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FLUTTR EFFECT: Marking Time

Sehr progressive Mischung aus allem, was man sich so vorstellen kann. Für die Hartgesottenen unter den Proggies!

Die ewige Frage, ob das Wörtchen progressiv jetzt im eigentlichen Sinne als fortschrittlich interpretiert werden sollte, vielleicht aber auch als komplex, als vertrackt, technisch oder doch nur uneingängig, stellt sich bei FLUTTR EFFECT (kein Schreibfehler) mit Sicherheit nicht. Bei eben diesen US Amerikanern treffen nämlich gleich alle fünf Attribute zu und wenn man so will, schlagen sie uns dadurch ein Schnippchen. Größeren, kommerziellen Erfolg werden sie dadurch wohl trotzdem nicht erlangen, ich gehe aber mal davon aus, dass ihnen das auch egal sein wird.

Die in Boston ansässige Band um Frontfrau Kara Trott macht laut Bandinfo Musik, in welcher jazzige, metallische, proggige, rockige, trip-hoppige, folkige, poppige, gothische und klassische Einflüsse verarbeitet werden – besser oder schlechter kann ich´s auch nicht formulieren. Fest steht, dass diese Beschreibung schon irgendwo stimmt, obwohl ich natürlich bezweifle, dass man sich darunter jetzt wirklich was vorstellen kann. Es ist ziemlich sicher, dass es (dem Himmel sei dank) keine Einflüsse aus Soul, Gospel, Techno und R&B zu hören gibt, ansonsten wurde aber quer durch den Gemüsegarten wirklich alles mitgenommen, was interessant aussah.

Klingt das Ganze dadurch unzugänglich? Ja
Fast schon gewollt anspruchsvoll? Ja
Nervig? Ehrlich gesagt, ja – zumindest nach den ersten Durchläufen…
Ungenießbar? Nein, aber sicherlich nur für ein kleines Publikum interessant, welches genügend Zeit und Lust mitbringt oder eben ganz allgemein auf so abgefahrenes Zeug abfährt.

Ich habe “Marking Time”, übrigens das zweite vollständige Album von FLUTTR EFFECT, inzwischen ein knappes dutzend Mal gehört und obwohl ich jetzt nicht gerade voller Inbrunst mitsinge, blieb doch (zunächst unbemerkt) so Einiges hängen: Mir jagen z.B. die genialen, an PAYNE´S GRAY erinnernden Pianoläufe im zweiten Teil von “Hollywood Is Porn” immer wieder leichte Schauer über den Rücken, ich finde das relaxte “February First 1896”, welches ohne Probleme auch auf “Travelogue” von JONI MITCHELL stehen könnte, richtig schön und eigentlich sind in jedem Stück gewisse Parts, die sich langsam aber sicher eingeprägt haben und für mich nun auch einen Sinn ergeben.
Dass “Marking Time” für den Hörer ein hartes Stück Arbeit ist, mag hoffentlich aus den letzten Sätzen hervorgegangen sein, dass es bei so vielfältigen Einflüssen keine direkten Vergleiche geben kann wohl ebenso. Interessant ist das hier Gebotene aber allemal und wer sich darauf einlässt und sich die CD zu Weihnachten wünscht, der weiß dann auch, was während der Feiertage außer Bauch vollschlagen noch zu tun ist. Zu erwerben gibt´s den Zweitling von FLUTTR EFFECT bei just for kicks, ein kurzes Reinhören bringt eh´ nichts, also fahrt volles Risiko oder lasst es gleich ganz bleiben!

Veröffentlichungstermin: 17.11.2006

Spielzeit: 62:59 Min.

Line-Up:
Kara Trott – vocals
Troy Kidwell – guitars
Vessela Stoyanova – midi marimba
Valerie Thompson – electric cello
J. Marchionna – drums & percussion

Label: 10T Records

Homepage: http://www.fluttreffect.com

Tracklist:
01. Like This
02. Talk To Me
03. Awake
04./05. Hollywood Is Porn
06. February First 1896
07. Lucky Glove
08. Don´t Know What You´re Living For
09. Venus Loves Hades
10. Nowhere
11. Marking Time
Bonus Track:
12. Transmission (J´s Dreamy Remix)

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