Na, mal wieder in dieser merkwürdigen Stimmung, in der Metal zu laut, Stille zu leise, wabernder Walgesang zu dröge und radiokompatibler Plastik-Pop eh zum Kotzen ist? Kann passieren. Und gibt Bands wie ELEVEN 25 die Gelegenheit, mit ihrem Handmade-Gitarrenrock der sanfteren und vor allem melodischen Machart in die akustische Bresche zu springen.
Ob ELEVEN 25 dabei nun, wie das Band-Info gerne festgehalten wissen möchte, in den Fußstapfen solcher Bands wie den WALLFLOWERS oder gar den FOO FIGHTERS wandeln, sei allerdings mit drei fetten Fragezeichen in den Raum gestellt. Der Verweis auf MATCHBOX TWENTY mag da schon glaubwürdiger anmuten, wenn er auch den musikalischen Status Quo der Band nicht wirklich treffend umreißt, zumal die Stimmen von ELEVEN 25-Sänger und –Gitarrist JD Roth und Rob Thomas allzu weit auseinander liegen. Aber die Grobrichtung College Rock stimmt schon, paart sich dabei aber mit der ein oder anderen Nuance Americana im Stile der JAYHAWKS. An eben die erinnern nämlich entspannt herunter musizierte Songs wie „When You Love“, „She Said“ oder „Bye Bye Superhero“ mit ihren unterschwelligen Folk-Anleihen und dem ebenso subtilen Hauch warmer Wehmut, der die eingängigen, weich dahinperlenden Melodien vor der reinen Pop-Oberflächlichkeit bewahrt. Auch mit „Behind The Curtains“ und „Heal“ demonstrieren ELEVEN 25 nachhaltig, dass sie durchaus die Kunst beherrschen, mit zurückhaltender Instrumentierung und gemächlichem Tempo verregnete Frühherbstabende mit Kuschelflair anzureichern.
„Eleven 25“ ist ein angenehmes Album für die ruhigen Momente des Lebens
Kritisch wird es allerdings, wenn die Band sich bemüht, aus diesen ausgewogenen Klangmustern auszubrechen: Der platte Hüpfrock-Versuch „Love Reactor“ gerät zum peinlich-störenden Fremdkörper und „Robin Hood“ verkraftet zwar die modernen Soundelemente der Strophen ausgezeichnet, der Versuch, einen zeitgemäßen Mitgröhl-Refrain einzubauen, geht allerdings ebenso daneben wie die französische Rap-Einlage. Auch der viel zu ungestüme melodische Umbruch, der „Day By Day“ zerfleddert und nur ein paar hilflos aneinandergereihte Versatzstücke zwischen balladesker Schnulze und alternativem Rotzrock hinterlässt, ist allenfalls für einen dicken Eintrag auf der Soll-Seite gut. Mehr verkrampfte Experimente ersparen ELEVEN 25 dem Hörer indes, und auch, wenn sich zwischen die restlichen, im Grunde ausnahmslos gutklassigen Stücke, mit „The End“ und „Cause I Love You“ noch zwei allzu harmlose Softrocker geschlichen haben, bleibt ein angenehmes Album für die ruhigeren Zugfahrten des Lebens.
Veröffentlichungstermin: 03.09.2001
Spielzeit: 53:15 Min.
Line-Up:
JD Roth – vocals & guitars
Chris Weber – guitars & vocals
Christoph Steiner – drums
Barney Kiener – bass
Produziert von Tom Jackson
Label: ZYX
ELEVEN 25 „Eleven 25“ Tracklist
- When You Love
- She Said
- The End
- Love Reactor
- Thank You
- Behind The Curtains
- Bye Bye Superhero
- Cause I Love You
- Robin Hood
- Heal
- Day By Day