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GRIFFON: De Republica

Die Franzosen GRIFFON haben sich viel vorgenommen und liefern einen Parforceritt durch die Geschichte der französischen Demokratie. Aber liefern sie auch ein gutes Black-Metal-Album?

Man möge mich korrigieren, wenn ich falsch liege, aber was GRIFFON hier machen, hat durchaus Seltenheitswert (und hat deshalb mein Interesse geweckt): Die Band nimmt sich – wohl aus linksliberaler Perspektive – markante Ereignisse der französischen Geschichte vor, um daraus epischen melodischen Black Metal zu schmieden. Musikalisch ist das dem Ansatz der Landsmänner von VEHEMENCE ähnlich, wobei GRIFFON weniger auf Wiederholungen setzen und mehr auf die totale Überwältigung mit allem, was man hat.

Abgefrühstückt werden u.a. die Ermordung von Jean Jaures 1914, das Ende der Monarchie 1830 und die blutige Niederschlagung der Pariser Commune 1871, aber auch das aus Sicht der Band antidemokratische Gebaren von Präsident Macron 2022 und die Unruhen in der Bevölkerung daraufhin. Schwerer Stoff, der nach schwerer Musik verlangt, allein, GRIFFON liefern diese nicht. Was sie stattdessen tun, ist – wie in Single und Opener “L’Homme du Tarn” – einen fröhlichen Singalong-Refrain einsetzen und ansonsten meistens episch herumballern, bis der letzte Demokratiegegner am Boden liegt.

“De Republica” ist ein Album wie eine Geschichtsstunde

Dass nur in der Single wirklich clean gesungen wird, ist zu verschmerzen, da die Qualität dieses Gesangs sich doch arg in Grenzen hält, aber dass die Lieder allesamt mehr oder weniger unbemerkt ineinander übergehen, weil es ihnen an packenden Widerhaken und musikalischem Abwechslungsreichtum mangelt, lässt die epische Geschichtsstunde leider qualitativ eher in Richtung des vom Rezensenten erlebten gymnasialen Geschichtsunterrichts der 90er Jahre trudeln: Es ist recht anstrengend, “De Republica” zu lauschen.

Dabei ist das Album eigentlich nicht schlecht: GRIFFON haben sich viele Gedanken gemacht über die Struktur ihrer Lieder und beherrschen ihre Instrumente; einzelne Passagen lassen aufhorchen, und es gelingt ihnen grundsätzlich, das Gefühl politischer Unruhen auf die Hörerschaft zu übertragen. Das allein ergibt aber noch kein packendes Album, vor allem, da das höhenlastige Klangbild und der exzessive Einsatz der Double-Bass auf mich schlichtweg ermüdend wirken auf Dauer und der Band spätestens in der zweiten Hälfte hörbar die Ideen ausgehen, so dass “De Republica” leider auch relativ uninspiriert endet. So bleibt unterm Strich ein spannender Ansatz, ein tolles Artwork und eine packende Single, aber kein überzeugendes Album.

Spielzeit: 36:54 Min.

Veröffentlichung am 16.02.2024 auf Les Acteurs de l’Ombre Productions

GRIFFON “De Republica” Tracklist

1. L’Homme du Tarn (Lyric-Video bei YouTube)
2.The Ides of March
3. La Semaine Sanglante
4. A l’Insurrection (Audio bei YouTube)
5. La Loi de la Nation
6. De Republica

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