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THE CROWN: Royal Five – ein Spiel mit eigenen Regeln!

Die Erwartungen waren hoch, doch THE CROWN haben es geschafft. Mit "Possessed 13" konnten die Skandinavier ihr bislang bestes Album abliefern. Warum die Band jetzt aber selbst nicht mehr daran glaubt, besser werden zu können und warum das nächste Album anders klingen wird, erklären Schlagzeuger Janne Saarenpää und Gitarrist Marko Tervonen in diesem Interview.

Die Erwartungen waren hoch, doch THE CROWN haben es geschafft. Mit „Possessed 13“ konnten die Skandinavier ihr bislang bestes Album abliefern. Warum die Band jetzt aber selbst nicht mehr daran glaubt, besser werden zu können und warum das nächste Album anders klingen wird, erklären Schlagzeuger Janne Saarenpää und Gitarrist Marko Tervonen in diesem Interview.

Auf dem Cover steht statt dem Bandnamen „The Return Of THE CROWN“. In gewisser Weise seid ihr auch zurückgekehrt – und zwar zum vielschichtigeren Songwriting. Possessed 13 ist viel abwechslungsreicher als das Vorgängeralbum „Crowned In Terror„, das sich viel mehr auf Technik und Geschwindigkeit konzentrierte. Possessed 13 setzt eher auf Atmosphäre – ohne dabei weniger aggressiv zu sein.

Janne: Stimmt.

Marko: Auf Possessed 13 findest du viel weniger Melodien. Auf „Crowned In Terror“ hatte jeder Refrain eine extra Melodie, „Crowned In Terror“ ist vom Songwriting her ganz anders aufgebaut. Das Songwriting von Possessed 13 ist bei weitem nicht so auf Melodien konzentriert.

Janne: „Crowned In Terror“ ist ein so schnelles Album, weil wir sehr stark von Hyperspeed-Bands wie KRISIUN, NILE und MORBID ANGEL, mit denen wir auf Tour waren, beeinflusst worden sind. Diese Bands sind mitschuldig: Wenn Du mit einer Band auf Tour bist, kannst du dich ihrem Einfluss nicht entziehen.

Marko: Der technische Charakter des Albums rührt daher, dass wir damals ohne Sänger geprobt haben. Die Songs waren ausgearbeitet, aber der Gesang war noch gar nicht berücksichtigt. Als dann auch noch der Gesang dazukam, wurde es an manchen Stellen vielleicht einfach zu viel des Guten.

Das klingt jetzt so, als ob ihr mit dem Album im Nachhinein nicht mehr besonders zufrieden seid. War der Einfluss anderer Bands, den ihr ja nie verleugnet habt (siehe Interview zu „Crowned In Terror“), doch zu groß?

Marko: Wir wollten vielleicht einfach zuviel, auch zuviel Geschwindigkeit. Auf dem Album gibt es ganz normale Rock n´ Roll Riffs, aber selbst da sind Blastbeats drübergespielt.

Auf Possessed 13 gibt es wieder mehr Extras wie Gesangseffekte oder Samples. Zum ersten Mal habt ihr Instrumentalstücke aufgenommen, einmal als Zwischenspiel und eins als Outro. All das trägt neben den eigentlichen Songs viel zur Atmosphäre der Songs bei. Die Instrumentals fassen darüber hinaus die Stimmung des Albums ganz gut zusammen, die Songs sind zwar sehr, sehr heavy – aber es gibt auch eine dunkle Seite in der Musik und im Artwork.

Marko: Die Idee zu den Instrumentals kam auf, als wir die ersten Entwürfe für das Artwork gesehen haben. Sie geben dem Album wirklich mehr Atmosphäre, und sie passt auch in das Film-“Konzept“, das im Artwork präsent ist.

Janne: Als wir gesehen haben, dass diesmal das Artwork, die gesamte Verpackung, richtig gut wird, da wollten wir die Sache natürlich rund machen. Wir sind zum ersten Mal hundertprozentig mit dem Drumherum einer CD zufrieden – da lag es nahe, ein Intro, ein Outro und all solche Dings zu machen. Aus einem einfachen Grund: Alles soll stimmig und einheitlich sein, wir wollten wirklich alle Möglichkeiten ausschöpfen. Man versucht immer, einen Klassiker zu veröffentlichen, vielleicht sind wir diesmal auch sehr nah dran.

Man könnte bei Possessed 13 fast von einem Konzept sprechen – auch wenn Possessed 13 kein Konzeptalbum im herkömmlichen Sinne ist. Aber eine Analogie zum Film ist durchaus gegeben, es ist nicht nur das Covermotiv, das an alte Hammerfilme erinnert. Es gibt ein Intro und ein Outro, ein Instrumental als Zwischenstück oder die Dreiteilung des Albums – das passt alles sehr gut zusammen

Marko: Wir hatten zunächst ungefähr zehn typische THE CROWN Songs geschrieben. Das Drumherum, die Kleinigkeiten kamen erst, als wir uns für dieser Horrorfim-“Konzept“ entschieden hatten – da wurden diese Kleinigkeiten die richtige Würze. Possessed 13 ist fast ein Konzeptalbum geworden, war aber nie als ein Konzeptalbum geplant. Erst nachdem wir uns für das Artwork entschieden hatten, kam eine Idee zur nächsten, bis die Sache vollständig war.

Janne: Ich finde außerdem, dass es so gut wie keine gelungenen Konzept-Alben gibt. Wenn Bands schon anfangen, ihre Alben „Rainbow“ zu nennen und dann zu jeder Farbe einen Song schreiben… So was kann nur selten funktionieren.

Die Dreiteilung des Albums in Initiation, Exaltation und Annihilation entspricht im Großen und Ganzen doch auch dem Handlungsschema eines Films: Zunächst gibt es eine Einführung, die Handlung wird vorgestellt, dann steigert sich die Handlung bis zum Höhepunkt. Ich finde, man kann diese Dreiteilung auch auf die Songs übertragen, die Initiation-Songs machen klar, wo´ s langgeht, die Songs des Exaltation-Drittels verstärken die angelegte Atmosphäre und bei den Annihilation-Songs knallt es dann richtig. Ist das vollkommener Blödsinn – oder seht ihr das ähnlich?

Marko: Die Dreiteilung ist durchaus auch von Filmen oder Theaterstücken übernommen, es gibt praktisch drei Akte auf diesem Album. Aber ehrlich gesagt, habe ich mir nicht überlegt, spezielle Songs für die einzelnen Akte zu schreiben. Es war am Anfang einfach eine weitere Idee, die in unser Konzept passte. Allerdings entwickelte sich diese Idee dann weiter, und letztendlich ist es auch ganz cool, wenn man sich einen einzelnen Akt eines Albums anhören kann.

Janne: Ich verstehe sehr gut, was du meinst, denn die Songs „Bow To None“, „Kill em all“ und „Natashead Head“ aus dem Exaltation Part haben für mich am meisten Atmosphäre, diesen Stücken lösen die größten Emotionen bei mir aus. Und es folgen diese vernichtenden Death Metal Tracks „Zombiefied“ und „Dawn of Empitiness“ – was einen wirklich guten Kontrast ergibt. Es gab keine großartigen Ideen dahinter, aber es hat sich herausgestellt, dass die Idee wunderbar funktioniert.

Wie ist das Artwork mit der Analogie zu Filmplakaten eigentlich entstanden?

Janne: Magnus hat uns damit völlig überrascht. Er kennt die Jungs von Locust Construction gut. Er hatte uns auch nicht nur von seiner Idee erzählt, er zeigte uns gleich einen ersten Coverentwurf und ein paar Sachen für das Booklet. Wir waren sofort hin und weg – wenn du 13 Jahre lang zusammengearbeitet hast, dann weißt du allmählich, was den anderen gefällt und was nicht. Obwohl uns Magnus mit der Idee vollkommen überrascht hat, konnte er doch sicher sein, dass sie uns gefallen wird.

Marko: Wir haben alles in allem ungefähr sechs Monate an dem Artwork und Booklet gearbeitet. Es war Wahnsinn, ich weiß gar nicht, wie viele jpgs wir hin und her gemailt haben.

Ich könnte mir vorstellen, dass die aufwändige Gestaltung von Cover und Booklet auch dazu beitragen soll, die Fans zu überzeugen, das Album zu kaufen und es nicht nur aus einer Tauschbörse zu saugen.

Marko: Natürlich. Booklets und das Drumherum einer CD ist heutzutage sehr, sehr wichtig. Deshalb gibt es ja auch neben der normalen CD eine Deluxe-Edition mit BonusCD. Somit bekommt auch jeder eine Gegenleistung für sein hart verdientes Geld – denn CDs sind verdammt teuer geworden.

Janne: Auf der anderen Seite ist mir persönlich die Diskussion über Tauschbörsen zu einseitig. Ich bin der Meinung, dass diese Tauschbörsen eine sehr gute Möglichkeit sind, eine Band zu promoten. Man darf dabei nur nicht etwas Wesentliches vergessen: Wenn keiner die Alben kauft, dann werden die Bands sehr schnell verschwinden! Es ist ein schmaler Grad zwischen Nutzen und Schaden.

Marko: Auf den vorherigen Alben haben wir eigentlich immer die Musik sprechen lassen, es gab zum Beispiel auch kaum Bandpics und wenn es welche gab, waren sie sehr dunkel. Für Possessed 13 haben wir zum ersten Mal eine ernsthaftes Fotoshooting gemacht, Snowy Shaw hat mit den Friedhofsbildern die Atmosphäre der Platte sehr gut eingefangen.

So ganz neu ist die Idee mit den Horrorfilm Grafiken für THE CROWN dennoch nicht – im Booklet von “Deathrace King“ gab es schon einige ähnliche Bilder.

Marko: in den 70ern wurden diese Horrorfilm Plakate anders gesehen als heute, heute wirken sie auf manche Leute wohl eher lächerlich. Damals war das ein Form von Kunst – das ist etwas, was wir bewahren wollen.

Janne: Die Bilder von “Deathrace King“ sind auch aus einem 70er Jahre Horrorcomic.

Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Locus Constructions, einer bislang unbekannten Firma? Auch das „Crenom“-Logo von „Crowned In Terror“ stammte von dieser Firma, ebenso wie ein Trailer zu „Crowned In Terror“, den man auf der Homepage von Locust Constructions finden kann.

Janne: Mark, einer der beiden hinter Locust Construction, hatte eine Freundin in Schweden. Er nahm einen Job bei der Post an, wo auch Magnus arbeitete. Die beiden haben sich schnell gut verstanden und irgendwann tauchte das THE CROWN/VENOM Logo auf. Das hat ein Feuer entfacht..

Marko: Locust Construction sind zwei Jungs, der eine ist eher der künstlerische Typ, der sich viel mit Graffiti beschäftigt hat, der andere ist ein Photoshop Genie. Die beiden haben eine Menge witziger Sachen für uns gemacht, die wir nicht verwendet haben. Nach dem CRENOM Logo gab es auch noch CREATH – eine Kombination aus DEATH und THE CROWN oder „THE CROWN made us do it“ im THE HAUNTED Design. Angefangen hat alles aus Spaß, aber die beiden sind so gut, dass Magnus vorgeschlagen hat, sie mit dem Artwork für das neue Album zu beauftragen.

Janne: Das Artwork zu Possessed 13 ist übrigens das erste Albumcover, dass die zwei gemacht haben. Wir haben ihnen gesagt, dass sie wohl sehr, sehr bald auch von anderen Bands hören werden.

Marko: Die beiden haben sich sehr viel Mühe gegeben und so viele verschiedene Dinge entworfen: Das weiße Cover für die normale CD, das schwarze Cover für die Deluxe Edition, das LP-Cover, das ein wenig anders sein wird, Poster, Shirts und so weiter. Jedes einzelne Teil aus dieser Aufzählung hat eigene Details – da steckt viel Arbeit drin.

Wie viele Leute haben eigentlich nach dem neuen Logo gefragt, das sehr an Earache erinnert?

Janne: Ungefähr 40 % der Interviewer. Wir werden es auch nur für dieses Album verwenden. Earache haben sich natürlich auch gemeldet. Uns war klar, dass sie es als unseren Tribut an die Firma sehen werden. Als wir angefangen haben, hatten sie eine große Zeit – die erste MORBID ANGEL; die Grindcrusher Compilation, und und und. Earache war damals überall.

Marko: Wir haben das alte Logo auf dem Cover platziert und es sah wirklich nicht gut aus. Also musste ein neues her. Es war nie geplant, die Earache Schrift zu verwenden – wir brauchten eben etwas „splatter-mäßiges“. Wir haben uns überlegt, was es da gibt und sind sehr schnell auf Earache gekommen.

Janne: Ich weiß noch nicht, was mit unserem alten Logo wird, ob wir es weiterverwenden oder nicht.

Marko: Vielleicht kann man die Hauptsache weiterverwenden und den Rest ein bisschen modernisieren. Das wird sich zeigen.

Artwork und Musik sind bei Possessed 13 keine getrennten Dinge, speziell „Bow To None“ spiegelt diese gruselig-schaurige Atmosphäre des Covers sehr gut wieder. Der Song ist nicht übermäßig für eine nächtliche Autofahrt auf einer einsamen Landstraße geeignet.

Marko: Es ist ein sehr spezieller Song..

Janne: Wir haben verdammt lange an dem Stück gearbeitet. Es hat lange gedauert, bis ich den passenden Drumming gefunden habe. Der Song ist sehr langsam für unsere Verhältnisse. Irgendwann meinte Marko dann, ich solle doch einfach wie Tommy Lee spielen – und dann hat es plötzlich gepasst.

Womit wir auch beim einzigen Kritikpunkt an Possessed 13 angekommen sind: Ich finde das Schlagzeug ist viel zu weit in den Hintergrund gemischt.

Marko: Ja, das Schlagzeug war noch nie so weit nach hinten gemixt. Ich weiß nicht genau, warum das so ist…

Janne: Nach vier Wochen im Studio wird man einfach taub. Außerdem wollen die Gitarristen, dass man alle Kleinigkeiten in ihrem Spiel hört, der Basser will auch lauter sein, die Texte sollen verständlich sein. Jeder will etwas anderes, und diese Mal habe halt ich verloren, haha. Dafür war ich auf anderen Alben fast schon zu laut. Also, warum nicht mal zur Abwechslung einfach etwas leiser sein?

Auf Possessed 13 finden sich auch Anspielungen auf eure Vergangenheit. Ich finde, dass „Bow To None“ und der Song „Candles“ vom zweiten Demo „Forget The Light“ , der auch auf dem ersten Album „The Burning“ ist, in eine sehr ähnliche Richtung gehen. Beide Songs haben diese unheimliche Atmopshäre und die Gitarren sind sehr ähnlich.

Janne: Ich glaube nicht, dass Marko an „Candles“ gedacht hat, als es „Bow To None“ geschrieben hat…

Marko: Nein. Auf jeden Fall nicht bewusst, denn „Candles“ ist von Magnus.

Janne: Das zweite Demo landete übrigens auf dem Debütalbum, weil wir keine Zeit hatten, neue Songs zu schreiben. Auf Possessed 13 finden sich auch noch ältere Riffs… Wir wurden in den letzten Tagen in vielen Interviews gefragt, wann wir angefangen haben, die Songs für Possessed 13 zu schreiben. Keine einfach Frage, denn das hängt vom Blickwinkel ab.

Marko: Na ja, man könnte sagen, wir haben 1992 angefangen, haha. Aber deine Frage ist kompliziert, da fällt mir jetzt keine Antwort ein.

Gut, nächste Frage, die in dieselbe Richtung geht: Der Text von „Are You Morbid“ bezieht sich an einer Stelle auf Herr der Ringe – es gab auch mal einen Song namens Lord Of The Rings (ebenfalls auf „The Burning“), der ebenfalls einen Textausschnitt aus dem Roman zum Text hatte…

Marko: Das ist auch zu kompliziert. Wir denken nicht – wir spielen, haha. Beide Songs sind von Magnus, er macht sich sehr viele Gedanken um die Texte, er hat sicher eine Antwort. Aber die kenne ich nicht. Mhm… Tut mir leid.

Auf THE CROWN Alben finden sich schon seit langem kleine Anspielungen – ich höre in „Vengeance“ von Deathrace King) die SCORPIONS heraus, bei „Speed of Darkness“ ( „Crowned In Terror“) versteckt sich die Night Rider Titelmelodie. Auch bei Possessed 13 kann man die ein oder andere Anspielung finden: „No Tormorrow“ klingt nach SLAYER, „Deliverance“ hat ein Gitarrensolo, das auch von NILE hätte stammen können, „Kill em all“ spricht für sich und „Dawn Of Empitness“ erinnert an MORBID ANGEL.

Marko: Stimmt – ich erinnere mich auch, dass ich Marcus gebeten habe, für „Deliverance“ ein Solo in der Art von NILE oder ERIC RUTAN zu spielen. Er war begeistert und spielte dieses Solo ein, das perfekt zu dem Song passt.

Janne: Nun, wir sind beinharte Fans dieser Bands. Es ist unsere Art, unseren Lieblingsbands Tribut zu zollen.

Marko: „Kill Em All“ war eigentlich nur der Arbeitstitel für den Songs. Da aber die Referenz zu „Hit The Lights“ und all den anderen alten METALLICA Songs so offensichtlich ist, haben wir den Titel beibehalten. Warum sollten wir etwas verstecken, was ohnehin jeder bemerkt?

Sollte der Song ursprünglich „Crown Of Thorns“ heißen? Ein Song mit diesem Titel stand auf den ersten bekannt gegebenen Tracklisten, der Song ist dann aber wieder verschwunden und findet sich jetzt doch nicht auf Possessed 13.

Marko: Nein, „Crown Of Thorns“ wird wohl auf dem nächsten Album sein.

Janne: das Seltsame an „Deliverance“ ist seine Entstehung. Magnus träumte, er sei mit THE BLACK LEAGUE auf Tour. Er kennt die Typen aus der Band übrigens gar nicht persönlich. Jedenfalls waren sie zusammen auf Tour und hingen irgendwo Backstage rum, dabei zeigten ihm THE BLACK LEAGUE diesen Song. Das musst du dir vorstellen, unser verkommener Basser wacht nachts auf, schnappt sich seine Gitarre und spielt den Song, den er geträumt hat.

Trotz dieser Anleihen klingt jeder Song von euch – über den ein oder anderen Titel des Debüts sehen wir jetzt mal großzügig weg – nach THE CROWN. Wir kommt es, dass eure Songs eine durchgehend eigene Handschrift haben?

Marko: Ich glaube diese Frage kann keine Band beantworten. Vollkommen egal, wen du fragst, dafür gibt es keine Erklärung.

Janne: Ich könnte mir nur vorstellen, dass diese „Magie“ daher kommt, dass wir praktisch seit 13 Jahren ein weitgehend stabiles LineUp haben. Und wir haben dieselbe Einstellung zu Musik: Man muss hart dafür arbeiten! Die Songs werden zwar von Magnus und Marko geschrieben, doch bei den Proben arbeiten wir gemeinsam an den Stücken. Wenn man so lange so intensiv zusammenarbeitet, dann denkt man vielleicht ähnlich über die Arbeit.

Wir sind zwar komplett verschiedene Menschen, aber es gibt etwas das uns verbindet: Ein kranker Musikgeschmack, wir alle lieben MORBID ANGEL. Es gibt noch andere Bands, die uns verbinden METALLICA; MOTÖRHEAD – vielleicht ist das ein Teil des Geheimnis.

Was ist mit der Band SWORDMASTER? Ihr Sänger Vinnie Whiplasher (Andreas Bergh) hat den Text zu „Deliverance“ geschrieben – wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Janne: Als Johan 2001 THE CROWN verlassen hat, waren wir auf Sängersuche. Andreas war ein heißer Kandidat neben Tomas Lindberg. Er hatte schon damals großes Interesse, uns zu helfen. Als wir uns dann von Tomas getrennt hatten, gab es Pläne für eine US Tour. Auch dazu hätten wir einen Sänger gebraucht, Andreas war wieder im Gespräch. Die Tour kam schlussendlich doch nie zustande. Er wollte uns aber trotzdem helfen – wenn er nicht als Sänger bei uns einsteigen konnte, dann wollte er wenigstens Texte beisteuern. Ein Vorschlag, den Magnus dankend angenommen hat – denn er ist ziemlich einsam beim Texten.

Marko: Die beiden haben eine sehr ähnliche Art. Texte zu schreiben. Magnus hat mir erzählt, dass sei sich schon oft in Kneipen getroffen haben und dort stundenlang über Songtexte diskutiert haben. Der Text von Andreas passt perfekt zu THE CROWN Texten, die beiden verwenden ähnliche Bilder und Worte…

Stimmt, ich hätte auch eher darauf getippt, dass „Dawn Of Emptiness“ nicht von Magnus ist. Die Texte hatten bislang immer recht offen mit der Dualität von Gut/Böse und Satanismus im übertragenen Sinne gespielt – bei Possessed 13 sind die Texte zumindest bei manchen Songs etwas rätselhafter. Stärke, Unabhängigkeit und Kraft sind noch immer zentrale Themen – aber was ein Getränkeautomat („Looking for a Dixi Narco“) im Text von „Natashead Overdrive“ für eine Rolle spielt, verstehe ich nicht so ganz.

Marko: Ich verstehe die Texte auch nicht, Magnus hat mir zwar gesagt, dass es einen roten Faden gebe – ich habe ihn aber noch nicht entdecken können.

Janne: Er weigert sich, die Texte zu erklären, weil er selbst nicht genau weiß, was sich alles dahinter verbirgt.

Marko: Ich hatte ihn gebeten, mir den Text von „Face Of Destruction/Deep Hit Of Death“ zu erläutern, weil wir zu dem Song ja ein Video gedreht haben. Er hat mir vier Seiten geschrieben – ich habe nichts davon verstanden.

Janne: „Natashead Overdrive“ beschreibt für mich die Situation auf Tour. Irgendwo im Nirgendwo der USA, in einem kleinen, billigen Hotel nach dem Gig. Ich bin aber sicher, das Magnus etwas ganz anderes in diesem Text sieht.

Aber ist es nicht seltsam, wenn ein nicht gerade kleiner Teil der Musik auch für euch rätselhaft bleibt?

Marko: Nö, denn genauso funktionieren Texte. Sie bedeuten für verschiedene Menschen verschiedene Dinge. Das ist ja das Spannende daran: Du musst dir selbst überlegen, was sie bedeuten.

Janne: Es gibt trotz 13 Jahren Zusammenarbeit noch Seiten an jedem von uns, die die anderen nicht kennen – da gibt es noch viel zu entdecken.

Lass uns mal ein bisschen zurückgehen: Ich denke, „Hell Is Here“ war ein sehr, sehr wichtiges Album für THE CROWN. Es gab nicht nur äußerliche Veränderungen wie der erzwungene Namenswechsel oder der Wechsel von Black Sun Records zu Metalblade. Viel wichtiger war die Entwicklung hin zu vielseitigeren Songs, plötzlich war sehr viel mehr Thrash Metal in den Songs, viel mehr Rock n Roll. Hat dieses Album auch heute noch für euch einen besonderen Stellenwert?

Janne: Als dieses Album entstanden ist, hatte sich sehr viel verändert. Der Namenswechsel war offensichtlich, aber da war mehr. Wir haben zwei Alben gemacht, und mit „Eternal Death“ haben wir die dunklen Seiten erforscht – es ist ein beängstigendes Album. Aber wir haben sehr viel Selbstvertrauen gewonnen, ich habe begonnen, beim Schlagzeugspielen alles zu geben. Als Magnus dann Riffs anschleppte, die nicht nach Death Metal klangen, erwischte er genau den richtigen Zeitpunkt. Jeder mochte diese neuen Ideen. Es war damals einfach an der Zeit, den eigenen Kopf zum Denken zu benutzen.

Marko: Auf Hell Is Here haben wir uns das erste Mal erlaubt, ehrlich zu sein. Wir mögen Punk und Rock n´ Roll und bei diesem Album haben wir diese Vorlieben auch ausgelebt. Deshalb ist „Hell Is Here“ auch eine Art Compilation-Album, zwischen den einzelnen Songs liegen manchmal Welten. Wenn man „Electric Night“ mit „Death by My Side“ vergleicht, kann man zu dem Schluss kommen, dass es zwei verschiedene Bands sind, die da spielen. Wir hatten viele, viele Ideen und die wollten wir alle auf dem Album hören.

Janne: Außerdem hatten wir uns an unseren Instrumenten erheblich verbessert, endlich konnten wir die Sachen spielen, die wir im Kopf hatten, bislang aber nicht umsetzten konnten.

Marko: Es ist ein besonderes Album, und auch die Produktion ist – na ja – zumindest „einzigartig“. Ich persönlich mag den Sound gar nicht, das Album klingt viel zu sehr nach Garage.

Ja, der Sound ist sehr rau, auf der anderen Seite ist der Gesang sehr, sehr intensiv und derb.

Marko: Wir haben bei diesem Album auch unglaublich viel am Gesang gearbeitet – Acht Stunden für einen Song waren da schon mal drin. Wir haben hinterher noch mal viel dran gearbeitet…

Der nächste Schritt war, all diese Einflüsse, die auf „Hell Is Here“ in einzelnen Songs zu hören waren, in einem Stück zu integrieren – das kann man auf “Deathrace King“ sehr gut nachvollziehen, die Songs sind komplexer und vielschichtiger. Was ist zwischendurch passiert?

Marko: „Hell Is Here“ war eine einzige Explosion an Ideen. Ich mag Punk, also lass uns einen Punk Song machen – so dachten wir damals. An“Deathrace King“sind wir viel entspannter herangegangen und nahmen uns die Freiheit, Punk Riffs in einen Thrash Song zu integrieren. Es war ein weiterer Schritt in diese neue Richtung.

Für mich ist jetzt Possessed 13 der nächste Schritt nach “Deathrace King“ – „Crowned In Terror“ fällt etwas aus der Reihe.

Marko: Da stimme ich dir vollkommen zu.

Janne: Da stimmen wir dir vollkommen zu!

Nach „Crowned In Terror“hättet ihr in eine vollkommen andere Richtung gehen können, es wäre nicht überraschend gewesen.

Janne: Ja, es ist wirklich wie ich gesagt habe. Wir waren beeinflusst. Und wir hatten zu der Zeit viel Arbeit – egal ob fürs Studium, den Lebensunterhalt oder was es sonst noch so gibt. Der Sängerwechsel und die anderen Belastungen ließen uns nicht viel Zeit zum Proben, was für eine Band, die so intensiv an ihren Songs arbeitet, natürlich schlecht ist. Wir haben einfach anders gearbeitet als sonst – ich denke nicht, dass man das am Spielen hört, aber die Atmosphäre von „Crowned In Terror“ ist komplett anders. Außerdem sollte das Album ja im Fredman aufgenommen werden..

Marko. Aber wir sind dann in einem anderen Studio gelandet – und die Leute dort steckten gerade mitten in Umzugsvorbereitungen. Es war ziemlich ungemütlich, weil man immer das Gefühl hatte, man störte. Fredman ist ein klasse Studio, dort kann man wirklich wie zu hause fühlen. Im Studio Mega hatten wir immer das Gefühl, dass wir den Feierabend der Leute dort unnötig hinausziehen. Wir haben daraus gelernt. Natürlich ist es wichtig, ein Studio nach der technischen Ausrüstung auszuwählen. Genauso wichtig ist aber, dass man sich wohl fühlt. Man muss sich beim Aufnehmen gut fühlen, Aufnahmen sind kein Job, den man einfach erledigt. Wir haben jetzt auch seit einigen Alben sehr viel selbst gemacht…

Janne: wir werden immer unabhängiger von einem Produzenten, der muss nur den Sound einstellen – alles andere machen wir selbst. Das ist sehr angenehm.

Trotz allem habt ihr nie die eng gesteckten Genre-Grenzen überschritten. Ich denke, dass jede Band im Extrem-Bereich irgendwann vor der Frage steht, wie es weitergehen wird. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder man verlässt sich auf sein bislang bewährtes Rezept und macht da weiter, wo man bislang aufgehört hat – allerdings besteht da die Gefahr, dass man sich irgendwann selbst kopiert. Oder man integriert neue Elemente in die Musik – und verlässt damit ein Genre.

Janne: Wir stehen heute da, wo wir stehen, weil wir nie auf andere gehört haben. Uns würde oft genug gesagt, dass wir mit unserer Arbeitsweise viele Umwege gehen – aber das ist in Ordnung für uns. Es scheint so, als ob wir einfach den längeren Weg gehen müssen. Das gibt uns aber auch viel Kraft, denn wir spielen unser Spiel nach unseren Regeln!

Marko: die Frage ist umso interessanter, weil wir auf diesem Album eine Menge alter Riffs verwendet haben. Natürlich besteht Possessed 13 nicht nur aus ollen Kamellen, da sind genauso viele neue Ideen verwertet. Aber mit diesem Album haben wir unseren Vorrat an Riffs komplett aufgebraucht – es gibt keine alten verwertbaren Ideen mehr.

Das heißt auch, dass dieses Album eine Zäsur ist. Es wird etwas neues kommen! Außerdem glaube ich, dass der Versuch, dieses Album zu toppen ohnehin zum Scheitern verurteilt ist. Wir müssen einen neuen Weg finden. Hell Is Here war ebenfalls ein Album, auf dem wir etwas neues ausprobiert haben – und auch das nächste Album wird anders werden. Man wird die Band erkennen, aber es wird etwas anderes werden. Neue, frische Ideen…

Janne: Der Unterschied wird für uns, für die Band nicht so groß sein wie für die Fans..

Marko: Ich wurde auch gefragt, ob es nicht total bescheuert ist, jetzt etwas zu ändern, nachdem wir das beste THE CROWN Album überhaupt herausgebracht haben. Ich habe ihm gesagt, dass wir genau aus diesem Grund etwas anderes machen müssen! Wir haben jahrlang ehrliche Musik geschrieben – und ich kann mich nicht zwingen, Songs nach einer Vorgabe zu schreiben. Ich kann nicht zwingen, „Zombified, Part II“ zu schreiben, das wird nicht funktionieren.

Janne: Du kannst keine Riffs schreiben, die wie bereits verwendete Riffs klingen.

Marko: Ich habe jetzt nach Possessed 13 zwei neue Songs geschrieben. Das sind Midtempostücke, die sehr heavy klingen. Ich sage jetzt nicht, dass wir dieses schleppende Tempo auf dem nächsten Album durchhalten werden – ich weiß es nicht. Wenn mir nur solche Stücke einfallen, dann ist das in Ordnung. Es gibt keinen Grund, etwas aus mir herauszupressen, das eigentlich nicht da ist.

Damit lauft ihr natürlich die Gefahr, vielen Fans vor den Kopf zu stoßen. Auf der anderen Seite drückt jeder Musiker in seiner Musik – so sie denn ehrlich ist – auch seine Persönlichkeit aus. Und wenn die Erwartungshaltung der Fans nicht mehr mit der eigenen Identität übereinstimmt, dann muss diese Kluft irgendwie überbrückt werden.

Marko: Ja, genau. Und es ist sehr schwer, hier eine Brücke zu bauen. Besonders in der Metal-Szene, die sehr engstirnig sein kann. Wenn man etwas Neues macht, wenden sich vielleicht Leute von dir ab – der Vorwurf, dass man sich besser verkaufen will, wird da sehr schnell laut. Ich glaube aber, dass es ein viel größerer Sell-Out wäre, wenn man den Leuten etwas vorgaukelt, nur um ihre Erwartungen zu erfüllen.

Janne: Wir können nicht besser werden als wie auf Possessed 13.

Marko: Das ist der beste THE CROWN Death Metal, den wir abliefern können. Also müssen wir etwas neues machen, so einfach ist das.

Auf der anderen Seite wurde ja bereits bei „Hell Is Here“ von einigen Leuten kritisiert, dass ihr euch zu weit von euren Wurzeln entfernt habt.

Janne: In der Musikindustrie gibt es eine Menge Lug und Trug. Wir waren immer sehr offen und ehrlich, untereinander und anderen gegenüber. Und wir waren immer offen und ehrlich in unserer Musik Das war auch damals so, deshalb interessiert uns so was auch wenig.

Possessed 13 ist nicht nur heavy und aggressiv, es ist auch düster. Glaubt ihr, dass ihr diesen dunklen Teil der Atmosphäre des Albums auch live umsetzten könnt?

Marko: Darüber haben wir auch schon diskutiert, und ich fürchte, es wird schwierig werden. Aber wir können jetzt immerhin längere Sets spielen und wir dachten auch schon daran, mit einem Projektor zu arbeiten. 75 Minuten nur Geballer ist zu heftig, vielleicht gehen wir in der Mitte des Sets von der Bühne und lassen „Dream Bloody Hell“ von CD laufen. Keine Ahnung, irgendetwas in der Richtung. Die Verwirklichung solcher Ideen hängt aber auch immer vom Geld ab. Visionen haben wir genug, haha.

Janne: Die kommenden Shows basierten natürlich auf den neuen Material und ich hoffe, dass es eine gute Erfahrung wird, sie live zu spielen. Ich bin da aber ganz zuversichtlich, denn die einzige Idee, die wir im Vorfeld vom Possessed 13 hatten, war einfachere, zugänglichere Songs zu schreiben, die mehr Power haben. Das heißt auch, dass die Songs live einfacher zu spielen sind. Man kann mehr aus sich herausgehen und muss sich nicht nur auf das konzentrieren, was man spielt. Ich denke, das wird uns helfen. Wir werden wir sein, wenn wir auf der Bühne stehen.

Marko: Es wäre so schön, viel Geld zu haben, dass wir in die Shows stecken könnten. Mir schweben da spezielle Backdrops auf, die schon für sich genommen eine Atmosphäre schaffen.

Die Songs mögen einfach sein, aber sie sind auch komplexer – einfach deshalb weil die einzelnen Elemente nicht nur aneinandergereiht sondern ineinander verschmolzen sind. Es steckt vermutlich sehr viel Kleinarbeit in den Übergängen.

Marko: Es ist andererseits auch für uns erstaunlich, wie gut all diese Riffs, die ja teilweise uralt sind, miteinander harmonieren. Aber es stimmt, wie haben sehr viel für dieses Album geprobt. Wir haben für Possessed 13 – wie auch schon für „Crowned In Terror“– eine Demoversion aufgenommen, mit der wir arbeiten konnten.

Janne: Das hat den großen Vorteil, dass du dir die Songs vor den eigentlichen Aufnahmen noch mal anhören kannst. Dabei merkt man viel leichter, was man besser machen kann.

Marko: Ich liebe diese Arbeitsweise, denn du hast praktisch eine CD und kannst bevor du die richtige CD aufnimmst noch mal Dinge verändern, die du ohne Demo nicht gehört hättest und die dich dann immer stören werden. Auf die Idee hätten wir schon viel eher kommen sollen, haha.

Auf „The Burning“ gibt es einen Song namens „Earthborn“, der praktisch das Grundrezept vieler THE CROWN Songs, die Mixtur aus allen möglichen extremen Stilen, schon andeutete, allerdings fehlen bei diesem Stück die stimmigen Übergänge.

Marko: Ich erkläre dir auch, warum das so ist. Als ich diesen Songs geschrieben habe, hatte ich einen Drumcomputer verwendet.

Janne: Ich habe mich auch weitgehend an das gehalten, was er programmiert hat. Es gab für diesen Song nicht diesen Entstehungsprozess im Übungskeller, den andere Songs durchlaufen haben.

Marko: es war der letzte Song, den ich für das Album geschrieben habe, da war einfach nicht mehr Zeit. Aber du hast recht, bei dem Song greifen die einzelnen Teile nicht richtig ineinander.

Nun, bei Possessed 13 sind die Übergänge perfekt. Ich denke, dass ihr auf das Album auch bislang überwiegend positive Reaktionen erhalten habt.

Marko. Ja. Genau genommen ist es erstaunlich, wie positiv die Reaktionen sind – und das durchweg. Wir haben uns noch vorhin drüber unterhalten. Wir sind so verdammt stolz auf dieses Album, das wir dachten, es wird bei der Presse durchfallen, haha.

Janne: Ja, das wäre typisch für uns…

Marko: Aber es ist anders gekommen!

Janne: Aber glaube mir, die Zeit seit Mai, als wir das Album fertig gestellt haben, war die Hölle für uns. Die fünf Monate dazwischen kamen mir vor wie fünf Jahre. Wir waren immer sehr zufrieden, wenn wir die Studiotüre hinter uns zumachten – der nächste Schritt ist dann, abzuwarten, was die Fans von dem Album halten.

Marko: Johan hat mich gestern angerufen und mir erzählt, dass im schwedischen Fernsehen ein Thrash Metal Special lief. Da wurden eben die bekannten Bands gefeatured – und zum Schluss wurde der Herausgeben der schwedischen Close-Up Magazins gefragt, was das im Moment angesagt ist. Und er sagte: Possessed 13 ist alles, was du brauchst. Ich meine, das lief im schwedischen Fernsehen!!! Ich glaube, wir haben ein interessantes Jahr vor uns…

Ich denke, dass ihr mit „Crowned In Terror“noch mal eine andere Fanschicht angesprochen habt, als bislang. Seht ihr nicht die Gefahr, dass sich die Leute, die „Crowned In Terror“wegen der Geschwindigkeit mochten, enttäuscht sein werden?

Janne: ja, aber das Problem hat man mit jedem Album, das man herausbringt.

Marko: darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht – ich war so auf Possessed 13 fixiert, ich habe an nichts anderes gedacht. Für mich ist Possessed 13 THE CROWN – wenn das jemand anders sieht, dann kann ich ja nicht plötzlich seinen Blickwinkel einnehmen. Wir sind ehrlich und aufrichtig. Wir machen ein Album, aus dem was uns einfällt – und wenn es anders ausfällt als der Vorgänger, dann finde ich das gut. Ich habe gestern ein schönes Kompliment bekommen: Wir hätten mit „Hell Is Here“ ein Punk Album gemacht, Eternal Death war ein Black Metal Album – wir hätten verschiedene Stile gespielt, aber alle sehr gut umgesetzt. Das ist die andere Seite. Ich weiß noch nicht, wie das nächste Album klingen wird, aber ich weiß, dass wir unser Bestes geben werden.

Janne: Klar, bei „Hell Is Here“ gab es schon Leute, die sagten, die alten Sachen seien besser gewesen. Aber man muss solche Reaktionen auch im Verhältnis sehen – wenn man mehr Leute erreicht, sind darunter auch mehr, denen es nicht gefällt.

Marko: Wir haben sechs Alben, das heißt, die Fans teilen sich auch in sechs Lager auf – jeder hat ein anderes Lieblingsalbum. Mir erzählen noch immer Leute, dass sie „The Burning“ am meisten mögen. Seltsam…

Nun, das mag vielleicht auch damit zusammenhängen, dass es einfach viel cooler zu sein scheint, wenn man betonen kann, dass man eine Band seit ihren Anfangstagen kennt. Das erste Demo war am besten, danach gabs nur noch Kommerz… Ich glaube da gibt es in der Metalszene eine komplizierte Eigendynamik.

Marko: Ja, das ist typisch…

Janne: ja, da kann man sich aber auch prima drüber lustig machen. Jemand, der alle unsere Platten mag, muss schon eher open-minded sein. Ich vermute, dass diese Leute auch eine sehr schräge CD-Sammlung haben – so eine haben wir nämlich auch zuhause. Viele Standards aber auch ein paar Sachen in dunklen Ecken versteckt, über die man erstmal erschrickt.

Was habt ihr denn so versteckt?

Marko: Eine finnische Band namens KENT.

Janne: Eine finnische Band namens FIFTY-FIVE. Glaub mir, das ist ganz finster… dahinter steckt ein finnischer Spitzensportler, der der Meinung ist, er müsse jetzt singen. Du kannst dir vorstellen, wie das klingt.. aber, um aufs Thema zurückzukommen – ich glaube man kann nicht nur CANNIBAL CORPSE hören, wenn man THE CROWN mag.

Marko: Ich war sehr überrascht, als Metal Blade USA meinten, wir sollen mit einer Punk-Band auf Tour gehen. Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee..

Bei der Tour im November werden DARKEST HOUR und MONLITH DEATHCULT dabei sein – mit DARKEST HOUR wart ihr schon in den USA auf Tour und MONOLITH DEATHCULT haben euch im Frühjahr begleitet. Gibt es einen Grund, warum gerade diese beiden Bands wieder mit euch touren?

Janne: DARKEST HOUR hatten schon bei der USA Tour andere Fans angezogen, eher Hardcore Fans. Sie bringen uns neues Publikum und wir bringen ihnen neues Publikum, das funktioniert sehr gut. Wir tun uns gegenseitig einen Gefallen – und wir sind sehr gut befreundet. MONOLITH DEATHCULT wurden uns von der Booking Agentur empfohlen, die Tour im Frühjahr lief sehr gut, also machen wir es noch mal. Wir sollten an die Tour aber keine so hohen Erwartungen haben. Hohe Erwartungen bedeuten tiefen Fall, wenn etwas schief geht. Aber natürlich haben wir hohe Erwartungen.

Marko. Bis jetzt war es so, dass wir zu jedem Album eine größere Tour bekommen haben.

Auf der US Tour stand plötzlich Corpsegrinder auf der Bühne und hat „Angels Die“ gesungen – was war das für ein Gefühl?

Janne: Ich habe meine Drumsticks verloren. Es war aber klar, dass so was passiert. Es war zu perfekt.

Marko: Die größte Überraschung für uns war, dass Corpsegrinder Fan von THE CROWN ist. Er kennt das Eternal Death Album sehr gut, weiß die Texte auswendig und kennt die Soli. Das war schon seltsam, dass er uns mag – ich bin davon ausgegangen, dass es anders herum ist, haha.. Wir haben ihn dann gefragt, ob er Lust hätte, den Song zu singen und er war sofort dabei. Das war wirklich ein Erlebnis.

Um anderen Bands Tribut zu zollen, hättet ihr auch einen weiteren Coversong machen können. Das hätte sich angeboten, zumal Possessed 13 mit einer Bonus CD erhältlich sein wird.

Janne: Nun, wir können nicht all unsere Geheimnisse verraten. Aber es gibt Pläne, einige Coversongs aufzunehmen, wir haben uns auf ein paar Sachen einigen können.

Marko: Ja, es gibt Pläne. Einige der Songs sind übrigens alles andere als Metal! Das wird sicher Spaß machen, es sind aber auch ein paar Metal Songs dabei.

Janne: Wir müssen halt mal sehen, was und wie und wo wir das aufnehmen und veröffentlichen können – es geht jedenfalls nicht, wenn wir ein anderes Album am Start haben. Denn alle Zeit, die du dann nicht diesem Album widmest, ist verlorene Zeit.

Marko: Man lernt übrigens sehr viel, wenn man Songs nachspielt. Ich erinnere mich noch gut daran, als wir „Arise“ für ein SEPULTURA Tribute aufgenommen haben, wir haben den Song jeden Tag geprobt. Man lernt dabei, mit den Augen einer anderen Band zu sehen.

Wir haben auch ein Cover von „Mandatory Suicide“ von SLAYER und BATHORYS „Burning Leather“ gemacht und in den ganz, ganz alten Livesets von 1990/91 waren auch noch ein paar Coversongs enthalten.

Zunächst soll aber „Crowned In Terror“ neu aufgenommen werden. Einzelheiten, bitte:

Janne: Ja, das stimmt. Es war eigentlich die Idee des Labels. Johan wird das Album neu einsingen, und auch der Bass wird neu eingespielt. Natürlich werden jetzt viele Leute fragen, ob wir damit nicht alle Bücken zu Tomas Lindberg abreißen – doch die Brücken sind längst abgerissen. Wir sind selbst THE CROWN Freaks – ich sammle die Alben ja selbst. Und ich freue mich, wenn ich ein weiteres in mein Regal stellen kann. Die-Hard Fans von Tompa werden es natürlich widerlich finden, aber sie müssen sich das Album ja nicht kaufen. Diese Neuaufnahme ist für Die-Hard THE CROWN Fans.

Marko: Wir fünf sind THE CROWN, wir sind die „royal five“, und ich finde es schön, dass so auch jedes Album von uns fünf eingespielt worden ist. Für mich ist es eine tolle Sache. Außerdem hat so etwas noch nie jemand zuvor gemacht, es ist einzigartig. Die Reaktionen sind mir nicht wichtig, solange ich das Album in meine Sammlung stellen kann.

Janne: Wir werden nicht das komplette Album neu einspielen, sondern nur ein paar Dings, aber ich bin sicher, dass wir auch daraus etwas lernen können. Wir wissen, dass es nicht überall gut ankommen wird, aber wie gesagt: Dies ist unser Spiel nach unseren Regeln.

Bandfoto: Snowy Shaw

Live-Fotos und Interview-Layout: boxhamster

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