Das Beste aus beiden Welten? Offenbar haben HORIZON IGNITED keinerlei Probleme, althergebrachte Gepflogenheiten mit aktuellen Trends zu vermengen. Den charakteristischen Groove moderner Spielarten machen sich die tief gestimmten Gitarren in „Ashes“ zu eigen, bevor „Baptism By Fire“ das Gaspedal durchdrückt, um uns in kompakten zwei Minuten mit klassischem Riffing einen Kopf kürzer zu machen. Wie vielseitig der Melodic Death Metal sein kann, erfahren wir auf „Tides“ somit schon innerhalb der ersten Viertelstunde.
Dort gab es nämlich zuvor im Opener „Beneath The Dark Waters“ eine überraschende Symbiose aus AMORPHIS und BLOODRED HOURGLASS. Dass Sänger Okko Solanterä hier kurzzeitig sogar in der finnischen Muttersprache singt, passt somit ohnehin wie die Faust aufs Auge. Grundsätzlich ruft der Frontmann auf „Tides“ eine hervorragende Leistung ab, die im harschen Bereich zwischen giftigen Screams und mürrischen Growls wechselt (u.a. „Welcome To This House Of Hate“), doch auch dann zu überzeugen weiß, wenn im symphonisch untermalten „My Grave Shall Be The Sea (Leviathan pt. II)“ die eigene Singstimme gefragt ist.
HORIZON IGNITED vernachlässigen zum Ende hin die Abwechslung, sind mit „Tides“ aber auf dem richtigen Weg
Es dauert also eine ganze Weile, bis sich HORIZON IGNITED inmitten der vielseitigen Songansätze erstmals zurück auf vertrautes Terrain begeben. Dass sich das Sextett zu Beginn der zweiten Albumhälfte gleich wiederholt an stampfender Rhythmik und klar gesungenen Refrains versucht („Prison Of My Mind“, „Fraction Of Eternity“), ist daher zunächst ein kleiner Dämpfer. Nicht weil die Songs schlecht wären, aber weil der bunte Blumenstrauß an Ideen plötzlich einen deutlich erkennbaren Farbeinschlag erhält.
Tatsächlich durchbricht einzig die melodische Leadgitarre im zuversichtlichen Titeltrack den Midtempo-Trott, den HORIZON IGNITED unbedingt mit einem weiteren schnellen Track hätten ausschmücken sollen. Dann hätte sich „Tides“ nämlich den anfänglichen Elan bis zum Ende hin bewahren können. Dort runden Streicher-Spitzen und packender Klargesang das Werk zwar stimmig ab, hinterlassen nach „Fragments“ aber dennoch das Gefühl unerfüllten Potenzials; dass aus diesem guten auch ein herausragendes Werk hätte werden können, wenn sich die Band doch einmal mehr am Melodeath der Vergangenheit orientiert und das Tempo variiert hätte. Das Beste aus beiden Welten? Nicht über die komplette Strecke zwar, doch grundsätzlich sind die Finnen auf dem richtigen Weg.
Veröffentlichungstermin: 21.02.2025
Spielzeit: 41:07
Line-Up
Okko Solanterä – Vocals
Johannes Mäkinen – Gitarre
Vili Vottonen – Gitarre
Miska Ek- Keyboards
Jiri Vanhatalo – Drums
Jukka Haarala – Bass
Produziert von Juho Räihä und Chris Clancy (Mix und Mastering)
Label: Reaper Entertainment
Homepage: https://horizonignited.com
Facebook: https://www.facebook.com/HorizonIgnited/
Instagram: https://www.instagram.com/horizonignited
HORIZON IGNITED “Tides” Tracklist
1. Beneath The Dark Waters (Video bei YouTube)
2. Ashes (feat. Jaakko Mäntymaa) (Video bei YouTube)
3. Baptism By Fire
4. Welcome To This House Of Hate (Video bei YouTube)
5. My Grave Shall Be The Sea (Leviathan pt. II)
6. Prison Of My Mind (Video bei YouTube)
7. Fraction Of Eternity
8. Aurora’s Dance
9. Tides
10. Fragments