Drei Jahre haben A PERFECT CIRCLE für die Veröffentlichung ihres zweiten Albums benötigt, was sicherlich zu einem Großteil an Sänger Maynard James Keenan gelegen haben dürfte, der ja (quasi so ganz nebenbei…) noch bei TOOL singt und dort riesige Erfolge feiert, die mit zeitaufwändigen Aktivitäten (wie u.a. Tourneen) verbunden sind. Doch auch die Besetzungswechsel dürften einiges an Zeit gekostet haben. So gingen Gitarrist Troy Van Leeuwen (zu den QUEENS OF THE STONE AGE) und Bassistin Paz Lenchantin (zu den mittlerweile bereits wieder aufgelösten ZWAN), waren aber noch sporadisch an den Kompositionen und den Recordings des neuen Albums beteiligt. Neu in die Band kamen Basser Jeordie White (a.k.a. Twiggy Ramirez, Ex-MARILYN MANSON) und Ex-SMASHING PUMPKINS-Gitarrist James Iha, der hier allerdings noch nicht zu hören ist.
Doch nun liegt „Thirteenth Step“ (13 Songs, 50:36 Min.) endlich vor, und das Erste was man feststellen kann/darf, ist, dass das Songmaterial deutlich TOOL-iger als auf dem Erstling klingt, woran Herrn Keenan sicherlich nicht völlig schuldlos ist, war er dieses Mal doch deutlich stärker ins Songwriting (das er zusammen mit dem eigentlichen Band-Kopf und Gitarristen Billy Howerdel übernahm) involviert, was aber nichts daran ändert, dass wir es hier mit einem konsequenten Nachfolge-Album zu tun haben. Ein Album, das über viele und weite Strecken ruhiger ausgefallen ist und dessen Songs beinahe schon beängstigend spartanisch instrumentiert wurden. Man sollte eines aber auf jeden Fall tun: Das Album als Gesamtwerk ansehen bzw. anhören und es nicht in seine Einzelteile (sprich Songs) zerfleddern. Klar, man könnte erwähnen, dass Krachausbrüche wie im sehr TOOL-esken Opener „The Package“ (das wie ein Vulkan langsam zu brodeln beginnt, dann zum Ausbruch kommt und sich schließlich wieder beruhigt) eher selten sind und dass mir dieser (alles andere als schlechte) Song bei weitem nicht so gut gefällt wie die erste Single-Auskopplung „Weak And Powerless mit ihrem eingängig-mitsingbaren Refrain und der Rockradio-kompatiblen Ausrichtung. Muss man aber nicht.
Man sollte allerdings erwähnen, dass das Songmaterial (erwartungsgemäß) sehr facettenreich ausgefallen ist, was ich nicht nur schreibe, weil ich finde, dass ein Song wie „The Noose“ von der Atmosphäre durchaus und etwas an die späten THE CURE erinnert (achtet hier mal auf die Gitarrenarbeit…). Nein, ich schreibe es auch deshalb, weil dieses Album wirklich schöne Streicherparts („The Nurse Who Loved Me“ – ein Song von FAILURE, der Ex-Band von Ex-Gitarrist Troy), entspannte/entspannende Piano-Klänge („Pet“), düstere und industrial-eske Elemente („Crimes“), beinahe schon kuschelrockige Elemente („Vanishing“) und engelsgleichen Frauengesang („Lullaby“) miteinander vereint und trotz dieser verschiedenen Zutaten wie ein funktionsfähiges Ganzes gesehen, gehört und gefühlt werden sollte!
„Thirteenth Step“ ist böse-wütend, klingt traurig-melancholisch, verbreitet Hoffnung, zeigt Angst und Schwäche und ist wirklich überragend. Und so abwechslungsreich wie die Songs klingt auch der Gesang von Herrn Keenan, der einmal mehr deutlich macht, welchen Ausnahmestatus er unter den Sängern im Rock-Bereich bekleidet.
Ich bin aber auch ehrlich, wenn ich schreibe, dass es mir schwerfällt diese (wie eine emotionale Achterbahnfahrt anmutende) Scheibe an einem Stück durchzuhören. Es passiert einfach zu viel (nicht viel zu viel, denn aufgrund der o.a. spartanischen Ausrichtung wirkt das Album zu keinem Zeitpunkt überladen…) und erfordert wirklich vollste Konzentration vom Hörer damit er nichts verpasst – was wirklich schade wäre!!
Spielzeit: 50:34 Min.
Line-Up:
Maynard James Keenan
Billy Howerdel
Jeordie White
James Iha
Josh Freese
Produziert von Billy Howerdel
Label: Virgin
Homepage: http://www.www.aperfectcircle.com
Tracklist:
1.The package
2.Weak and powerless
3.The noose
4.Blue
5.Vanishing
6.A stranger
7.The outsider
8.Crimes
9.The nurse who loved me
10.Pet
11.Lullaby
12.Gravity