, die neben Metal gelegentlich noch andere Götter gelten lassen, allemal einen Probedurchgang wert…

Veröffentlichungstermin: 03.09.2001

Spielzeit: 58:03 Min.

Line-Up:

Jesse Evans – Guitar, Vocals
Brian T. Coody – Bass
Steven Werner – Drums

Label: Happy Trigger Music

JESSE EVANS AND THE CRASH „Hunger“ Tracklist

  1. To Be Loved
  2. My World Is Changing
  3. Cold Heart
  4. Sea Of Happiness
  5. Treason
  6. From Where I Stand
  7. Caught Up In You
  8. Don’t Keep Me Wandering
  9. 295 Tears
  10. Bad Love
  11. Superhypermost
  12. Avenue D
  13. Gasoline