Die Gitarren klirren, die Vocals speien Gift und Galle – dennoch ist nicht alles, wie es war. Was genau sich im Hause FARSOT in den letzten Jahren getan hat, erschließt sich aber erst nach und nach. Dabei sind die unterschwellig rockigen Töne schon im Opener „Nausea“ zu erkennen, werden aber von den furiosen Blastbeats des folgenden „Buyoant Flames“ alsbald wieder zur Seite gewischt. Hier spielt die Formation ungezügelte Aggression gegen einen in sich gekehrten Refrain aus, wo zögerlicher Klargesang und Akustikgitarre kein größeres Gegengewicht stellen könnten.
Weshalb die Band ausgerechnet den Grunge als richtungsweisenden Einfluss für „Life Promised Death“ nennt, erfahren wir immer dann, wenn wir besonders gut hinhören. Nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern wesentlich subtiler weben FARSOT derlei Anleihen in ihr Black-Metal-Fundament ein, das sich in letzter Konsequenz eben nicht mehr hundertprozentig in seinem ehemaligen Genre zu Hause fühlt.
FARSOT zeigen sich auf “Life Promised Death” wandelbar und alles andere als konservativ
Erinnert „Stray Dogs“ zu Beginn noch an DARK FORTRESS, bis das Quintett plötzlich die Bremsen zieht, um eine harte Kurskorrektur vorzunehmen – getragen und dabei tatsächlich mit 90er Rock-Spirit entwickelt sich das Stück in eine komplett unerwartete Richtung. Die phasenweise völlige Abkehr vom Schwarzmetallischen vollzog zuvor bereits „Into Vertigo“, das sich im zweiten Drittel öffnet und dabei sogar ein wenig Jam-Charakter versprüht. Ähnliche Risiken wagt die Band auch im weiteren Verlauf, wodurch ein wandelbares Stück wie „Chimera“ tatsächlich immer wieder mit neuen Wendungen überrascht.
Im Gegenzug kommt dem sonst lohnenden „Life Promised Death“ gelegentlich der Zug abhanden: So frisch sich die stilfremden Einflüsse eingliedern, bleibt die Wirkung letztlich etwas gedämpft. Als würden uns FARSOT bewusst nach unten ziehen wollen, wo es mit den feinfühligen Gitarren in „Descent“ durchaus schöne Augenblicke gibt, aber die herbeigesehnte Katharsis letzten Endes unerfüllt bleiben muss. Das ist womöglich Teil des inhaltlichen Konzepts oder aber dem Umstand geschuldet, dass wir hier eine Band im Umbruch erleben, die in ihrem Repertoire eben nicht mehr nur klirrende Gitarren und giftige Vocals zählt, sondern völlig zu Recht nach mehr strebt.
Veröffentlichungstermin: 16.02.2024
Spielzeit: 51:01
Line-Up
X.XIX – vocals, lyrics
III.XXIII – guitars
I.XVI – guitars
XX.VIII – bass guitars, keys
XIX.XVII – drums & percussion
Label: Prophecy Productions
Homepage: http://www.farsot.de/
Facebook: https://www.facebook.com/farsot.official/
FARSOT “Life Promised Death” Tracklist
1. Nausea (Video bei YouTube)
2. Buoyant Flames (Audio bei YouTube)
3. Into Vertigo
4. Chimera
5. Stray Dogs
6. Descent
7. Lost Momentum