Die Kölner Formation hat zwar erst anno 2002 die Nacht der Welt erblickt, und doch geizen ATRIUM NOCTIS weder mit Corpsepaint noch mit Präsentationen des eigenen Schaffens. Neben dem Debüt Blackwards existieren drei DVD-Outputs mit der Live-Darbietung für zu Hause. Auch für The Eyes of Medusa gilt Ambition als goldene Regel: Die Eigenproduktion wartet mit einem gelungenen Soundgewand auf, welches keine Zweifel darüber offen lässt, dass hier das Keyboard herrscht und die Gitarren ihre Bestimmung als glückliches Beigemüse gefunden haben.
Musikalisch wird symphonischer Schwarzmetall geboten, der nicht nur dank dem hohen, ja fast schon gepitched klingenden Kreischgesang in Snow on Thy Epitaph enorm an Dani Filth und seine Mitstreiter zu alten Zeiten erinnert. Die dominierenden Keyboardmelodien lassen auch die Enthrone Darkness Triumphant-Zeiten von DIMMU BORGIR wieder aufleben. Manchmal gipfeln die Tastenexzesse jedoch in hüpfendem Keyboardgetröte (Last Gate), wo unweigerlich die Grenze zur unheiligen Nintendo-trifft-Eurodance à la MAGIC AFFAIR überschritten wird. Kombiniert mit SOPOR AETERNUS-artigem atemlosen Gesang ergibt sich gerade in Last Gate eine etwas merkwürdige Mischung mit einem allzu überdrehten Charakter. Und dennoch gibt es Passagen, wo ATRIUM NOCTIS zeigen, dass sie sehr wohl dazu fähig sind, eine fesselnde Stimmung zu kredenzen und aufrecht zu erhalten. So etwa im Opener, wo nach etwa viereinhalb Minuten ein sphärischer Part mit wunderschönen Basslines einsetzt und scheinbar aus dem Nichts eine Atmosphäre à la AIR auf dem The Virgin Suicides-Soundtrack hervorzaubert. Auch in den gelungenen Songs Day of Rebirth oder Chains of Red Ice sind die Bassmelodien lobend hervorzuheben, da sie gekonnt Akzente setzen.
Insgesamt sind es vor allem die Keyboardsounds, die an The Eyes of Medusa gewöhnungsbedürftig sind. Hydra Gorgonia holt zwar vom Spielerischen her etwas aus ihrem Instrument heraus und wartet mit reichlich fröhlichen Melodien und Verzierungen auf, doch die Soundauswahl wirkt bisweilen – wie bereits durch die Vergleiche hervorgehoben – beinahe anachronistisch, was somit all jene ansprechen dürfte, denen allzu ich-habe-ein-ganzes-Orchester-gebucht-Klänge auf den Keks gehen. Wer jedoch genau diese Art von Nostalgie sucht oder ähnlich ausgerichteten Bands wie SYCRONOMICA nicht abgeneigt ist, dürfte an dem charmanten Werk von ATRIUM NOCTIS seine dunkle Freude haben.
Veröffentlichungstermin: 2005
Spielzeit: 54:54 Min.
Line-Up:
Benni: Vocals
Scathar: Gitarre
Sturm: Gitarre
Morpheus: Bass
Fugger: Drums
Hydra Gorgonia: Keyboards
Label: Eigenproduktion
Homepage: http://www.atrium-noctis.com
Email: kontakt@atrium-noctis.com
Tracklist:
1. Zerberon
2. Snow on Thy Epitaph
3. Day of Rebirth
4. Tauris
5. Silencio
6. Last Gate
7. Chains of Red Ice
8. Pandoras Kiss
9. Ancient Whispers