Cover und Musik bilden eine Einheit.
Von der Farbwahl her ist das Titelbild sicherlich sehr eintönig ausgefallen. Ähnlich verhält es sich beim Power/Speed Metal-Gemisch auf dem dazugehörigen Silberling. INTENSE verzichten generell auf große Chöre und Ohoho-Passagen und agieren bodenständig in stilistischer Nachbarschaft zu klassischen Bands wie JAG PANZER und ICED EARTH. Die Band variiert das Grundtempo, meidet allerdings Überschreitungen des Tempolimits.
Sänger Sean Hetherington wirkt wie die kleine, dunkle Gestalt in der Bildmitte. Vom Songwriting her stehen nämlich die Gitarren im Mittelpunkt, die mit straighten Riffs und vereinzelten Leadpassagen aufwarten. Der in mittleren Lagen angesiedelte Gesang vermag dagegen über weite Strecken einfach nicht die Aufmerksamkeit des Hörers zu erregen. Meistens tritt er erst im Refrain in Erscheinung. Da macht er seine Sache dann aber ausgesprochen gut.
Was das Cyborg-Element auf dem Cover zu bedeuten hat, weiß ich nicht. Das musikalische Gegenstück dazu sind jedenfalls die Keyboards, die allerdings weniger prominent in der Musik vorkommen. Die Landschaft im Hintergrund deutet an, dass INTENSE Fantasy-Einflüsse in ihrer Musik verarbeiten. Diese werden aber nie zum Selbstzweck. Denn über weite Strecken gibt es traditionelles Kraftfutter, das allerdings ein wenig unter der Produktion leidet. Der Sound an sich ist zwar einwandfrei. Doch es fehlt der Druck, den derart Gitarren-orientierte Musik einfach braucht.
Nun zu dem Adler, der in der rechten Hälfte etwas versteckt ins Bild schaut. Ich interpretiere ihn an dieser Stelle als Verfechter des wahren Metal! Dieser dominiert die ersten drei Stücke, von denen vor allem War of Angels mit Mitshouten einlädt. Im weiteren Verlauf verliert sich der Adler/Metal bisweilen in soften Akustikteilen (bzw. den Wolken im Hintergrund), bricht jedoch rechtzeitig wieder daraus hervor.
Ansonsten gibt es links noch einen Wasserfall sowie den Pfad, der vom unteren Bildrand emporsteigt: Der Wasserfall unterstreicht nochmals die führende Rolle der Gitarren, die oft mit fließenden Teilen Stücke wie Collision of Destinies dominiert.
Der sich windende Pfad gleicht dem Aufbau des Albums: Zu Beginn ist zwar noch nicht ganz klar, wohin die Reise geht, doch der Weg schaut gut aus. Bald schon erkennt man aber die Richtung. Bis zum dritten Song tendiert die Musik zum Adler/Metal hin, ehe eine ganze Reihe aufgelockerter Nummern einen umschwenken lassen. Wie eingangs beschrieben bewegt man sich in einem klar abgesteckten (stilistischen) Rahmen, denn selbst ruhige Nummern wie das balladeske Autumnheart (cooler Titel) und der Schlusstrack Your Final Breath besitzen einige härtere Teile.
Fazit: Second Sight ist ein solides Album geworden, allerdings sicherlich kein zweites Into The Mirror Black. Es wird wohl auch keine neue Welle britischen Schwermetalls auslösen. Andererseits halten INTENSE in ihrer Heimat die Fahne des klassischen Metal hoch und verdienen dafür Respekt. Erhältlich für 15,50 Euro bei Hellion.
Veröffentlichungstermin: 19.07.2004
Spielzeit: 55:42 Min.
Line-Up:
Sean Hetherington: Gesang
Nick Palmer: Gitarre
Dave Peak: Gitarre
Adrian Ady Danger Lambert: Bass
Neil Ablard: Schlagzeug
Label: Underground Symphony
Homepage: http://www.intense-uk.com
Tracklist:
1. Intro – Premonition
2. One Twenty
3. The Winged
4. War of Angels
5. Seeds of Betrayal
6. The Skull of Sidon
7. Inside Torment
8. Collision of Destinies
9. Autumnheart
10. Path of the Dark
11. Your Final Breath