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FURZE: Necromanzee Cogent

Es gibt Momente, in denen sogar ein Black Metaller lacht. Es gibt Newsmeldungen, auf die immer mindestens ein Messageboardeintrag humoristischer Natur folgt…

Es gibt Momente, in denen sogar ein Black Metaller lacht. Es gibt Newsmeldungen, auf die – egal wie klein und verschroben sie sein mögen – immer mindestens ein Messageboardeintrag humoristischer Natur folgt. Kombiniert man die Gegebenheiten aus diesen zwei Sätzen, kann nur von einer Band die Rede sein: FURZE. Getreu dem Sprichwort Nomen est Omen wird FURZE regelmäßig in dieselbe Spaßecke gedrängt wie TROLLKOTZE oder WINTERSCHISS. Als FURZE kürzlich bei Candlelight Records unter Vertrag genommen wurden, war die Sensation für Scherzkekse und Feuerzeugexperimentierer unter den Metallern perfekt – wer denkt angesichts dessen noch daran, dass ein Mitglied von 1349 vor zwei Jahren ein Konzert im FURZE-Shirt spielte oder dass Fenriz (DARKTHRONE) höchstpersönlich diese obskure Truppe mal empfohlen hat? Um so mehr stellt sich also die Frage, was hinter diesem kultigen Namen steckt.

Zum einen eine Bedeutung, welche zumindest vom deutschsprachigen Publikum nicht sofort wahrgenommen wird. Das Wort FURZE ist hier nicht als Verb zu verstehen, sondern bezeichnet die botanische Familie des weit verbreiteten Ginsterstrauchs. Und so bizarr es auch klingen mag, scheint der Ginster dieser 1992 in Trondheim gegründeten Ein-Mann Black Metal-Band zumindest teilweise symbolisch gerecht zu werden. Natürlich blüht die Band nicht gelb, aber die Widerstandsfähigkeit und die Rohheit der Pflanze widerspiegeln sich in merkwürdiger Art und Weise in der dargebotenen okkulten Black Metal-Vorstellung von Woe J. Reaper. Gleich wie der Ginster widrigen Witterungsverhältnissen trotzt, agiert FURZE unbeeindruckt von Klischees und schafft so eigenständigen Black Metal.

Während das Trident Autocrat-Album, welches anno 2000 erschien, noch recht flotten, rohen Black Metal bot, begeht Necromanzee Cogent andere steinige Pfade. Keiner der Songs dauert weniger als sechs Minuten, abgeschlossen wird das Werk vom 23minütigen Epos Sathanas` Megalomania. Leichte Kost, Frickeltechnik oder eine kristallklare Produktion sucht man bei FURZE vergebens. Bereits der Opener Séance versprüht eine magische und unheimliche Atmosphäre. Seltsam verfremdete Vocals zwischen Beschwörung und Gesang erinnern an die Sprache der anderen Welt in Twin Peaks, dann tauchen aus dem Nichts tonnenschwere, an die alten BLACK SABBATH-Zeiten erinnernde, doomige Gitarren auf, welche dem Song den Charme eines nahenden Unheils verleihen. Rotziges Black Metal-Gerumpel? Fehlanzeige. Spätestens bei den Textzeilen Feel the Urge of the same change / I receive the direct rays / I reap the weaker rays / I Furze ist die Ungeduld gestorben, die Faszination fängt den Hörer ein.

FURZE kosten die Langsamkeit aus, quälend, dunkel, verstörend. Erst nach und nach kommt Woe J. Reaper in die Gänge, mischt kranke Anleihen an die frühen Zeiten von DARKTHRONE in seine Mixtur, die hier und da wie ein krankes Kind aus der Stimmung bei AUTOPSY, SAMAELs Worship Him und den genannten BLACK SABBATH klingt. Dennoch ist Necromanzee Cogent stets eigenständig und die gerne auch dissonanten Kompositionen (herrlich schief etwa Leizla) bewegen sich in gänzlich nicht eingängigen Höhen und Tiefen. Die Gitarren spielen klar die Hauptrolle, die variantenreichen Vocals erscheinen nur sporadisch, verfehlen jedoch ihre stimmungsvolle Wirkung nie. Vereinzelt auftretende, schlichte Synths und Effekte geben Necromanzee Cogent eine zusätzliche, düstere Note. Die Texte sind mit Ausnahme von Dødsrikets Fremtred auf Englisch gehalten und wirken meist kryptisch. Bizarr und unfreiwillig komisch (eine Fussnote weist auf diese mögliche Interpretation hin: What a potential misunderstanding of an expression) ist wohl das kultige Herzstück in Silver Starlight: Earth is as alien as any star in the sky / So can you breath in Satan`s land? / Immensly furzing all heavens… Spätestens an dieser Stelle dürfte dann auch jeglicher Versuch gescheitert sein, den widerspenstigen FURZE-Musikstrauch mit rationalen Mitteln zu erfassen.

Insgesamt ist Necromanzee Cogent also ein sperriges, kaltes und krankes Album, welches weniger durch einzelne herausragende Songs auffällt, als durch die omnipräsente, düstere Atmosphäre. FURZEs Black Metal schwebt bisweilen hinüber in doomige Gefilde, doch zieht es einen so in seinen Bann, dass Stilschubladen nicht mehr existieren. Faszinierend.

Veröffentlichungstermin: 2003 / 2006

Spielzeit: 72:03 Min.

Line-Up:
Woe J. Reaper: alle Instrumente, Vocals

Produziert von Sweet Torment Creations of FURZE
Label: Apocalyptic Empire / Candlelight Records [Re-Release]

Homepage: http://www.furze.net

Tracklist:
1. Séance
2. For The Lust Of Darkness
3. Dødsrikets Fremtred
4. Leizla
5. Necrosaint Black Metal
6. Silver Starlight
7. Sathanas` Megalomania

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