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HAVUKRUUNU: Tavastland

Finnland, Land der tausend Seen, der depressiven Einsiedler, der Black-Metal-Bands. HAVUKRUUNU überleben bereits seit 2005, ihre Musik ist ausgesprochen lebensbejahend, triumphal und kämpferisch. So auch auf „Tavastland“, das die bisher stärksten Songs der Bandgeschichte parat hält.

Finnland, Land der tausend Seen, der depressiven Einsiedler, der Black-Metal-Bands mit dezent faschistoidem Anstrich – soweit die Klischees, denn HAVUKRUUNU überleben bereits seit 2005, haben bisher vier Alben veröffentlicht, gelten als des Faschismus unverdächtig, und ihre Musik ist ausgesprochen lebensbejahend, triumphal und kämpferisch. So auch auf „Tavastland“, das die bisher stärksten Songs der Bandgeschichte parat hält.

Man hätte Angst haben können, dass HAVUKRUUNU mit dem Sprung auf ein größeres Label massentauglicher werden würden. Aber obwohl ihre Musik sehr eingängig ist, ist sie nach wie vor weit entfernt von „Pagan Metal“ aus Plastik. Stattdessen hören wir Pagan Metal, der sich an den Wurzeln des Genres orientiert und bei aller Lebensfreude nie vergisst, dass die Welt für die meisten von uns alles andere als rosig aussieht. Wenn auch evtl. deutlich rosiger als 1237, als die Tavastianer (ein Stamm aus Süd-Finnland) sich gegen die Kirche auflehnten und deren Päpste nackt in den Frost trieben, auf dass sie dort sterben würden.

Besonders bestimmend für die finstere Atmosphäre, die „Tavastland“ auszeichnet, ist das Bassspiel des nach acht Jahren Pause zurückgekehrten Humö Mörkstunde. Was der an seinem Instrument vollbringt, ist eine wahre Wonne und hebt die Band für sich allein schon aus dem Einheitsbrei atmosphärischen Black Metals, der heutzutage das Internet überflutet, heraus. Aber nicht nur das: Man hört an allen Ecken und Enden, dass HAVUKRUUNU einfach die nötige Erfahrung und Gelassenheit haben, um einen kathartischen Hit nach dem anderen auf die Welt loszulassen. Das auf konstant hohem Bombast-Niveau, mit Ausnahme vielleicht von „Unissakävija“, dem für mich ob seiner effektiven Melancholie und seiner ungewöhnlichen Struktur noch mal besseren Song, dem klaren Höhepunkt eines im Grunde wirklich brillianten Black-/Pagan-Metal-Albums.

Fantastisches Bassspiel, nicht so fantastischer Sound – aber großartige Songs

Wichtig für die Brillianz ist aber selbstverständlich auch der Klang eines Albums, und an den muss man sich hier echt gewöhnen. Zwar sind die Instrumente sehr schön voneinander differenziert, aber das geht zu Lasten von Wärme und Fülle, und es fehlt deutlich an Mitten, die Gitarren und Bass zusammenhalten würden. HAVUKRUUNU hatten immer schon einen arg komprimierten Sound, und auch auf „Tavastland“ scheint er mir sehr zusammen gepresst zu sein. Die Instrumente klingen irgendwie klein und sehr trocken, was sich mit dem bombastischen Charakter der Musik leider doch ein wenig beißt. Für rohen, klassischen Black Metal wäre das gut, aber HAVUKRUUNU haben nunmal deutlich mehr in petto. Und eben das spielen sie durch diese dünne Produktion einfach nicht aus.

Diesen Schönheitsfehler mal außer Acht gelassen können HAVUKRUUNU auf „Tavastland“ aber mit lieblichen Melodien, majestätischen Chören, stimmungsvollen Akustikgitarren und nicht zuletzt schneidenden, abwechslungsreichen Riffs und einigen Wahnsinns-Soli rein musikalisch voll überzeugen und sollten jedem Fan dieser Musikrichtung genau das geben, was er von ihr erwartet.

Spielzeit: 53:38 Min.

Veröffentlichungsdatum: 28.02.2025

Label: Svart Records

HAVUKRUUNU „Tavastland“ Tracklist

1. Kuolematon Laulunhenki
2. Yönsynty
3. Havukruunu Ja Talvenvarjo (Audio bei YouTube)
4. Tavastland (Lyric-Video bei YouTube)
5. Kuoleman Oma
6. Unissakävijä
7. Kun Veri Sekoipuu Lumeen
8. De Miseriis Fennorum