BRAVER SINCE THEN: Adorned Weakness

BRAVER SINCE THEN spielen Progressive Metal. Die Stärken ihres jüngsten Albums "Adorned Weakness" liegen in den harmonisch stimmigen Melodiebogen. Der größte Schwachpunkt ist der Mangel an Souveränität bei der Umsetzung der Kompositionen.

BRAVER SINCE THEN (ex-LEVIATHAN) spielen Progressive Metal. Die Stärken ihres jüngsten Albums Adorned Weakness liegen in den harmonisch stimmigen Melodiebogen. Der größte Schwachpunkt ist der Mangel an Souveränität bei der Umsetzung der Kompositionen. Dass das Trio nur sehr bedingt nach den alten Szene-Größen klingt, ist ein weiterer Pluspunkt. Trotzdem fühlt man sich als Nostalgiker (Oh weh, jetzt sind die 90er-Jahre schon nostalgisch!) gleich zu Hause. Die ersten Stücke beginnen viel versprechend. Die Refrains sind reizvoll und die Grundstimmung interessant und dynamisch. Beim vierten Song gibt es plötzlich Sprachsamples, Loops, monotone Wiederholungen und auf meiner Stirn zahlreiche Runzeln. Bei Estrogen Poisoning geht es gleich so weiter. Bis dahin war die Mischung aus Melodie, Keyboardlinien, E-Gitarren und Taktverschiebungen nämlich für Genre-Verhältnisse ziemlich bekömmlich. Zum Glück kann man die Ausfälle bequem skippen. Im weiteren Verlauf gibt es hübsche Gitarrenläufe, melodische Metal-Riffs und den ein oder anderen Taktwechsel. BRAVER SINCE THEN sind sichtlich um Abwechslung bemüht. Bei Blood And Imagination sorgen Orgelklänge für Klangtupfer, während einem geschmackvollen Akustik-Gitarren-Intermezzo eine orientalische Melodie am Anfang von A Smile And A Far Away Place aufhorchen lässt.

Nun kommt die Stelle, die ich nicht mag. Kann man einer Band heutzutage eine suboptimale Produktion vorwerfen? Haben nicht iPhones inzwischen die gleichen Möglichkeiten wie einst die BEATLES und KING CRIMSON? Ja, schon. Aber der Knackpunkt liegt woanders: Die BEATLES hatten sich vor ihren großen Studienalben bereits jahrelang den Arsch abgespielt. In ihrer Hamburger Zeit spielten sie bisweilen an einem Tag mehr Auftritte als die gemeine Prog Metal-Band im ganzen Jahr. Aus den Käfern waren im Lauf der (Lehr-)Jahre Popmonster geworden. BRAVER SINCE THEN sind – laut Bandname – seither mutiger geworden. Aber eben keine Progmonster.

Gut ist eben nicht immer gut genug. Dazu fehlt an einigen Stellen der Fluss, der sich erst nach kontinuierlicher Übung einstellt. Das betrifft nicht die Fähigkeiten der einzelnen Musiker, sondern die Chemie des Zusammenspiels und die Ecken und Kanten beim Songwriting. Die eingestreuten Sprachteile trüben den Hörgenuss und die Aneinanderreihung von Teilen namens A Smile And A Far Away Place wirkt erschreckend planlos. Auch der Gesang hat seine Limitationen, macht diese jedoch durch songdienliche Melodielinien wett, zumal die natürliche Stimme sich erfreulich vom pathetischen Gejauele manch anderer Prog-Fronter abhebt.

Letztlich ist dadurch der Gesamteindruck immer noch ordentlich, zumal der sporadische Bratscheneinsatz die Atmosphäre einiger Songs berreichert. Bands wie HOURGLASS sind allerdings trotzdem besser. Mich würde ungeachtet dessen mal interessieren, wie Left Behind Tears klingen würde, wenn DREAM THEATER den Song spielen. Da ist durchaus Potenzial vorhanden, finde ich.

Spielzeit: 55:42 Min.

Line-Up:
Derek Blake: Gesang, Bass
John Lutzow: Gitarre, Keyboard, Gesang
Dave Rumbold: Schlagzeug
Label: Stonefellowship Recordings

Homepage: http://www.braversincethen.com

MySpace: http://www.myspace.com/braversincethen

Tracklist:
1. Left Behind Tears
2. Someone Else`s Art
3. Destination Over Destined To Fail
4. Puppety Oddballs Eat An Orange
5. Strength And Limitations
6. Estrogen Poisoning
7. Blood And Imagination
8. Juicy Fruit
9. A Smile And A Far Away Place
10. Possession & Ballad Of A Wannabe Cyber Geek

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