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PRAISE THE PLAGUE, A SECRET REVEALED, KRATT, URSÜNDE: Konzertbericht – Urban Spree, Berlin – 16.02.2024 

Anlässlich ihres neuen Longplayers lud die Blackened Doom/Sludge Metal-Band PRAISE THE PLAGUE zu einem Abend voller Finsternis. Support bekamen sie hierbei von URSÜNDE, KRATT und A SECRET REVEALED.

Schlimm, wenn man an Tagen, an denen Konzerte gespielt werden, arbeiten muss. So ist es auch, als ich am 16.02. auf Arbeit nur an den kommenden Abend denken kann. Seit Tagen läuft das neue Album “Suffocating in the Current of Time” von PRAISE THE PLAGUE bei mir rauf und runter. Eine Dauerschleife urgewaltiger Dunkelheit. Konzentration auf den Job Fehlanzeige – ich bin voller Vorfreude. Also früh Feierabend machen, nach Hause gurken, ‘ne Stulle ins Gesicht drücken und ab in die Stadt! 

Das Album soll am besagten Freitag der Allgemeinheit präsentiert werden und die fünfköpfige Kapelle lässt es sich natürlich nicht nehmen, der neuen Platte eine Releaseshow zu widmen. Als Berliner Band ist es nicht so schwierig, in der Heimatstadt einen Club mit entsprechender Atmosphäre klarzumachen. So fiel die Wahl, überaus passend, auf das “Urban Spree”, nahe dem Eingang zum alten RAW-Friedrichshain (Reichsbahnausbesserungswerk), einem Kultur-, Sport- und Veranstaltungsgelände, wie es passender nicht sein kann, denn Kultur und Szene sind hier noch lebendig. Wir lieben es, finden doch gefühlt 50 % unserer Konzerte hier, in einem der Clubs des RAW (z.B. Astra, Cassiopeia oder eben auch Urban Spree) statt. 

Das Konzert ist restlos ausverkauft, was bei einer so guten Band wie PRAISE THE PLAGUE und dem Kontingent von nur ca. 250 Tickets nicht verwunderlich ist

Als wir ankommen, fühlen wir uns sofort wie zu Hause. Wir bezeichnen Musik, wie sie an diesem Abend gespielt wird, gerne als Hipster-Black-Metal. Das ist nicht abwertend gemeint, sondern beruht einfach darauf, dass sie weniger elitär als klassischer kalter Oldschool-BM ist. Hier steht die Kutte voller unleserlicher Patches neben dem senffarbenen Beanie. Die Hornbrille sitzt über dem perfekt gestylten Moustache… und über allem prangt die Botschaft, für die wir alle einstehen: Toleranz und Farbvielfalt. Es ist so schön! 

URSÜNDE

Der Abend wird von URSÜNDE eröffnet. Das Trio aus Berlin sticht heute ein wenig heraus, da sie trockenen Black Metal spielen, mit Corpsepaint, Lederkluft und dem ganzen Drumherum. Handwerklich sehr gut, allein das Intro, welches mit nervös eingespielten Streichinstrumenten und später einsetzender Orgel eine schön bedrückende Atmosphäre aufbaut, passt sehr gut zum schummrigen roten Licht und der Enge des Clubs. Für uns bietet die Musik allerdings ein bisschen zu wenig Abwechslung. Aber das ist nur unser persönlicher Eindruck und soll nicht wertend (miss-)verstanden werden. Da URSÜNDE bislang erst eine Demo namens “Cathartic Black Terror” veröffentlicht haben, ist nach drei Tracks bereits Schicht im Schacht. Ein kurzweiliger Auftritt, vor der Bühne ist man jetzt aber aufgewärmt. 

Fotogalerie: URSÜNDE

KRATT

Als Nächstes betreten, nach kurzer Pause, KRATT das Podium. Es gibt sofort voll auf die Zwölf! Immer mitten rein ins Gesicht ballern schnelle Blastbeats und scharf gespielte Gitarren. Post-Black Metal der härteren Sorte. Aber auch getragene Parts gibt’s. Ein toller Mix, alles stimmungsvoll und brachial untermalt von den schneidend kalten Screams von Vocalist R.H.. Der Auftritt ist ungemein energiegeladen, es kommt definitiv keine Langeweile auf. 

Uff, im Club wird’s langsam echt warm. Das Set muss nun umgebaut werden, denn bis jetzt haben sich URSÜNDE und KRATT ein Schlagzeug geteilt, da bei beiden Bands M.S. (Schütte) an den Drums sitzt. Eine etwas längere Pause erwartet uns also. Genug Zeit für’n Bierchen (die Auswahl ist für so einen kleinen Club echt umfangreich!) und ‘ne Pinkelpause. 

Fotogalerie: KRATT

A SECRET REVEALED

Kurz danach stehen A SECRET REVEALED auf der Bühne. Sofort mit dem ersten Track “Empty Throne” wird klar, dass wie hier eine von diesen unbekannten Perlen zu Gesicht bekommen. Echt überzeugend brüllt sich Sänger Michael Heim die Seele aus dem Leib. Auch die Gitarristen Lukas und Ralf verstehen ihr Handwerk. Beim Aufbau haben wir die Pedalboards der beiden bestaunt, jetzt wird klar, warum diese so umfangreich aufgebaut sind. Raffinesse in Handwerk und Klangvielfalt. Teilweise unglaublich schön anmutende Melodien, die sich dann, auf dem Höhepunkt in plötzlich harten Gitarrenwänden ergießen. Stroboskoplicht wechselt mit kalter blauer Ausleuchtung. Man fühlt sich an Größen wie u.a. DER WEG EINER FREIHEIT oder HERETOIR erinnert. Konzerte sind auch dafür da, neue Künstler zu entdecken. Supportauftritte sind hierfür häufig eine großartige Gelegenheit – so auch heute! Wir werden das Schaffen der fünfköpfigen Band aus Würzburg, die bis dato komplett an uns vorbeigegangen ist, gerne weiterverfolgen.

Fotogalerie: A SECRET REVEALED

PRAISE THE PLAGUE verströmen vom ersten Ton an Verderben, Verfall, den Schrecken der Unterwelt.

Rasend schnelles Gedonner, purer, sich energetisch entladender Bombast, die doomigen Passagen tragen mit den metallisch rasselnd tief gestimmten Gitarren: Das muss man einfach erlebt haben, um die Faszination für diese Musik nachvollziehen zu können. Ich erkenne bei diesem Sound entfernt klangliche Parallelen zu bspw. THE GREAT OLD ONES. Die Bühnenshow an sich hingegen überzeugt mit absolutem Minimalismus. Weißes grelles Licht auf Knöchelhöhe der Musiker, welches den Boden Richtung Publikum flutet. Dazu wahre Unmengen von Kunstnebel. Man sieht die Hand vor Augen kaum, vor allem in den ersten Reihen ist man nahezu blind und wird vom Grauen des Ungesehenen förmlich erdrückt. Ein filmreifes Endzeit-Szenario, welches die Umrisse von Robert Carmosin (Gesang), Marcel Martin und Christoph Macht (Gitarren), Benjamin Linz (Bass) und Sascha Bühl (Drums) im Dunst verschwimmen lässt. So als hätte sich eine Pforte in eine andere, fremde, endlos schwarze (Unter-)Welt aufgetan. Was für das Auge überaus überzeugend anmutet, ist für die Kameralinse hingegen ein schier unlösbares Problem. Man kann halt nicht alle glücklich machen. Manch eine Atmosphäre lässt sich einfach kaum bildgebend einfangen.  

Für uns endet mit diesem Act ein sehr spannender und einprägsamer Abend. Ich decke mich noch rasch mit Merch ein, dann geht’s heim. Muss erstmal Luft holen. Alter, das war mal volle Möhre endgeil! Hat gebockt, gerne mehr davon! 

Fotogalerie: PRAISE THE PLAGUE

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