SILENT VOICES: Building up the apathy

SILENT VOICES sind zu gut um im Sumpf der Melodic/Prog-Metal-Bands ungehört unterzugehen.

Die ersten beiden CDs der Finnen SILENT VOICES wurden von der Metal-Welt nahezu ignoriert, was absolut unverständlich ist. Zumindest das Vorgängeralbum Infernal (das Debüt Chapters of tragedy kenne ich nicht) bot klasse Melodic-Speed-Metal mit reichlich progressiven Elementen. Lag es daran, dass es keinen Happy-Metal-Kitsch gab, stattdessen ein leicht melancholischer Hauch einige Songs umwebte? Gerade das gefiel mir sehr gut…
Mit dem dritten Streich Building up the apathy aber soll nun auch die Szene außerhalb Finnlands wachgerüttelt werden.

Dass man das nicht durch Anpassung an gängige Sounds erzwingen will, wird schnell klar. Denn viel anders als auf Infernal klingen die Finnen auf Building up the apathy nicht, abgesehen vom weitaus besseren, fetteren Sound und merklich mehr DREAM THEATER-Anleihen. Die Vocals von Michael Henneken erinnern etwas an VANDEN PLAS mit DREAM THEATER-Melodien, heben sich durch eine eigenwillige Intonierung aber etwas ab und gefallen erst richtig nach ein paar Durchgängen. Auch musikalisch orientieren sich SILENT VOICES diesmal stärker an DREAM THEATER, streuen aber auch mal einen griffigen STRATOVARIUS– mäßigen Part dazwischen und verwerten die Vorgaben ihrer Idole stil- und sinnvoll, bemühen sich, nicht zur stumpfen Kopie zu verkommen und wissen auch eine gehörige Portion Härte einzubauen. Auch die Mitarbeit von Keyboarder Henrik Klingenberg bei SONATA ARCTICA hört man gelegentlich heraus. Ansonsten machen die Finnen eigentlich alles richtig: die Gitarren pendeln zwischen Prog-Gefrickel und songdienlichem Spiel, die Keyboards tragen mal mehr, mal weniger präsent abwechslungsreich die Songs, die Rhythmusfraktion überzeugt ebenfalls. Was fehlt sind diese ganz großen, Gänsehaut machenden Momente, wie man sie eben bei DREAM THEATER so oft findet. Starke Refrains wie bei World´s end oder Once lost life kommen aber mehr als gut. Bei Blood of Eden taucht auch noch mal die leicht melancholische Atmosphäre des Vorgängeralbums stärker auf, erinnert leicht an frühe TAD MOROSE oder MEMENTO MORI auf La danse macabre. Nur beim balladesken Hollowed übertreibt man es etwas mit der Nähe zum Traumtheater. Klasse auch der etwas schwerfälligere Schlußtrack Into the flow, der sich immer wieder durch den simplen, aber sehr effektiven Refrain erhebt und in wilden Frickelorgien endet. Eine Steigerung zum schon guten Vorgängeralbum Infernal ist deutlich, womit SILENT VOICES berechtigt einen Platz im Reigen der international anerkannten finnischen Metal-Exporte anmelden.

Natürlich findet man auf Building up the apathy nichts wirklich Neues, dagegen findet man aber auch nicht den Italo-Metal-Kitschfaktor, den viele Bands auch außerhalb von Bella Italia in der Grenzlage Progressiv- und Melodic-Metal so gern mitbringen. Wer die genannten Bands mag, sollte mal reinhören, SILENT VOICES sind zu gut, um im Sumpf der Melodic/Prog-Metal-Bands ungehört unterzugehen.

Veröffentlichungstermin: 27.02.2006

Spielzeit: 59:57 Min.

Line-Up:
Michael Henneken – Vocals
Timo Kauppinen – Guitars
Pasi Kauppinen – Bass
Henrik Klingenberg – Keyboards, Rhodes, Glockenspiel
Jukka-Pekka Koivisto – Drums

Produziert von Pasi Kauppinen
Label: Low Frequency Records

Homepage: http://www.silentvoices.net

Email: info@silentvoices.net

Tracklist:
1. World´s End
2. Distorted
3. Once Lost Life
4. Blood Of Eden
5. Corridors
6. Hollowed
7. The Realm Of Flames
8. Into The Flow

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner