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ISENORDAL: Requiem for Eirênê

“Requiem for Eirênê” von ISENORDAL aus Seattle schillert in den dunkelsten Doom Metal Farben…

Manchmal dauert es ja doch ein wenig länger, bis ein Album – vor allem eines aus dem erweiterten Doom-Bereich – bei mir einen Fuß in der Tür hat. Oft passiert das auch gar nicht. ISENORDAL aber brauchen genau zwei Minuten, um mich am Haken zu haben: “A Moment Approaches Eternity” beginnt mit majestätischer Orgel und wehmütiger Viola und genau den wehmütigen Akkorden, die ich brauche, um weltverloren in den Abgrund zu starren; und als dann der Metal-Teil beginnt, schön dumpf abgemischt, das Growlen kaum vernehmbar, da weiß ich: Das ist Funeral Doom, wie ich ihn mag, das wird was.

Zumal die Band aus Seattle es nicht beim Funeral Doom belässt. Bestimmendes Element ist die Viola – zum Glück meisterhaft gespielt und gar nicht quengelig klingend (wie bei anderen Bands mit ähnlichem Hintergrund schon zu oft erlebt) -, und zu den Growls gesellen sich fieses Black-Metal-Gekrächze und sowohl männlicher als auch weiblicher Klargesang. Dabei können beide Stimmfarben zunächst nicht voll überzeugen, mausern sich aber über die Albumdistanz so weit, dass es nicht weiter stört und im Falle von Sängerin Eva Vonne sogar ausnehmend gut gefällt.

“Requiem for Eirênê” schillert in den dunkelsten Farben

Denn vor allem sie ist es, die auf “Requiem for Eirene” glänzen darf, sowohl mit glockenhellem Gesang, der über den Instrumenten schwebt, als auch in den ruhigen Parts ohne jede Metal-Beteiligung. Da gibt es dann neben der Viola auch noch ein unheilvolles Cello zu hören, und auch das wird genau so gespielt, wie die Musik es verlangt. So erschaffen ISENORDAL eine Stimmung, die zwischen tiefer Trauer und zarter Hoffnung pendelt und dazwischen alles auslotet, was so dazugehört: auch Wut ist dabei, Angst, sogar etwas Ekstase.

Ja, “Requiem for Eirênê” ist keine eintönige Angelegenheit, und das Erscheinen im Frühjahr trotz des zunächst herbstlich anmutenden Genres eigentlich ganz schön passend: Das Album schillert in zahlreichen düsteren Farbtönen, und wer das Cover betrachtet und dezente Osterfeuer-Vibes wahrnimmt, liegt m.E. auch nicht falsch – ISENORDAL wirken auf mich nicht wie eine todessehnsüchtige, sondern wie eine lebensfrohe Band, eine Band im Aufbruch.

ISENORDAL wollen vielleicht etwas zuviel

Dass sie dabei etwas zuviel will in den einzelnen Parts und das ausufernde Songwriting nicht immer nachvollziehbar erscheint – geschenkt. Man braucht reichlich Geduld, um diese Kompositionen zu durchdringen, aber die Band nimmt einen zum Glück durch zahlreiche packende Riffs und herausragende Einzelleistungen (der weibliche Gesang in “Await Me, Ultima Thule” z.B.) immer wieder an die Hand, so dass man weiß, man ist nicht verloren, wenn eine Passage mal wieder etwas überfrachtet wirkt.

Über 55 Minuten ist das allerdings wirklich eine Herausforderung, zumal die zweite Hälfte des Albums gegenüber der ersten bezüglich solcher großartiger Momente etwas abfällt. Da das Werk aber mit dem kurzen Titelsong eine wunderschöne melancholische Verschnaufpause aus Klavier, Viola und Frauengesang genau in der Mitte hat, ist auch dieses Problem zumindest abgemildert. Und schlecht ist der zweite Teil keineswegs – auch hier sorgen Orgel, Viola, Drums und Growling wieder für majestätische Grandiosität im Untergang.

Was es evtl. aber nicht bräuchte, sind die Ausflüge in den Black Metal, zumal die Snare dafür einfach zu sehr nach Peitsche klingt und die Gitarren zu sehr nach Dreck – da wäre in der Soundgestaltung mehr drin gewesen. Letztlich ist “Requiem for Eirênê” aber eine große Überraschung für mich, der ich mit ISENORDAL bisher eher wenig anfangen konnte, und ein mehr als willkommener Soundtrack für das langsame Erwachen des Lichts im Frühjahr.

Spielzeit: 55:44 Min.

Veröffentlichungstermin: 8.3.2024

Label: Prophecy Productions

Line-Up:
Kerry Hall – guitar, vocals
Eva Vonne – viola, vocals
Lieu Wolfe – keyboards, vocals
Jeff King – bass, cello, wooden flute, additional strings
Brian Spenser – drums, vocals

ISENORDAL”Requiem for Eirênê” Tracklist

1. A Moment Approached Eternity
2. Await Me, Ultima Thule (Audio bei YouTube)
3. Requiem for Eirênê
4. Epiphanies of Abhorrence and Futility (Audio bei YouTube)
5. Saturnine Apotheosis

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