AMARAN widersetzen sich auch mit ihrem zweiten Album allen Versuchen, die Band in eine Schublade zu packen. Musikalisch pendeln die Songs zwischen thrashigen Riffs, Power Metal (ich meine POWER Metal und nicht das Gewinsel, das gerne als solcher deklariert wird!), neumodischen Stakkato-Schlagzeug, Schweden-Death Melodiebögen und einem Übermaß an Gitarrenmelodien. Somit wäre zumindest mal das Gerüst ansatzweise beschrieben, das Tüpfelchen auf dem ohnehin schon stilistisch buntgescheckten „i“ ist der der Gesang von Frontfrau Johanna DePierre, die mal nach Anneke van Giersbergen (THE GATHERING) erinnert, mal einfach nur mit kräftiger und angenehm dunkler Stimme singt. Statt mit affektiertem Engelsgehauche oder üblem Geröhre Langeweile zu verbreiten, kennt sie ihre Stärken und die liegen in natürlichem, abwechslungsreichen Gesang.
Das Erstaunliche an „Pristine In Bondage“ ist, dass es AMARAN gelingt, alle Einzelkomponenten zu einer Einheit zu verschmelzen. Wirren Stilmischmasch findet man auf diesem Album nicht, dafür rundum, stimmige, kompakte Songs, die obendrein frisch und unverbraucht klingen. In manchen Songs wollen AMARAN fast schon zuviel und übertreiben die melodischen Gitarrenverzierungen, doch da immer eine kraftvolle, rockende Basis die Songs unterlegt, kann man mit der ein oder anderen überflüssigen Melodie durchaus gut leben. Ein wirklich interessantes Album, das sich zwar auf gängige Standards bezieht – die vielen bekannten Elemente sind aber so geschickt und dicht verwoben, dass ein ganz eigenes Muster das Ergebnis ist.
VÖ: 2. Februar 2004
Spielzeit. 43:32
Besetzung:
Mikael Andersson – Bass
Ronnie Backlund – Gitarre
Robin Bergh – Schlagzeug
Johanna De Pierre – Gesang
Kari Kainulainen – Gitarre
Produzent: Pele Saether
Label: Listenable
Tracklist:
Atropine
Revolution without arms
Coming Home
Inflict
Without Strains
Katharsis
24 Pills
Wrath
Crow Me
Primal Nature
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