GENE SIMMONS: Asshole

„Asshole“ ist haargenau das Album geworden, das ich erwartet habe. KEIN KISS-Album, sondern eine vielseitige und facettenreiche Scheiblette.

Fast 26 Jahre nach seinem ersten Soloalbum legt KISS-Basser/Sänger GENE SIMMONS nun sein zweites Soloalbum vor. Ich finde den Titel „Asshole“ sehr gelungen, denn erstens gibt sich der als Chaim Witz geborene Simmons keinerlei bzw. kaum Mühe, in der Öffentlichkeit NICHT wie eines zu wirken. Und zweitens finde ich es mutig, ein Album mit einem solchen Titel zu veröffentlichen, wo man doch weiß, dass die Amis ein etwas gestörtes Verhältnis zu – sagen wir mal – etwas expliziten Worten haben. Für mich ist „Asshole“ haargenau das Album geworden, das ich erwartet habe. „Asshole“ ist KEIN KISS-Album, sondern genau die vielseitige und facettenreiche Scheiblette, die ich mir erhofft habe.

Waren es auf dem ersten Solowerk Gäste wie Joe Perry (AEROSMITH), BOB SEGER, DONNA SUMMER, CHER oder KATE SAGAL (besser bekannt als die Darstellerin der „Peggy Bundy“ aus „Eine schrecklich nette Familie“) zu hören, so wurde Mr. Moneymaker beim Einspielen der Songs dieses Mal von u.a. BRUCE KULICK (Ex-KISS, UNION), Eric Singer (der momentane KISS-Trommler), RICHIE KOTZEN (u.a. der Gitarrist von POISON) und einigen vielen mir unbekannten Musikern unterstützt.

Der Hauptunterschied zum ersten Album ist der, dass Gene auch beim Songwriting sehr auf fremde Hilfe zurückgriff. Damit meine ich gar nicht mal das recht originalgetreue Remake von THE PRODIGY’s „Firestarter“ (mit Dave Navarro an der Gitarre), sondern eher die Tracks „Beautiful“ und „Asshole“, die komplett aus der Feder Dritter stammen und für die sich Herr Simmons nicht mal Credits anschrieb.

Doch nun zu den Songs. Dass bei der beschriebenen Stilvielfalt einem nicht jeder Song gleich gut gefällt, dürfte logisch sein – aber nichtsdestotrotz ist die Ausfallquote eher gering.

Das bereits 1978 geschriebene “Sweet & Dirty Love” klingt sehr KISS-ig und hätte auch auf Scheiben wie “Animalize” oder Lick it up stehen können. Ähnliches gilt auch für das recht harte “Weapons Of Mass Destruction” – interessanterweise die beiden Tracks, auf denen die Herren Kulick und Singer zu hören sind. Auch „Carnival Of Souls“ hat einen KISS-Touch und wurde nicht umsonst für das entsprechende Album geschrieben.

Ein gänzlich anderes Klientel wird dagegen mit einem Song wie Waiting For The Morning Light (geschrieben mit BOB DYLAN) bedient. Gene versucht hier richtig (über zwischenmenschliche Auseinandersetzungen) zu singen und wird dabei von Klavierklängen bzw. zuckersüßen Chören begleitet – auch „Beautiful“ und „1000 Dreams“ (mit schmalzigen Synthie-Streichern – erinnert sehr an das erste Solowerk) schlagen in diese Kerbe – und auch „Now That You´re Gone” ist nicht gerade ein Hardrock-Kracher der Güteklasse A. Im Gegenteil, hier macht Gene deutlich, dass er gerne einer der BEATLES gewesen wäre. Unterstützt wird er hier (gesangstechnisch) übrigens von seiner Tochter, seinem Sohn und seiner wirklich immer noch attraktiven Lebensgefährtin Shannon Tweed und einem sehr coolen Honkytonk-Piano.

Ein echtes Highlight ist dagegen der Titelsong. Ein Gute Laune-Rock’n’Roll-Song mit echtem Ohrwurmcharakter und einigen selbstironischen Textzeilen. Auch das eher melancholisch-nachdenkliche „If I had A Gun“ kann mich überzeugen, was ich vom abgefahrenen, experimentellen und bluesigen „Black Tongue“ nur bedingt behaupten kann. Ein Stück, das Gene mit FRANK ZAPPA schrieb. Genauergesagt bekam er die Erlaubnis ein bisher unveröffentlichtes Songfragment Zappa’s verwenden zu dürfen und strickte daraus – zusammen mit der Zappa-Family (Dweezil, Ahmet, Moon und Gyle) – einen Song, der zumindest für Zappa-Fans interessant sein könnte (schließlich sind hier auch einige „spoken words“ des verstorbenen FRANK ZAPPA zu hören).

Alles in allem ein facettenreiches Album, das aber durch diesen Umstand auch wenig homogen klingt. Ein zerrissenes Album, mit einigen sehr guten, etlichen guten und wirklich nur ganz wenigen durchschnittlich-schwachen Stücken. Ich hätte allerdings auf einem GENE SIMMONS-Album lieber GENE SIMMONS-Stücke gehört. Nicht schlecht, Du Asshole!

Veröffentlichungstermin: 17.05.2004

Spielzeit: 44:45 Min.

Line-Up:
Gene Simmons (Lead Vocals, Rhythm Guitar On Track 3; Bass On Track 1, 3, 7, 10, 11; Background Vocals On Track 3, 4, 6, 7)

Bruce Kulick (Guitars On Track 1 & 3)

Eric Singer (Drums On Track 1 & 3)

Ritchie Kotzen (Guitars On Track 10 & 11)

Frank Zappa (Spoken Words & Rhythm And Solo Guitars On Track 10)

Dweezil Zappa (Lead Guitar And Background Vocals On On Track 10)

Ahmet Zappa (Background Vocals On Track 10)

Moon Zappa (Background Vocals On Track 10)

Gayle Zappa (Background Vocals On Track 10)

Mark Addison (Drums, Bass, Keyboards, Guitar And Background Vocals On Track 5)

Nina Singh (Drums, Vocals, Guitar And Percussion Track 5)

Frank Tolstrup (Drums, Bass, Rhythm Guitar, Percussion On Track 6)

Thomas Ruud (Rhythm And Lead Guitars On Track 6)

Dave Williams (Background And Harmony Vocals On Track 8)

Dan Cuprier (Drums On Track 8)

Holland Mcrae (Lead Guitar On Track 8)

Brian Lebarton (Piano On Track 8)

Bag (Guitar, Bass, Keyboards, Drums, Background Vocals On Track 9, 12 & 13)

Jeff Diehl (Keyboards And Drum Recordings On Track 7)

Shannon Tweed (Background Vocals On Track 8)

Nick Tweed Simmons (Background Vocals On Track 11)

Sophie Tweed Simmons (Background Vocals On Track 7)

Louse Tweed (Background Vocals On Track 8)

Zachary Grant (Background Vocals On Track 7)

Kylie O´Brien (Background Vocals On Track 7)

Michelle Casio (Background Vocals On Track 8)

Nira Weiss (Background Vocals On Track 8)

Steve Parrish (Background Vocals On Track 11)

Chris Parrish (Background Vocals On Track 11)

Produziert von Gene Simmons
Label: Sanctuary Records

Homepage: http://www.genesimmons.com

Email: questions@genesimmons.com

Tracklist:
1. Sweet And Dirty Love

2. Firestarter

3. Weapons Of Mass Destruction

4. Waiting For The Morning Light

5. Beautiful

6. Asshole

7. Now That You´re Gone

8. Whatever Turns You On

9. Dog

10. Black Tongue

11. Carnival Of Souls

12. If I Had A Gun

13. 1.000 Dreams

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