LIFELOVER: Sjukdom

Grundloser Hype um eine unfertige Mischung aus rohem Black Metal und plattem "Depressive Rock".

Nein, Ich verstehe nicht, warum diese Band momentan so gehypt wird. Als hätte man die Schweden SHINING mit einer Horde von Weltschmerz übermannter Sonderschüler in einen Raum gesperrt und Mord und Totschlag zugelassen. Nein, LIFELOVER sind nicht die brillante Band, wie alle immer behaupten, sie sind teils dilettantische Musiker, haben in Sachen Songwriting starke Defizite, fallen höchstens durch ihre Urbanität, sprich dem mit-der-Nadel-im-Arm-unter-der-Brücke-Feeling aus dem Rahmen. Dazwischen gibt es rohes Gepolter, kitschige Plastikklaviermelodien, bei der höchstens Bella und Edward etwas feucht im Schritt werden. Der Wahn in der Musik ist aufgesetzt, was gerade am recht schwachen, undifferenziertem Kreischgesang deutlich wird.

Und trotzdem, Sjukdom bietet immerhin ein paar ordentliche Riffs, gelungene Harmonien und atmosphärische Momente, was gleich zu Beginn bei Svart Galla, sowie auch bei Nedvaknande und Karma überrascht. Wenn aber sinnfreies Geprügel wie Homicidal Tendencies auf eine vor Kitsch triefende Halbballade wie Expandera trifft, wenn Doften Av Tomhet mit einem ungekonnten Break den ganzen Song abwürgt, wenn Horans Hora über sechs Minuten lang gleich klingt, dann weiß man, dass diese Stunde sich etwas ziehen wird. Es ist schon fast ärgerlich, dass LIFELOVER sich dennoch hinterrücks anschleichen und mit platten Methoden für den einen oder anderen Ohrwurm sorgen. Die Mischung aus Depressive Rock und Black Metal funktioniert also stellenweise zugegebenermaßen ganz ordentlich, wenn auch nur äußerst selten über die Dauer eines ganzen Songs hinweg: Das bizarre, verstörende Bitterljuv Kakofoni ist eine löbliche Ausnahme in diesen vierzehn Stücken.

Vielleicht liegt es an dem vorhersehbaren, auf Dauer ermüdendem Songwriting, vielleicht daran, dass es so erscheint, als würden sich LIFELOVER mit groben, nicht weiter ausgearbeiteten Demoaufnahmen zufrieden geben, der Großteil auf Sjukdom klingt furchtbar unfertig. Alles klingt etwas lieblos, seien es nur die Fähigkeiten der Band, die viel zu unausgewogene Produktion mit aufdringlichem Drumcomputer, roher Gitarre und viel zu sehr in den Vordergrund gemischtem Gesang, sowie natürlich auch das Songwriting. Sjukdom klingt nach einem schlechten Scherz, nach dem Ergebnis einer Schülerband wie trocken Brot, die es einfach nicht drauf hat. Ihr könnt LIFELOVER gerne weiter abhypen, ich bleibe bei den ersten drei BETHLEHEM-Alben.

Veröffentlichungstermin: 11. Februar 2011

Spielzeit: 56:03 Min.

Line-Up:

( ) – Lead Vocals, Lyrics
B – Vocals, Guitars, Bass, Piano, Lyrics
LR – Addtional Vocals, Lyrics
1853 – Lyrics

Label: Prophecy Productions

Homepage: http://www.lifelover.se

MySpace: http://www.myspace.com/lifelover

Tracklist:

1. Svart Galla
2. Led By Misfortune
3. Expandera
4. Homicidal Tendencies
5. Resignation
6. Doften Av Tomhet
7. Totus Anctus
8. Horans Hora
9. Bitterljuv Kakofoni
10. Becksvart Frustration
11. Nedvaknande
12. Instrumental Asylum
13. Utdrag
14. Karma

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