Mit HAREM SCAREM ist das so eine Sache. Ich wäre der Letzte der nicht zugeben würde, dass die Kanadier mit ihrem zweiten Album Mood Swings 1993 einen kleinen Genre-Klassiker erschaffen haben und auch mit dem darauf folgenden Voice Of Reason kräftig punkten konnten. Danach tendierte die Band in eine eher alternative Ecke um dann wieder traditionelle Hard Rock-Pfade zu betreten. Irgendwann kam dann aber der Zeitpunkt, an dem die Band ihren Stil quasi gefunden hatte und sich zumindest für meine Ohren nicht mehr weiterentwickelte. Spätestens seit dem 2002er Album Weight Of The World weiß der geneigte Fan schon im Vorfeld, was er geboten bekommt. Kompositorisch und arrangementtechnisch perfekte Songs mit starker Gitarrenarbeit und super ausgefeilten Gesangslinien, immer schön auf 40 bis 45 Minuten verteilt.
Leider ist Human Nature jetzt aber bereits das weiß-wievielte Album ohne jegliche Überraschungen. Jedes Stück wird klasse dargeboten und es gibt Hooklines wie Sand am mehr, trotzdem habe ich jeden einzelnen Track und jede Melodie von HAREM SCAREM selbst schon mal gehört und ohne jetzt böse klingen zu wollen: Für mich hat die ganze Chose mittlerweile einen tüchtigen Touch Fließbandarbeit abbekommen, ganz nach dem Motto die Fans bekommen was sie wollen und wir machen´s wie immer nach Schema F und sparen Zeit!
Natürlich sind HAREM SCAREM eine klasse Band mit fantastischen Musikern, natürlich können sie Songs schreiben, aber sie haben mit den ersten Alben bewiesen, dass eine stetige Weiterentwicklung durchaus stattfinden kann, ohne die eigenen Roots zu verleugnen, während Human Nature für mich klingt, als kochten sie das gleiche Süppchen zum fünften Mal. Songs wie z.B. Reality oder Don´t Throw It Away klingen selbstverständlich geil, waren aber in ähnlicher Form bereits auf jedem der letzten paar Alben zu hören und bilden dabei auch leider keine Ausnahme. Lediglich das QUEEN-mäßige Give Love/Get Love und das modernere 21 heben sich stilistisch vom Rest etwas ab, sind dafür jetzt aber auch nicht die Hämmer vor dem Herrn.
Bevor dieses Review zum Verriss ausartet: Diese CD ist für zwei Sparten von Hörern gedacht, nämlich die…
1. Die Hard-Fans, die genau das wollen, was die Jungs schon seit einigen Jahren machen
2. Neueinsteiger, die auf melodischen Hard Rock mit starken Hooks und eine ausgewogene Mischung aus Gute-Laune-Songs und Balladen stehen.
Wer wie ich kein besonderes Faible für Stagnation entwickelt hat und insbesondere bei hardrockigen Klängen Angst vor bereits gelutschten Bonbons hat, der hoffe, dass die dritte CD von DREAMTIDE nicht lange auf sich warten lässt, der Rest schlägt zu und bekommt eine CD die für sich gesehen stark ist, in der Gesamtdiskografie von HAREM SCAREM aber nicht großartig hervorzuheben ist.
Veröffentlichungstermin: 12.01.2007
Spielzeit: 45:04 Min.
Line-Up:
Harry Hess – vocals, guitars, keys
Pete Lesperance – guitars, vocals
Barry Donaghy – bass, vocals
Craighton Doane – drums
Produziert von Harry Hess & Pete Lesperance
Label: Vespa Music Group
Homepage: http.//www.haremscarem.net
Tracklist:
01. Human Nature
02. Next Time Around
03. Caught Up In Your World
04. Reality
05. Hangin On
06. Don´t Throw It Away
07. Give Love/Get Love
08. 21
09. Starlight
10. Going Under
11. Tomorrow May Be Gone