Pariah Interview mit Russ Tippins

Von alten Zeiten, dem Fall der Mauer und herausfallenden Brüsten… 🙂

‘You really tested my memory this week!’ waren die abschließenden Worte zum PARIAH-Interview, das ich unter Mithilfe von Mario Lippert (ehemals Metal Hell-Fanzine – R.I.P) über E-Mail mit PARIAH-Kopf Russ Tippins die letzten Tage führte. Hier das ausführliche Ergebnis…

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F: Okay, bei Bands, die schon länger im Geschäft sind, ist natürlich die erste Frage für die jüngeren Metal-Fans nach der Bandgeschichte. Könntest du kurz die von PARIAH schildern?

Russ: Wir haben 1981 mit SATAN angefangen. Wir waren eine der ersten unabhängigen NWOBHM-Bands die nach Europa kamen und an Orten wie dem Dynamo-Club spielten. Unser erstes Album ‘Court in the Act’, auf dem Ex- (und aktueller) BLITZKRIEG-Sänger Brian Ross sang, kam 1983 raus und scheint Kult-Status erreicht zu haben. Nach einem Side-Projekt namens BLIND FURY kamen wir als SATAN mit einem Sänger namens Michael Jackson wieder zusammen und veröffentlichten eine EP und ein weiteres Album. Dann, 1988, entschieden wir uns den Bandnamen in PARIAH umzutaufen, unter dem wir 2 weitere Alben aufnahmen, wobei das zweite – ‘Blaze of Obscurity’ – als unser bestes angesehen wird. Danach kam……………….nichts! – bis letztes Jahr als unser neues Album ‘Unity’ rauskam. Teil der Erklärung hierfür ist, daß 2 Bandmitglieder seit 1991 in der Band SKYCLAD involviert waren.

M: Thema Bandname…Pariah ist ja letztendlich der dritte Name für ein und dasselbe Projekt, gab es damals mit SATAN wirklich solche Schwierigkeiten, daß man drei Umbenennungen vornehmen mußte? (Von SATAN in BLIND FURY, dann wieder in SATAN und letzendlich in PARIAH). Habt ihr euch mit diesem Umbenennungstheater nicht selbst ein Bein gestellt und zugleich einen größeren Erfolg, den ihr ohne weiteres verdient hättet, verhindert?

Russ: Nun, du könntest teilweise recht haben, aber laß mir dir was über BLIND FURY sagen. Wie du weißt, hatte Lou Taylor bereits eine Band mit dem Namen BLIND FURY in London am Start, bevor wir dorthin zogen. Wir haben uns ihm irgendwie angeschlossen, nicht anderst rum. Deshalb kontrollierte er auch alles, bekam den Deal, entschied über die musikalische Richtung, das Songwriting, Image, etc. Du kannst unseren Einfluß etwas heraushören aber wir haben einfach akzeptiert, daß es Lou´s Baby war. Wir haben es als komplett andere Band angesehen.

M: Nun, in verschiedenen Metal-Nachschlagewerken wird BLIND FURY als der direkte Nachfolger von SATAN dargestellt, gab es nicht mal den Zeitpunkt, zu dem ihr das genauso gesehen habt?

Russ: Nicht wirklich. Obwohl es immer so gedacht war, daß es sich um eine zeitlich beschränkte Verbindung handeln sollte, ging die ganze Sache doch über ein Jahr, in dem wir auch Live-Sachen machten, deshalb sahen viele darin SATAN mit einem neuen Sänger. Wir wollten auch ein neues SATAN-Album machen und es wahr offensichtlich, daß Lou nicht der richtige Mann dafür war – nicht nur wegen seiner Stimme, sondern auch, da er die Kontrolle über die Sache hätte haben wollen und die Musik aufzulockern versucht hätte. SATAN war unser Baby, nicht seines.

F: Würdet ihr zurückblickend den Namen SATAN evtl. doch beibehalten, wenn ihr nochmal vor der Entscheidung stündet?

Russ: Ja, definitiv. Als Satan wäre irgendwann der Punkt gekommen, ab dem wir uns nicht weiterentwickeln hätten können. Wir hätten immer nur bis zu einem gewissen Punkt gehen können und immer gefühlt, daß wir musikalisch mehr hätten machen können.

M: Wenn ihr jetzt zu diesem Zeitpunkt PARIAH reformiert stellt sich natürlich die Frage, ob ihr euch nicht nur einfach an den Revival-Zug, der so manch obskure britische Metal Band (u.a. HOLOCAUST usw.) wieder auftauchen ließ anhängt? Ist diese Scheibe nun bloß ein einmaliger Schnellschuß um ein paar Mark nebenbei mitzunehmen?
F: Ich habe vor kurzem gelesen, daß PARIAH nie wirklich aufgehört haben zu existieren, handelt es sich nun um eine Reunion oder um die Beendigung einer langen Pause?

Russ: Nein, denn wir hatten immer vor, ein weiteres PARIAH-Album zu machen und haben uns tatsächlich nie getrennt. Dieses Album ist seit 1990 in der Mache und wir sehen es einfach so, daß die Pause zwischen den Veröffentlichungen eben etwas länger war. Die Beendigung einer langen Pause. Prezise!

F: Dadurch, daß Steve Ramsey und Graeme English bei der neuen Scheibe mit von der Partie sind, stellt sich natürlich die Frage nach SKYCLAD…wollten die beiden mal wieder in eine etwas metallischere Richtung gehen oder sind sie vielleicht sogar mit der Richtung, die SKYCLAD einschlagen haben nicht mehr ganz glücklich?

Russ: SKYCLAD machen ihre Sache sehr gut, deshalb gibt es keinen Grund, unzufrieden zu sein…but yeah…vielleicht haben sie den ‘more headbanging metal stuff’ vermißt, den PARIAH von (aktuellen) SKYCLAD-Sachen unterscheidet.

F: Wo liegen für die beiden die Prioritäten?

Russ: Das müßtest du die beiden selbst fragen, aber mit einer vorausschauenden Planung kann diese Situation vermieden werden, daß sie zwischen den beiden Bands entscheiden müssen.

F: Denkst du, daß PARIAH vom Bekannheitsgrad SKYCLAD´s profitieren können, in der Art von ‘die Band der SKYCLAD-Musiker Ramsey und English?

Russ: Ich würde micht nicht beschweren!! Aber ehrlich, ich denke, die Fan-Überlappung wird nicht so groß sein. Die Stile sind so unterschiedlich.

F: Wie findest du selbst die Musik von SKYCLAD und wie ist dein Kontakt zu Martin? Gibt´s zwischen euch evtl. sogar Streit um Steve und Graeme? 😉

Russ: Ha! Du meinst wie Eltern, die sich über das Sorgerecht ihrer Kinder streiten?? Nein, überhaupt nicht und eigentlich liebe ich die letzte SKYCLAD-CD. Ich dneke, sie haben eine Niche für sich selbst gefunden und können mit nichts anderem verglichen werden. Und sie haben sich konstant mit jeder Veröffentlichung weiterentwickelt (augenommen ‘Oui avant gare a chance’)

F: Als ich deinen letzten Brief erhielt, laß ich auf dem Ausdruck die Uhrzeit 3:50 Uhr. Da ‘Unity’ bisher nur als Eigenproduktion erhältlich ist und du auch den ganzen Businesskram zu erledigen scheinst, entsteht der Eindruck, als handle es sich bei Russ Tippins um einen echten Workaholic…gehst du auch einer anderen Arbeit nach, um dich über Wasser zu halten und wieviel Zeit steckst du in PARIAH?

Russ: Glaub mir, Andreas, ich würde lieber in der musikalischen Seite der Dinge stecken aber momentan gibt es keine Alternative. Es ist das notwendige Übel und ich bin der einzige der genug Freizeit hat, um es zu tun. Ich biete auch für Geld meine Dienste als Gitarrist an. Unglücklicherweise bedeutet dies, jede Arbeit anzunehmen, die einem in den Weg kommt, was Dance Music, Girlie Pop und Cabaret Shows einschließt. Weißt du, das ist nur ein Job und am Ende des Tages ist PARIAH meine einzige wahre Passion.

F: Mmh…was waren denn dann die lustigsten, verrücktesten oder schlimmsten Sachen, die du bei deinem Job als Miet-Gitarrist erlebt hast? Da gibt es doch bestimmt ein paar Sachen…

Russ: Nun, die Studio-Arbeit ist relativ sicher, aber bei den Live-Cabaret-Shows kann eigentlich alles passieren – und tut es auch! Manchmal muß ich vom Notenblatt spielen, wenn der Job sehr kurzfristig kommt. ‘What usually happens is that singers fuck it up.’ Im Cabaret hat der Sänger immer recht, wenn sie also zum falschen Zeitpunkt einsetzen, mußt du die geschriebenen Noten vergessen und ihnen folgen. Dann wollen sie die Tonart eines Songs ändern um diesen mit ihrer Stimme in Einklang zu bringen – gleiche Geschichte, Folge dem Sänger! Es sind meistens ‘cheesy’ show songs, wie ‘Lady is a tramp’ etc. Der Gast-Sänger kommt im Smoking daher oder in einem kurzgeschnittenen Abend-Kleid und ich habe Perücken runterfallen gesehen, Brüste herausspringen und Frisuren durch Rauchalarm-Sprinkler ruiniert. Da war ein Typ, der auf der Bühne einen Herzanfall hatte! Wenn du in Vergnügungsparks spielst hast du kleine Kinder, die herumspringen und mit deinen Notenblättern davonrennen. ‘It´s not exactly Rock & Roll, you know?’

F: Würdest du PARIAH als dein Baby bezeichnen, oder als echte Band? Wieviel Einfluß auf ‘Unity’ hatten die anderen Bandmitglieder?

Russ: Mmh, ich denke ich habe viel des neuen Materials geschrieben aber natürlich nicht alles – wenn du die Credits im CD-Booklet von ‘Unity’ anschaust wirst du sehen, daß Steve, Graeme & Alan allem am Songwriting beteiligt waren und außerdem braucht es eine ganze Band um Ideen auszuprobieren und umzuarrangieren, wenn es nötig ist.

M: Von den bekannten Überlebenden (Priest/Maiden) der NWoBHM abgesehen gabs außer einigen guten Death/Grind Bands und natürlich SKYCLAD in den letzten Jahren nicht allzuviel aus GB, was den Sprung bis ans Festland schaffte. Gibt es bei euch überhaupt noch sowas wie eine Metal-Szene? Speziell in/um Newcastle schien ja Anfang der Achtziger einiges losgewesen zu sein…

Russ: Es ist wirklich traurig, aber die Szene hier drüben is total in die neuen Trendy-Bands vertieft. Magazine wie der Kerrang und Metal Hammer sind zu ‘Teeny Bopper’ Comics geworden, die einfach nicht mehr an Metal interessiert ist, es sei denn, es handelt sich um METALLICA oder ähnliches, deshalb sind natürlich nicht mehr viele Bands übrig, die man als METAL im klassischen Sinne bezeichnen könnte…natürlich gibt es auch die ein oder andere ‘open-minded’ Pubklikation die die Flagge des Metals hochhalten, mit Namen ‘Hard Roxx’ und ‘Sound Barrier’ aber diese sind keine nationalen Magazine. Noch immer gibt es letztlich ein paar Anhänger von PARIAH in GB. Die Sache beim Metal ist die, daß es immer eine Underground-Szene gibt – dies scheint nie zu sterben.

F: Hört man sich ‘Unity’ an, hat man das Gefühl, als hättest du dich von modernen Trends im Metal in keinster Weise beeinflussen lassen…

Russ: Ehrlich? – wenn das so rüberkommt, dann ist das nicht bewußt passiert. Ich versuche einfach die Musik zu spielen, die in meinem Herzen liegt, ohne irgendwelche Einschränkungen zu machen. Weißt du, das mit Einflüssen ist eine seltsame Sache – sie können in deiner Arbeit vorhanden sein, ohne daß du es realisierst, bis es jemand ausspricht und du denkst ‘Oh…daher hab ich also die Idee!!’

F: Beobachtest du überhaupt, was heutzutage noch so in der Metal-Szene passiert?

Russ: Ich bin etwas ‘Old-Fashioned’. Ich wurde vor kurzem nach meinen Top Ten Alben aller Zeiten gefragt und nur EINS davon war aus den 90ern (FAITH NO MORE – ‘King for a Day’). Versteh mich nicht falsch, es ist nicht so, daß ich stur an der Vergangenheit festhalte und mein Hirn verschlossen habe, denn ich höre shr wohl auch neuere Sachen – aber es berührt mich einfach nicht so, wie mich Alben wie ‘Rainbow Rising’, ‘Strangers in the Night’ und ‘Unleashed in the East’ berührten. Wenn ich also nicht rausgehe und mir Platten von Bands wie CRADLE OF FILTH usw. kaufe, heißt das NICHT, daß ihre Musik keine Art von Kunst darstellt – es tut es halt nicht für mich. Was ich echt hasse ist es, wnn Leute am Geschmack anderer spotten. ‘Live and let live, you know?’

F: Stellt sich dann natürlich noch die Frage nach deinen musikalische Vorlieben…was hörst du so in deiner Freizeit?

Russ: Wie ich sagte, FAITH NO MORE waren konstant brilliant in den 90ern. Und ich liebe immer noch die Klassiker aus den späten 70ern, frühen 80ern. Zurück in der Gegenwart gibt es eine neue Band aus Texas, die sich SPASTIC INK nennt, die wirklich großartig sind! Ich mag auch echt das letzte Album von RADIOHEAD.

M: Aber meinst du nicht auch, daß es da definitv mehr in den 90ern gab, als diese 3 Bands…es gab doch wirklich eine ganze Epoche musikalischer Entwicklung im Metal…abseits der gängigen Trends waren und sind da Bands wie Psychotic Waltz, Solitude Aeturnus, Symphony X, Veni Domine, Conception, Glenmore, Kamelot, Nevermore oder aktuelle Bands wie Rhapsody, Edguy oder Valley´s Eve und viele mehr, die wirklich hervorragende Metal-Alben rausbrachten!

Russ: Yeah, natürlich hast du recht Mario, ich mag Nevermore und Psychotic Waltz sind superb, besonders ‘Mosquito’. Ich muß zugeben, daß es immer noch eine ganze Menge Sachen gibt, die großartig sind, ich aber noch nie gehört habe (verbringe wohl zuviel Zeit mit Cabaret – ha!). Was ich sagen will ist, daß wenn ich mir 90er Metal anhöre, es meistens nicht wirklich mein Herz berührt.

F: Sprechen wir über das neue Album ‘Unity’…das Material stammt zu einem Großteil noch aus dem Jahr 1990…ist das richtig?

Russ: Die Songs haben sich über 7 Jahre weg entwickelt, aber sicher, es begann alles 1990. Wir haben gerade angefangen für einen Nachfolger zu ‘Blaze…’ zu schreiben und hatten bereits die Ideen für 3 Tracks, den Song ‘Unity’ eingeschlossen. Der Rest der Songs wurde in den Jahren dazwischen hinzugefügt.

F: Für mich lebt ‘Unity’ von den feinen Melodielinien, die sich nach einigen Durchläufen im Gehirn festsetzen…war dieser melodische Aspekt für dich wichtig?

Russ: ich weiß nicht – es ist für mich einfach natürlich, so zu schreiben. Für mich hatten die besten Metal Bands immer großartige Sänger mit identifizierbaren Vocal-Lines. Ich liebe Metal, aber ich habe kein Interesse daran, heavier als alle anderen zu sein. Die Qualität der Songs kommt zuerst, dann die Heaviness.

F: Natürlich trägt zu diesem melodischen Aspekt auch sehr stark euer neuer Sänger Alan Hunter bei…wie kam er zum neuen Line-Up? Wie stark war sein Einfluß auf die Melody-Lines?

Russ: Alan ist ein Freund von uns seit 1982, als SATAN und TYSONDOG zusammen in Newcastle auftraten. Auf ‘Court in the Act’ half er uns bei den Backing-Vocals und wäre fast bei der Band eingestiegen als Brian Ross die Band verließ. 1993 nahmen wir ein paar Demos mit Alan auf und als es darum ging, das ganze Album zu schreiben war Alan der erste auf unsere Liste! Er hat 2 Songs zum neuen Album beigesteuert, bei denen die Lyrics und Melodie-Linien die seinen sind…’No Exit’ & ‘The Jonah’ (auf dem er ebenfalls den Großteil der Guitar-Lines geschrieben hat). Ansonsten hat er die Melodie-Lines nicht so sehr beeinflußt aber wir denken eh in denselben Linien.

F: Inwiefern würdest du die Unterschiede des neuen Materials zu den alten Sachen beschreiben, angefangen bei der ersten SATAN-Scheibe, über die PARIAH-Sachen der ‘ersten Ära’?

Russ: Nun, wenn du älter wirst lernst du, einfach du selbst zu sein und ich denke, das beste Zeug entstand, als wir gar nicht groß darüber nachdachten.
‘Court in the Act’ ist auf diese Weise ein sehr ehrliches Album, aber zurückblickend kannst du überall sehr gut unsere Helden (PRIEST etc.) auf eine nicht gerade unterschwellige Art heraushören. Dann gab es Zeiten, in denen wir sehr bewußt versuchten, etwas anderes zu sein, mit der Absicht da rein zu passen, was populär war . Das BLIND FURY Projekt (auch wenn wir darauf nicht viel Einfluß hatten) und ‘The Kindred’ von 1988, auf denen wir sehr heavy & thrashy sein wollten, was auf Kosten der Songs ging. Ich kann sagen, daß alle andere Veröffentlichungen wirklich dafür repräsentativ sind, was wir zu der Zeit waren und deshalb stehe ich auch zu ihnen (ob gut oder schlecht) und dasselbe trifft auch auf ‘Unity’ zu – der Hauptunterschied war, daß wir mehr Zeit zum schreiben und mehr Songs zur Auswahl hatten.

F: Was die Texte betrifft, so scheint der Mauerfall für dich ein wichtiges Thema gewesen zu sein…
Die Textzeile ‘One small step for a man, one giant leap for mankind’ scheint das tragende lyrische Teil des Albums zu sein…

Russ: Ja, der Fall der Mauer pflanzte in meinem Kopf die Saat für das Album-Konzept und Neal Armstrong´s berühmtes Zitat fiel mir wieder ein. Ich dachte mir, daß dies ein großartiger Refrain wäre und so kam der Song ‘Unity’ zustande. Die weiteren Songs befassen sich eher mit anderen Aspekten des Nach-Kalte-Krieg-Europas. ‘Walking Wounded’ zum Beispiel handelt vom Bürgerkrieg in Jugoslawien und in ‘Reactionary’ geht es um die Paranoia, die das Thema der Währungsunion umgibt (Persönlich kann ich darin das Problem nicht erkennen).

F: Ist es nicht seltsam, diese Texte nach so langer Zeit in Form eines Albums zu veröffentlichen?

Russ: Ein bißchen aber die Texte decken die Zeit von 1990 bis 1997 ab, deshalb denke ich, daß die Themen immer noch relevant sind.

F: Hast du die Wiedervereinigung seither beobachtet und kennst du die Probleme, die sich für die Deutschen seit diesem Tag entwickelt haben?

Russ: Ja, ich bin mir über bestimmte Probleme bewußt, wie z.B. daß die Wirtschaft schwankt, da ‘der Westen’ die finanziellen Belastungen des ‘Ostens’ ins 20. Jahrhundert mittragen muß. Ich weiß, daß es noch ein langer Weg ist – Steve & Graeme touren viel mit SKYCLAD in Deutschland und erzählen mir, daß es immer noch einige Orte im ‘Osten’ gibt, wo es wie in einem Dritte-Welt-Land aussieht. Es braucht Zeit. Außerdem kriegen wir immer mal wieder Geschichten mit über neue rechts-extreme politische Gruppen die aufkommen (ich weiß nicht, was hierbei der Wahrheit entspricht).

F: Bewertest du die Wiedervereinigung zurückblickend als positiv oder negativ?

Russ: In die Zukunft blickend, denke ich, daß es etwas positives war. Tatsächlich geht es in den Texten zu ‘Learning to Crawl’ um Wiedervereinigung in einer weiteren geschichtlichen Perspektive. Wenn du das moderne Europa als ein Baby betrachtest, wirst du bald erkennen, daß wir viel zu lernen haben und keine Wunder erwarten sollten.

F: Welcher Song des neuen Albums liegt dir letztendlich am meisten am Herzen?
Welche Songs in der gesamten Band History?

Russ: Es ändert sich täglich aus unterschiedlichen Gründen aber ‘Walking Wounded’ ist etwas besonderes für mich. Was Songs der Vergangenheit betrifft würde ich ‘Who dies wins’ sagen von ‘Suspended Sentence’ (´87).

F: Gleiche Frage, größere Dimension…welches Album magst du am liebsten, gibt es ein Album das dir ein Dorn im Auge ist?

Russ: Ich bin sehr auf ‘Blaze of Obscurity’ stolz und wenn ich meinen letzten Favoriten wählen müßte würde ich ‘The Kindred’ sagen.

M: Ich habe mal in etwa überschlagen an wieviel LP´s/EP´s Mitglieder und Ex-Mitglieder von Pariah/Satan beteiligt waren. Ihr bringt es (mit SATAN, PARIAH, BATTLEAXE, SKYCLAD – dazugerechnet die Werke an denen Ex-Satan Sänger Brian Ross beteiligt war/ist) auf ca. 20 Veröffentlichungen. Damit zieht ihr an Bands wie Iron Maiden, Judas Priest und Saxon schon mal locker vorbei. Gebührt euch nicht eigentlich der britische Heavy-Metal-Thron? 😉

Russ: Nein, das gibt keinen Sinn, aber laß uns mal deinen Weg der Argumentation für einen Moment folgen…wenn du an DEEP PURPLE denkst und wie viele Alben sie veröffentlichten, dann die Alben von Ex-Mitgliedern dazuzählst… Blackmore´s RAINBOW / The IAN GILLAN BAND / WHITESNAKE / GLENN HUGHES / PAL (Paice/Ashton/Lord) wärst du näher an 50!!

M: Apropos Brian Ross, habt ihr eigentlich noch Kontakt zu ihm? Er schien ja einer der aktivsten Sänger damals gewesen zu sein (u.a. bei Tysendog, Avanger, Satan, Lonewolf, Blitzkrieg)

Russ: Nun, ich habe keine Ahnung, wer dir erzählt hat, daß er beim TYSENDOG sang, aber das stimmt nicht. Heutzutage sehe ich Brian nicht allzuoft aber das hat mit den Umständen zu tun. Ich hege keinen Groll gegen ihn und respektiere den Fakt, daß er vor uns auf der Bildfläche war. Tatsächlich ist er immer noch sehr mit BLITZKRIEG beschäftigt. Tatsächlich IST Brian Ross BLITZKRIEG.

M: Das mit TYSENDOG las ich in der NWoBHM-Lexikon des Iron Pages – Magazins…sie schrieben, daß Brian Ross auf dem ersten Demo sang.

Russ: Sorry, aber das stimmt trotzdem nicht. Ich kenne das Buch, das du meinst, ich werde Matthias deswegen berichtigen.

F: Letzendlich stellt sich natürlich noch die Frage nach einer PARIAH-Tour…habt ihr schon irgendwelche Pläne diesbezüglich und inwiefern wird sowas mit Steve und Graeme klappen?
Ist evtl. sogar eine Tour gemeinsam mit SKYCLAD möglich?

Russ: Ich denke nicht, daß eine PARIAH/SKYCLAD-Tour eine gute Idee wäre. Für mich würde es beide Bands irgendwie abwerten, weißt du? ‘Not to mention that Steve & Graeme would get TWO lots of beer every night. Sie würden die ganze Tour nie überstehen!!! Aber ernsthaft, ich würde nichts mehr lieben, als PARIAH wieder auf die Straße zu kriegen und es ist möglich, aber es bräuchte jetzt und sofort einiges an Geld, wir haben alles in die Produktion von ‘Unity’ gesteckt. Hoffen wir, daß es sich genug verkauft, um eine Tour zu finanzieren.

F: Willst du damit tatsächlich sagen, daß du noch nie darüber nachgedacht hast?

Russ: Ja, natürlich, aber ich habe die Idee sofort verworfen. Es scheint irgendwie nicht richtig zu sein. Weißt du, so wie mit der Tour von King Diamond der von Mercyful Fate supportet wird…das ist ein Witz.

F: Um zum Ende zu kommen…warum habt ihr denn eigentlich noch keinen Plattenvertrag? Wollt ihr eigentlich gar keinen oder klappt es momentan einfach nicht?

Russ: Eigentlich ist es okay momentan, alles für sich zu machen aber wenn wir ein realistisches Angebot bekommen, die unseren Ansprüchen entspricht sind wir froh, einen Vertrag zu unterzeichnen. Vergiß nicht, daß wenn wir die Rechte an ein Label überreichen, wir unser Album nicht mehr legal selbst verkaufen können. Es gibt ein amerikanisches Label, das interessiert ist, aber über Geld wurde bisher noch nicht gesprochen.

Well Guys, that´s it. I hope the answers are what you wanted. I´ve gotta go to bed now!!!

In dem Falle wünschen wir doch ´ne gute Nacht…

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