Eine Schneeflocke ist Phil Labonte bestimmt nicht. Das will er zumindest klar gesagt haben. „AntiFragile“ steht nicht nur in großen Lettern auf dem Artwork, auch der zugehörige Song setzt sich mit der eigenen Standhaftigkeit auseinander: Der „Propaganda“ sagt Labonte den Kampf an, „kuratierten Lügen“ stemmt er sich entgegen. Dass der Sänger all das mit felsenfester Überzeugung darbietet, nehmen wir durchaus hin. Dass all dies aber geschieht, während US-Präsident Donald Trump, den Labonte selbstverständlich mit Feuereifer unterstützt, gerade die Pressefreiheit und politische Integrität der Vereinigten Staaten untergräbt, macht den Inhalt zeitweise doch zur Clownsveranstaltung.
Und das ist ein Jammer, denn blenden wir die – glücklicherweise nur selten durchblitzende – abstruse Logik aus, ist der Frontmann mit seinem Herzensprojekt wieder zurück in der Spur. Zu erwarten war dies nach dem tragischen Tod des Gründungsmitglieds und Songschreibers Oli Herberts im Jahr 2018 nicht, doch dank Gitarrist Jason Richardson entfachen ALL THAT REMAINS nun doch wieder genau das Feuer, das sie Mitte der 2000er Jahre zu einer der definierenden Metalcore-Ikonen machte.
Mit „AntiFragile“ sind ALL THAT REMAINS zurück in der Spur
„The Fall Of Ideals“ (2006) und “Overcome” (2008) sind Referenzen, die auf „AntiFragile“ immer wieder in den Vordergrund drängen, was zum einen an der melodischen und lebendigen Leadgitarre liegt, aber auch in Phil Labontes charismatischer Performance begründet ist. Dessen markante Stimme trägt klar gesungene Refrains wie „Divine“ mit Leichtigkeit, kann im hochaggressiven „Cut Their Tongues Out“ aber auch richtig garstig werden.
Grundsätzlich melodieverliebt angelegt, hält „AntiFragile“ die Balance zwischen den Extremen. Dem wunderbar harmonisch dargebotenen „Kerosene“ oder dem emotionalen „Forever Cold“ stellen ALL THAT REMAINS immer ein passendes Gegenstück zur Seite. Das kann im Erstgenannten einfach ein brachial gesetzter Breakdown sein, der aber umgehend durch ein verspieltes Solo abgelöst wird. Im Titeltrack wiederum setzt die Band auf abwechslungsreiches Riffing, das dennoch nicht lockerlässt. Was zunächst irgendwo zwischen KILLSWITCH ENGAGE und AS I LAY DYING zu verorten ist, hätte im Mittelteil durchaus aus der Feder früher TRIVIUM stammen können.
ALL THAT REMAINS besinnen sich erfolgreich auf ihre Stärken
Es ist ein hohes Niveau, das ALL THAT REMAINS tatsächlich über die komplette Laufzeit halten können und das nicht einmal in der Powerballade „No Tomorrow“ an Schwung verliert. „AntiFragile“ besinnt sich zwar eher auf die Stärken der bandeigenen Hochphase, als dem erprobten Sound neue Nuancen hinzuzufügen, setzt dies aber ohne Fehl und Tadel um. Die krude Logik mancher Textzeilen muss man dafür allerdings hinnehmen können – allzu zerbrechliche Gemüter sind in dieser Hinsicht selbstverständlich an der falschen Adresse. Das wollen wir zumindest klar gesagt haben.
Veröffentlichungstermin: 31.01.2025
Spielzeit: 43:19
Line-Up
Phil Labonte – Vocals
Jason Richardson – Guitars, Programming, Synthesizer
Mike Martin – Guitars
Matt Deis – Bass
Anthony Barone – Drums, Percussion
Produziert von Josh Wilbur
Label: Eigenproduktion
Homepage: https://allthatremainsonline.com/
Facebook: https://www.facebook.com/allthatremains/
Instagram: https://www.instagram.com/allthatremains
ALL THAT REMAINS “AntiFragile” Tracklist
1. Divine (Video bei YouTube)
2. Kerosene
3. No Tomorrow
4. The Piper
5. AntiFragile
6. Forever Cold (Lyric-Video bei YouTube)
7. Poison It
8. Let You Go (Video bei YouTube)
9. Cut Your Tongues Out
10. Blood & Stone