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GJALLARHORN: Himmel, Erde, Meer, Metal.

Das Debütalbum "Nordheim" der italienisch-irisch-norwegischen Viking-Metal-Truppe GJALLARHORN wurde sehr unterschiedlich von den Leuten aufgenommen. Während einige – mich inbegriffen – volllkommen begeistert waren, empfanden andere das Werk als vollkommen unnötig. Selbst DOOMSWORD-Fans sind nicht einheitlich positiv gestimmt, dabei trägt GJALLARHORN ganz klar die Handschrift von Deathmaster, der laut meinem Interviewpartner Christian alias Nidhoggr durchaus als die treibende Kraft hinter der Band zu sehen ist. Dennoch kann man aus den Worten des Bassisten problemlos entnehmen, dass es sich bei GJALLARHORN nicht um ein reines DOOMSWORD-Side- oder Deathmaster-Soloprojekt handelt. Und das klarzustellen war auch der Sinn hinter den ersten direkten Fragen zu Beginn des Interviews.

Das Debütalbum Nordheim der italienisch-irisch-norwegischen Viking-Metal-Truppe GJALLARHORN wurde sehr unterschiedlich von den Leuten aufgenommen. Während einige – mich inbegriffen – volllkommen begeistert waren, empfanden andere das Werk als vollkommen unnötig. Selbst DOOMSWORD-Fans sind nicht einheitlich positiv gestimmt, dabei trägt GJALLARHORN ganz klar die Handschrift von Deathmaster, der laut meinem Interviewpartner Christian alias Nidhoggr durchaus als die treibende Kraft hinter der Band zu sehen ist. Dennoch kann man aus den Worten des Bassisten problemlos entnehmen, dass es sich bei GJALLARHORN nicht um ein reines DOOMSWORD-Side- oder Deathmaster-Soloprojekt handelt. Und das klarzustellen war auch der Sinn hinter den ersten direkten Fragen zu Beginn des Interviews.


Christian, ist GJALLARHORN ein BATHORY-Tribute-Projekt?

(Lacht) Nein! Das ist es nicht. Natürlich sind der Sound, die Themen und die Texte BATHORY sehr ähnlich und wir müssen Quorthon auch unseren Dank für seine Musik aussprechen. Aber wir wollten kein BATHORY-Tribute-Album machen. Er war in gewisser Weise unser Lehrmeister und wir wollten unseren Standpunkt zu dieser Musik und den Themen darlegen.

Ist GJALLARHORN ein DOOMSWORD-Sideprojekt?

Nein. Es ist eine echte Band. DOOMSWORD hat sein eigenes Leben und GJALLARHORN wird sein eigenes Leben führen. Wir werden weitere Alben machen, wir werden mit der Band weiter Musik machen und DOOMSWORD werden genauso ihr Ding weiterhin verfolgen.

Ist GJALLARHORN eine Konzeptband um Ragnarök oder um die nordische Mythologie im Allgemeinen?

Ich denke, die Band kann beides sein. Wir haben Songs über Ragnarök und über die alte nordische Mythologie.

Ihr könnt es nicht vermeiden, dass Vali als Deathmaster identifiziert wird. Es ist aber nicht so einfach dahinter zu kommen, wer sonst in der Band spielt. Wollt ihr das weiter eher geheim halten oder kannst du mir noch ein bisschen mehr zum Line-Up erzählen?

Ja klar. Fenrir hat einige Zeit in Italien gelebt und ist dann nach Norwegen gezogen. Er ist ein sehr guter Freund von Deathmaster, um nicht zu sagen ein Bruder von ihm. Sie haben sich dazu entschlossen, gemeinsam etwas über nordische Mythologie zu machen und das mit Musik zu tun. Ich habe Deathmaster vor einigen Jahren getroffen, als er noch in Italien gelebt hat – inzwischen ist er ja nach Irland gezogen. Wir haben an einigen Projekten gearbeitet, da er hier in Italien ein Studio hat. Ich traf ihn dort, als ich mit meiner alten Band ein Album aufgenommen haben. Wir hatten dann aber Probleme innerhalb der Band und das Album wurde nie veröffentlicht. Deathmaster und ich wurden aber gute Freunde. Der Schlagzeuger von GJALLARHORN ist derselbe, der auch bei DOOMSWORD spielt. Gleichzeitig spielt er aber auch in meiner Band FURY AND GRACE. Wir sind also alte Bekannte und haben uns für dieses GJALLARHORN-Projekt zusammengetan. Ich denke, das Großartige an der Band ist, dass wir echte Freunde sind.

Das mit Gungnir ist jetzt ziemlich interessant für mich und kommt auch etwas überraschend. Ich frag mal so: wie reagiert ihr darauf, wenn Leute in ihren Reviews schreiben, dass der Drum-Computer schlecht programmiert ist…

(lacht) Schlecht programmiert? Ich will ehrlich sein: das Schlagzeug ist nicht echt – das ist für jeden leicht zu erkennen. Wir hatten während der Recording-Sessions Zeitprobleme und Gungnir hatte zudem persönliche Probleme. Nichts Ernsthaftes, aber er konnte die Drums nicht einspielen. Also mussten wir auf den Drumcomputer zurückgreifen. Beim nächsten Album wird Gungnir sicher spielen.

Dass ihr um die Band ein gewisses Mysterium schafft, erinnert ein wenig an die Anfänge von DOOMSWORD oder aber auch an frühere Tage von BATHORY. Warum habt ihr euch dazu entschlossen zu diesem Punkt zurückzukehren?

Wir haben viel darüber gesprochen und ich denke, jeder in der Band hat dazu seine eigene Meinung. Was mich selbst betrifft ist es so, dass ich meinen Namen nicht benutzen wollte um Werbung für die Band zu machen, da mich einige Leute von EDGE OF FOREVER kennen könnten. Mit der Band habe ich eher melodischen Rock gespielt, mit GJALLARHORN spiele ich Viking Metal – also werden die wenigsten Leute sich für beide Bands interessieren. Dennoch wollte ich nicht, dass mein Name Grund dafür ist, dass die Leute die Musik hören. Gleiches gilt für Deathmaster. Er wollte DOOMSWORD nicht dazu nutzen, dass die Leute GJALLARHORN hören, es sollte wegen der Musik selbst sein.

Deathmaster
Der italienische Frontmann Fenrir alias Deathmaster hat inzwischen Irland zu seiner Wahlheimat gemacht.

Im Falle Deathmaster scheint das allerdings wenig realistisch…

Das ist es natürlich nicht. Das konnte nur ganz zu Anfang funktionieren. Es sollte ein Geheimnis sein, bis das Album dann veröffentlicht wurde.

Aber das bedeutet nicht, dass ihr ebenfalls geplant habt keine Live-Shows zu spielen…

Nein. Ich denke aber, dass es erst im nächsten Jahr der Fall sein wird. Wir wollen erst ein zweites Album aufnehmen, bevor wir live auftreten.

Von Deathmaster weiß ich, dass er sich derzeit aus der Promotion für DOOMSWORD etwas heraushält und die anderen Bandmitglieder Interviews geben lässt, um zu zeigen, dass die Band nicht nur er allein ist. Bei GJALLARHORN scheint ihr von Beginn an diese Personifikation vermeiden zu wollen.

Ja. Deathmaster wäre sicher prädestiniert für diese Aufgabe, denn er und Fenrir haben das Album geschrieben, er kennt die Leute, usw. Aber er sagte von Anfang an: Dies ist unsere Band und jeder hat seinen Freiraum darin. Es ist nicht meine Band, ich bin nicht der Chef! Ich mag diese Einstellung. Er hat uns gezeigt, dass er ein echter Freund ist. Ich will dir etwas erzählen, was ich bisher noch nicht bekannt gegeben habe. Ich habe zusammen mit unserem Gitarristen die Band EDGE OF FOREVER verlassen. Das Album ist vor zwei Wochen erschienen, aber wir haben uns dazu entschlossen uns zu trennen. Wir haben als Freunde angefangen und anfangs war es unsere Band. Aber inzwischen ist es die Band von unserem Keyboarder. Und das mochte ich nicht. Er hat seine Art mit uns umzugehen verändert und das brachte uns dazu zu gehen.

Du hast also eine Band gesucht, bei der es den Musikern nicht darum geht, das eigene Ego in den Vordergrund zu stellen.

Ja genau. So denke ich über Musik allgemein. Es ist gar nicht so wichtig was du spielst, es geht darum, sich selbst zufrieden zu stellen.

Lass uns doch näher darauf eingehen. Du kommst eher aus der Melodic-Ecke uns spielst mit GJALLARHORN nun Viking-Metal. Wie sieht deine Einstellung zu dieser Art von Musik aus?

Ich würde sagen, ich bin in erster Linie ein Metal-Musiker. Ich habe zirka vor zehn Jahren mit einer Band angefangen, in der auch noch der Schlagzeuger von DOOMSWORD, der Gitarrist von EDGE OF FOREVER und der Sänger des ersten DOOMSWORD-Albums gespielt haben. Der Keyboarder von EDGE OF FOREVER war auch noch dabei. Anfangs spielten wir eine Art Progressive-Metal in Richtung von SYMPHONY X. Wir haben EDGE OF FOREVER nun dieses Jahr aufgelöst und FURY AND GRACE war das Ergebnis daraus, bestehend aus mir, dem ersten Sänger von DOOMSWORD, dem Schlagzeuger von DOOMSWORD und dem Gitarrist von EDGE OF FOREVER. Wir spielen so eine Art Mischung aus CARCASS, klassischer Musik und SYMPHONY X mit klarem Gesang. Sehr seltsame Musik, aber das ist MEINE Musik. Ich mag harte Musik und ich bin im Viking Metal ehrlich gesagt gar nicht so drin. Ich habe das Ganze eher erst durch Deathmaster und Fenrir kennen gelernt – sie haben mich damit bekannt gemacht. Ich kann nicht sagen, dass ich so tief wie die anderen in dieser Musik stecke. Sie haben mich mehr wegen meiner Einstellung zur Musik, meiner Freundschaft und meiner Art zu spielen ausgesucht.

Das Positive am Viking Metal ist für mich, dass es nicht so sehr als Genre funktioniert wie andere Sachen.

Richtig. Ich höre sehr viel klassische Musik und ich denke, man kann darin alles finden. Einige Bach-Sonaten zum Beispiel beinhalten alles, was man heutzutage an Musik hören kann. Jedes Metal-Riff oder jeden Pop-Refrain findest du dort. Es ist nur ein anderer Sound. Dennoch denke ich, dass es heutzutage viele hervorragende Bands gibt, die zwar keine Klassik spielen, aber dennoch mit derselben Leidenschaft ran gehen – dieselbe Suche nach Sounds und Harmonien.

….und genauso das Feeling in der Musik…BATHORY sind für mich da das beste Beispiel…

Ja, absolut. Du kannst dir BATHORY auf zwei Weisen anhören. Wenn du es aus Sicht eines professionellen Musikers anhörst, dann wirst du natürlich feststellen, dass der Gesang nicht auf den Noten liegt, dass das Schlagzeug nicht getimt ist, dass die Gitarren nicht gestimmt sind, usw. Das ist eine Sichtweise. Du kannst aber auch auf die wichtigen Dinge in der Musik hören, auf die Atmosphäre und die Stimmung.

Ich finde es interessant zu hören, dass du mit aktuellen und früheren Musikern von DOOMSWORD zusammen spielst. Es wirkt schon etwas wie eine kleine Familie, in der ihr euch da bewegt. Bei DOOMSWORD spielt inzwischen fast das komplette FIURACH-Line-up und da gibt es ja auch wieder Querverbindungen.

Schlagzeuger
Der Schlagzeuger der Familie – Gungnir – spielt derzeit bei DOOMSWORD, GJALLARHORN und FURY AND GRACE.

Ja richtig, der Drummer von FIURACH ist derselbe wie bei DOOMSWORD, GJALLARHORN und FURY AND GRACE. Ja. Der Grund, weshalb es diese Familie gibt, ist, weil wir alle dasselbe Gefühl für die Musik teilen. Jeder hat eigene Faves, aber die Art, wie wir die Musik fühlen und wie wir sie spielen, hält uns zusammen.

Denkst du man kann beschreiben, wer bei GJALLARHORN welche Aufgabe einnimmt? Glaubst du, dass ihr alle gleichberechtigt in eurem Einfluss auf den Sound seid?

Ja schon. Jeder hat seinen ganzen Einsatz gegeben und man kann sich die Musik anhören und jedes Mitglied erkennen. Gleichzeitig besteht darin aber eine Chemie, die alles zusammen hält. Viele Bands bestehen aus großartigen Musikern, die in meinen Augen aber nicht zusammen funktionieren. Es ist wie wenn man den Song auf die einzelnen Musiker aufteilen könnte, auch wenn sie zusammen spielen. Ich meine, ich spiele auch in einer Progressive-Band und versuche da verschiedenes auszuprobieren, aber bei dieser Art von Musik kann man nicht ständig Soli spielen. Ich versuche mehr Kraft und weniger Technik in die Musik einzubringen.

Bei meinem letzten Gespräch mit Deathmaster zu Let Battle Commence erzählte er mir, wie er immer wieder euren Schlagzeuger ausbremsen musste, dass er nicht zu technisch wird. Ging es dir da ähnlich?

(lacht) Ja, das war schon witzig. Bei den Aufnahmen schauten sie mich immer wieder an und meinten: Spiel weniger! Ich habe versucht beim Spielen weniger zu denken.

Fiel dir das schwer?

Nein, das hat wirklich Spaß gemacht. Es war wie eine Reise in die Vergangenheit, zu den Anfängen meiner musikalischen Reisen (lacht). Es war lustig und auch ein Vergnügen. Diese Lieder müssen auf diese Weise gespielt werden, deshalb hat mir das nichts ausgemacht.

Ich weiß nicht, ob du mir diese Frage überhaupt beantworten kannst: hatte der Umzug von Deathmaster nach Irland in irgend einer Weise Einfluss auf dieses Album oder auf die Bandstruktur?

Auf dieses Album nicht. Fenrir und Deathmaster haben es in Italien geschrieben. Ich weiß nicht, ob er damals schon geplant hatte nach Irland zu ziehen, aber ich denke, es hatte nichts damit zu tun. Was die Band betrifft – wir sind natürlich in ganz Europa verstreut und halten Kontakt über E-Mail oder Telefon. Auf jeden Fall wollen wir im Sommer zusammenkommen – keine Ahnung wo und wann – um das neue Album zusammen zu schreiben.

Dann wird es also schon in Kürze ein zweites Album geben?

Ja, ich denke, es wird nächstes Jahr so weit sein. Wir haben mit Dragonheart einen Vertrag über zwei Alben abgeschlossen.

Verschwendet ihr schon Gedanken daran, wie das Album klingen wird oder welche Themen ihr verarbeiten werdet?

Wir haben darüber noch nicht gesprochen. Vali und Fenrir sind die Köpfe der Band und ich warte eigentlich darauf, dass sie mich wissen lassen, wie das neue Album klingen wird. Dennoch wird es vermutlich um dieselben Themen gehen.

Wenn man den Bandnamen nimmt, eure Pseudonyme und das Konzept von Nordheim, dann könnte man ja schon den Eindruck bekommen, dass es bei euch immer in irgend einer Weise um Ragnarök gehen wird. Alles scheint darauf abgestimmt zu sein.

Ich denke, dass die Seele von GJALLARHORN von der nordischen Mythologie geprägt ist. Ich denke nicht, dass wir plötzlich über andere Sachen erzählen. Meine persönliche Sicht der Dinge: ich habe kein Interesse daran über aktuelle Themen zu sprechen. Ich will nicht erzählen, was täglich auf der Welt passiert, oder eine zeitgemäße Message transportieren. Ich bin glücklich über die Themen, die für unsere Band gewählt wurden, und ich möchte das gerne fortsetzen. Ich bin wirklich sehr stark an diesen Sachen interessiert und habe von diesen beiden Typen mehr darüber gelernt als aus Büchern.

Deathmaster
Für viele der legale Erbe Quorthons: Deathmaster

Ich mag die nordische Mythologie sehr auf Grund ihrer Bilder, ihrer Atmosphäre und auch weil es interessant ist, was heutzutage noch in unserer Kultur davon vorhanden ist. Auf der anderen Seite sind die darin erzählten Geschichten für mich nicht derart heroisch, wie sie von vielen Leuten gern gesehen werden. In meinen Augen haben diese Götter sehr viele Fehler. Was macht diese Geschichten für dich lebendig und was denkst du ist die Message für unsere Zeit?

(überlegt) Ich denke, dass jedes Land und jede Nation seine eigene und interessante Mythologie, Geschichte und Kultur hat. Nordische Mythologie gibt einem dieses Gefühl von Reinheit und Direktheit. Ich mag diese Art des Denkens, denn ich bin im Leben sehr geradlinig. Wenn es Probleme gibt, möchte ich nicht Monate oder Jahre darüber nachdenken. Ich gehe geradeaus und versuche Probleme direkt zu lösen. Wenn ich dabei recht hatte, dann ist das gut. Wenn es falsch war, dann versuche ich es beim nächsten Mal besser zu machen. Das ist die Aussage, die meiner Meinung nach in der Mythologie und in der Geschichte transportiert wird.

Für mich persönlich ein sehr interessanter Aspekt, da ich selbst eher der Typ bin, der das Leben als sehr komplex und schwierig empfindet. Beim Lesen dieser Mythologien finde ich genau diese Geradlinigkeit, von der du gerade gesprochen hast, die ich oft in meinem Leben vermisse, was wiederum sehr aufbauend sein kann.

Ich sage immer: nur die Menschen, die zu dieser Zeit lebten, können wirklich sagen was damals passierte. Geschichte ist immer majestätisch und großartig, aber viele Dinge waren damals sicher genau so komplex, wie du es eben beschrieben hast. Die Menschen hatten sicher ebenfalls viele Fragen und waren nicht so geradlinig, wie man sich das heutzutage vorstellt. Dennoch ist das meiner Meinung nach genau die Message.

Wenn du die Bibel liest, dann ist dir bewusst, dass da viele Metaphern enthalten sind, und die Wahrheit sah sicher anders aus. Dennoch ist die Aussage gut. Wenn du diese Geschichten liest, dann musst du deren reinste Bedeutung einfangen und dir einverleiben.

Denkst du, dass genau aus diesem Denken heraus diese Mythologien entstanden sind – die Leute wollten ein Gefühl dafür bekommen, dass auf lange Sicht die Dinge oft nicht so komplex sind wie sie einem in der jeweiligen Situation erscheinen?

Ja schon. Die Aussage ist nicht besonders kompliziert sondern sehr einfach. Ich denke, dass diese Menschen sehr einfach waren. Es gab nur den Himmel, die Erde, das Meer und die Götter und sie mussten schauen, dass sie eine Behausung hatten. Sie hatten nicht das Chaos unserer Zeit – es gab kein Telefon, keine Jobs usw. Wenn du nur den Himmel, die Erde, das Meer, die Natur und deine Familie hast, um was du dich kümmern musst, dann ist dein Denken und deine Seele klarer und reiner.

Das ist eine sehr schöne Erklärung. Aber ich will wieder etwas komplizierter werden: GJALLARHORN und DOOMSWORD. In einigen Reviews konnte man lesen, dass GJALLARHORN unnötig ist, da es ja bereits DOOMSWORD gibt. Und tatsächlich bin ich auch der Meinung, dass DOOMSWORD-Fans Nordheim als ein DOOMSWORD-Album akzeptiert hätten. Was macht GJALLARHORN für dich persönlich notwendig?

Ich mag diese Frage. Ich könnte schlicht antworten: Ich weiß es nicht. Man könnte überspitzt sagen : Es gab Mozart, wozu brauche ich Beethoven? Ich möchte uns nicht auf dieses Level stellen, aber es geht mir um Folgendes: ein Musiker kann auf viele Weisen zeigen was er in sich trägt. Er kann seine Befriedigung in einer Band finden, aber auch in mehreren. Vielleicht hat er verschiedene Arten, wie er sein Denken über das Leben oder bestimmte Geschichten zum Ausdruck bringt. Ich denke, GJALLARHORN und DOOMSWORD sind vollkommen unterschiedliche Bands. Natürlich ist Deathmaster jeweils der Sänger und man erkennt ihn auch, dennoch ist sein Stil bei den beiden Bands sehr unterschiedlich. Ich denke beim nächsten Album wird man das deutlicher spüren, denn Gungnir wird sicher auch ganz anders spielen als das jetzt mit dem Drumcomputer rüber kommt.

Das
Aus zeitlichen und persönlichen Problemen wurde Nordheim noch mit Drumcomputer eingespielt.

Musikalisch zitiert ihr BATHORY sehr oft und in den Teilen, in denen das passiert, lässt sich der Einfluss nicht verleugnen. Was ist deine Meinung: ab welchem Punkt endet das Zollen von Tribut und wo beginnt der Ideendiebstahl?

Ich denke, Tribut zu zollen bedeutet ehrlich zu sein und die Inspiration zuzugeben. Stehlen beginnt dort, wo jeder erkennt, dass du wie jemand anderer klingst und du behauptest, es wäre deine Musik. Das ist für mich der Unterschied. Mit FURY AND GRACE ist das zum Beispiel so, dass unser Gitarrist ein großer Fan von YNGWIE MALMSTEEN ist. Man erkennt das ganz deutlich, aber er würde nie behaupten, dass er diesen Stil erfunden hat. Er steht dazu, dass er ihn mag und so spielt, wie er es von ihm gelernt hat. Natürlich ist jeder von irgendjemandem inspiriert, aber diesbezüglich muss man einfach ehrlich sein.

Einige Leute sagen, dass, wenn es einen legalen Erben von Quorthon gibt, das Deathmaster sein müsse. Ich denke er würde niemals so etwas von sich behaupten. Wie geht man als Band damit um, wenn die Leute derartige Erwartungen haben?

Meine Einstellung zur Musik ist die, dass du beim Schreiben und Spielen nie überlegen solltest was die Leute erwarten könnten oder was sie von dir hören wollen. Als allererstes musst du das tun, was du wirklich willst. Egal ob du Musik machst, ob du malst oder sonst etwas machst, es können nicht alle mögen. Wenn du das machst, was du wirklich willst, dann kommt erst an zweiter Stelle, wie andere das bewerten. Das Wichtige ist das zu tun, was wirklich in dir steckt. Ich möchte nicht zynisch klingen, aber es ist nicht mein Problem, ob die Leute das, was ich mache, mögen oder nicht. Wenn du es magst bin ich glücklich, wenn nicht, dann ist das kein Problem.

Welches waren die letzten drei Alben, die du dir selbst gekauft hast, oder welche dich besonders beeindruckt haben?

CANDLEMASS. Das neue Album ist eigen, aber ich mag es wirklich. Dann MEMENTO MORI – La Danse Macabre…

Interessante Wahl, sehr cooles Album…

Ja, sehr interessant. Ein großartiges Album, auch wenn es merkwürdig klingt. Ich mag die Attitüde des Albums. Und als drittes kommt ADAGIO.

Was waren deine lustigsten Erlebnisse live auf der Bühne?

Da gab es viele. Einmal habe ich mit EDGE OF FOREVER gespielt, bevor wir den Bandnamen angenommen haben. Am Anfang des Konzerts kam ein Intro und wir standen auf der Bühne, unser Drummer redete aber daneben noch mit einem Mädchen – er redete nicht nur. Jeder rief nach ihm, aber er hörte nicht. Er war wohl zu beschäftigt. Er merkte es irgendwann und rannte los, fiel dabei aber über den ein oder anderen Tisch. Er kam gerade noch rechtzeitig. Es war sehr lustig sein Gesicht zu sehen: diese Angst, wie sich seine Gesichtsfarbe änderte… (lacht).

Wen würdest du in deinem Leben gerne treffen und warum?

Johann Sebastian Bach. Ich habe viele Idole, großartige Musiker der Vergangenheit, aber über Bach habe ich sehr viele interessante Dinge gehört. Ich habe mal etwas von einem Philosophen aus Transsilvanien gelesen, der meinte: Bach ist der beste Beweis für die Existenz Gottes. Es ist witzig, aber gleichzeitig sehr weise. So viele Menschen suchen Tag und Nacht nach einem Beweis für die Existenz Gottes und vergessen dabei, dass es Bach gibt (lacht).

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