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DARKSPACE: Dark Space -II

No gods, no masters, no matter: DARKSPACEs fünfter Irrflug in die Ewigkeit rückt die Grenzen von Black Metal und Dark Ambient näher aneinander denn je. „Dark Space -II“ ist ein faszinierender Trip in die Regionen in denen sich Geist und Materie auflösen.

Stephen Hawking nahm das berühmte Zitat der Alien-Tagline und erweiterte es: „In space no one can hear you scream; and in a black hole, no one can see you disappear.“ Aber was das bedeutet, kann sich eigentlich niemand so richtig vorstellen, zu abstrakt ist die Vorstellung von all den kosmischen Wundern und Schauern, die da draußen lauern. Da braucht es schon die Kunst, sich dieser Ungeheuerlichkeit anzunähern. Aber so einfach ist das nicht, es braucht schon echte Könner, um das Gefühl der lebensfeindlichen Unendlichkeit greifbar zu machen, egal ob Literatur, Film oder Musik. Und gerade letztgenannte Disziplin hat durch ein spezielles Genre hier einen Vorsprung. Und DARKSPACE nutzen diesen Vorsprung.

Ein Hauch Ewigkeit: Mit „Dark Space -II“ lassen DARKSPACE die Kälte und Lebensfeindlichkeit der Unendlichkeit erahnen.

Das schweizerische Trio transzendiert Raum und Zeit gleich mehrfach: Es fühlt sich einerseits nicht nach 10 Jahren an, die seit dem letzten Album „Dark Space III I“ vergangen ist, und andererseits ist der Longtrack „Dark -2.-2“, der auf „Dark Space -II“ steht, deutlich kurzweiliger als es zunächst den Anschein macht. Mit neu vervollständigtem Line-Up (Bassist/in Yhs ist seit 2022 dabei und ersetzt die 2019 ausgestiegene Zorgh) stellen DARKSPACE auch den Fokus um, ohne völlig neu zu klingen. Die Musik ist immer noch unvorstellbar lichtlos und kalt, immer noch abstoßend und geheimnisvoll. „Dark Space -II“ ist ein rauschhafter Driftflug ins unendliche Nichts, eine Hingabe an die Leere und ein Einswerden mit der Ewigkeit.

Zugegeben, das klingt recht pathetisch, und Pathos ist etwas, das DARKSPACE nicht nötig haben. Sie lösen als Praktiker lieber Grenzen auf, zwischen dem atmosphärischen Black Metal, den sie beinahe im Schlaf beherrschen und dem Dark Ambient, der schon immer mehr als Beiwerk war, aber nun eindeutig mehr ist, als nur ein Mittel, um Atmosphäre zu erschaffen. Über 47 Minuten erstreckt sich der Sinkflug, kalte Gitarren kratzen in den Ohren, übersteuerte Vocals zerren an den Nerven, pulsierende Beats treiben die Komposition im unteren Midtempo an, Samples wie aus JÓHANN JÓHANNSSONs „Orphee“ fügen der Soundwand zusätzliche Details an. All das baut ein Panorama auf, das irgendwo zwischen Klangkulisse und Narrativ liegt. Einzig um die Unendlichkeit zu spüren, reicht ein 47-minütiger Song leider nicht aus.

DARKSPACE vervollkommnen auf „Dark Space -II“ die Gleichberechtigung aus Dark Ambient und atmosphärischem Black Metal.

Im Prinzip sind das also die DARKSPACE, die ihr Publikum liebt, wenn auch mit stilistischer Verschiebung. Völlig sicher balanciert „Dark Space -II“ auch hier zwischen Dark Ambient und Black Metal, ohne die Kitschfalle zu tappen und ist damit manches Mal näher an BLANCK MASS oder BEN FROST als an THORNS oder ABORYM. DARKSPACE heben die Verschmelzung aus diesen Polen auf ein hohes Niveau und haben für ihr anspruchsvolles Publikum eine Menge zu bieten, das sich in dem langen Stück entdecken lässt.

Die Neudefinition von DARKSPACE fühlt sich somit als passende Ergänzung zum Klangkosmos der Band an und sollte das bisherige Publikum der Band definitiv erreichen. Wer außerdem „777 – Cosmosophy“ von BLUT AUS NORD in völlig lebensfeindlich erleben will und sich eine schwarzmetallische Variante aus LUSTMORD und TREHA SEKTORI vorstellen kann, findet in „Dark Space -II“ einen guten Sparringspartner für albtraumhafte Soundscapes, die es so ansonsten nirgends zu hören gibt. Um wem das nicht reicht, soll sich von der Gravitation eines schwarzen Lochs komprimieren lassen.

Wertung: 250 792 458 von 299 792 458 m/s

VÖ: 16. Februar 2024

Spielzeit: 47:12

Line-Up:
Zhaaral – Guitar, Vocals
Worth – Guitar, Vocals
Yhs – Bass, Vocals

Label: Season Of Mist

DARKSPACE „Dark Space -II“ Tracklist:

Dark -2.-2

DARKSPACE – „Dark -2.-2“ (Official First Transmission)
DARKSPACE – „Dark -2.-2“ (Official Second Transmission)

Mehr im Netz:

https://www.darkcyberspace.com/
https://darkspace.bandcamp.com/

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