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EIGHT BELLS: Legacy of Ruin

In seinen guten Momenten wunderschöner, melancholischer Doom, aber leider auch mit einer Schwäche.

Es ist schon eine interessante Mischung, welche EIGHT BELLS aus Portland hier bietet. Band-Kopf Melynda Jackson gilt als eine der prägenden Musikerinnen im Underground der Portland Metal/Alternative-Szene, bekannt für experimentelle Ansätze, was man auch in der Konzeption dieser Band sehen kan. EIGHT BELLS veröffentlichen nun immerhin schon ihr drittes Album, sind mir aber bislang noch nicht begegnet.

Die Basis für “Legacy of Ruin” ist melancholischer Doom englischer Prägung, MY DYING BRIDE sei hier genannt, dazu kommt aber ein spürbarer Einschlag von modernem, amerikanischen Alternative/Progressive Rock a la MASTODON, hier und da ein paar Blast-Beats, dazu als besonderes Stilmittel neben eher unauffälligem Growling, ein entrückter, mehrstimmiger Harmonie-Gesang, der teilweise einen sehr schönen sakralen Charakter aufweist.

Melancholischer Doom mit Harmonie-Gesang & unnötigen Sperenzchen

Eigentlich eine fantastische Idee, das alles in einer Doom Metal Band zu bündeln und zu einem harmonischen Ganzen zu verschmelzen. Herausgekommen ist ein Album, das in seinen starken Momenten wunderschön ist, aber leider auch ein paar schwächere Momente zu bieten hat.

Im Opener „Destroyer“, mit treibender Double-Bassdrum und zumeist mehrstimmigem Gesang wird das Problem schon deutlich. Die abwechselnden Blastbeats und Passagen mit offenen Akkorden wirken weniger progressiv als sie vielleicht sollen, sondern inhomogen und werden mit eher semi-interessanten Riffs als Bridge aneinander gestückelt. Der Song verliert in diesem Moment seine Richtung und wirkt beliebig. Die Arrangements der Vocals sind hingegen sehr gelungen, ja ergreifend und bilden das Herzstück dieses Songs, wie auch bei den meisten Songs des Albums. Es wirkt bei “Destroyer” so, als sei um den Gesang-Part herum dann noch ein Metal-Song konstruiert worden und das Ganze ist etwas ausser Kontrolle geraten.

Besser funktioniert das im folgenden Song „The Well“, der viel ruhiger, fast bluesig und gleichzeitig epischer daherkommt, den Melodien Zeit lässt und mit traurig-klagenden Gitarren eine emotionale Tiefe erschafft und den Hörer berühren kann. Ein fantastischer Song, stimmungsvoll umgesetzt in  zugehörigen Video.

„Torpid Dreamer“ hat im Ansatz eine ähnliche, melancholische Kraft, wird aber immer wieder von einem ungeraden, progressiv anmutenden MASTODON-Riff unterbrochen, was sicherlich eine bewusste Friktion sein soll, den Song aber leider nirgendwo hinführt.

Ätherischer Gesang weht dem Horizont entgegen

In „Nadir“ wird auf diese Sperenzchen verzichtet, was den Song zu einem, dunklen, wunderschönen Fluss werden lässt, an dessen Ufer man gerne verweilt, um über vergangene Freuden zu sinnieren, während die erneut wunderbaren Gitarren-Melodien, mit Trauerflor umwoben vom ätherischen und sparsam eingesetzten Harmonie-Gesang langsam dem Horizont entgegen wehen. Das Highlight des Albums.

In “The Crone“ versucht man es dann wieder mit Blastbeats, die prinzipiell auch gut passen würden, da sie die Atmosphäre des Songs öffnen und erweitern. Dann wird der Part in der Mitte des Songs aber mit solchen Allgemein-Platz-Riffs in einer unnötigen Bridge abgewürgt, dass es fast schon ärgerlich ist. Vermutlich versucht man hier wie schon in „Destroyer“ bewusst eine Sperrigkeit in den Songs zu platzieren, es geht aber für meinen Geschmack erneut deutlich schief.

Beim letzten Songs „Premonition“ gelingt es der Band hingegen recht gut, ein eher Alternative-lastiges Riffing mit den beiden Gesangs-Varianten und sogar Blastbeats zu verbinden und einen trotzdem schlüssigen Songs zu erschaffen. Da muss man sich schon fragen, warum das vorher nicht immer gelungen ist.

Die Band sollte sich entscheiden

Heraus kommt am Ende ein Album mit überwiegend schönen Momenten, die dann auch teilweise wirklich sehr ergreifend sind, aber durch ein paar merkwürdige Entscheidungen im Songwriting leider kein durchgehend überzeugendes Album.

Man hat fast das Gefühl, die Band sperrt sich ein wenig dagegen, einfach eine sehr gute melancholische Doom-Band zu sein und möchte auf Teufel komm raus experimentelle Bestandteile in die Musik einbauen, die allerdings weder experimentell wirken, noch der Musik irgendetwas geben. Für mich sollte die Band ihre Stärken mehr betonen, nämlich, das Schreiben von melancholischen Gitarren-Melodien in Verbindung mit wunderschönen Vocal-Arrangements in wunderbar fließenden Songs.

Label: Prophecy Productions
Release Date: 25.02.2022

Line Up:
Melynda Jackson – Guitars, Vocals
Matt Solis – Bass, Vocals
Brian Burke  – Drums

EIGTH BELLS: Legacy of Ruin Tracklist

1. Destroyer
2. The Well (Video bei Youtube)
3. Torpid Dreamer
4. Nadir (Audio bei Youtube)
5. The Crone
6. Premonition

https://eightbells.bandcamp.com/album/legacy-of-ruin

https://eightbellsband.com/about-us

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