Da wäre sie also, die zweite WYVERN-Scheibe und es hat sich einiges bei der Band getan. Zum einen haben WYVERN mit Peter Nagy einen neuen Mann hinter den Drums sitzen und mit Toni Kocmut einen neuen Sänger, was sich doch enorm auf den Sound der Schweden auswirkt. Die Musik hört sich inzwischen ein ganzes Stück professioneller an, als es noch auf dem Debüt der Fall war, und die verbesserte Produktion unterstreicht, dass die Band nicht mehr mit derselben Unbekümmertheit ans Werk gegangen ist wie noch auf „The Wildfire„. Objektiv gesehen kann man also wirklich sagen, dass sich WYVERN ein ganzes Stück verbessert haben, rein subjektiv empfinde ich das neue Album jedoch eher als einen Schritt in die Bedeutungslosigkeit.
Während „The Wildfire“ noch ziemlich nach vorne losging und durch seine schlichte Grobheit eine enorme Energie erzeugen konnte, wurde auf „No Defiance of Fate“ alles in geregeltere Bahnen und eine leider etwas vorhersehbarere Richtung gelenkt. Das wird schon deutlich, wenn man die Cover der beiden Scheiben vergleicht. Da sind keine Spuren von Comic-Kriegern auf rasenden Wildschweinen mehr zu erkennen, eine schlichte Wappen-Zeichnung ziert die Front der neuen Scheibe und auch sonst ist der Musik anzumerken, dass es die Jungs nun einfach ernster meinen.
WYVERN sind sich nicht für ein paar Experimente zu schade
Wobei man jedoch fairerweise sagen muss, dass WYVERN ihr Gespür für ausgefallene Songstrukturen und gute Melodieführungen nicht verloren haben. Das wird schon beim Opener „Horizon of Glory“ deutlich, das das Album gleich mal mit einem recht außergewöhnlichen Riff einleitet. Oder beim darauffolgenden Track „The Liquid and the Metal“, ein stampfender Metal-Song mit einem ganz eigenen Flair, viel Melodie und interessantem Aufbau. Aber gerade hier wird mir bewusst, dass ich mit dem manchmal etwas unbeholfenem aber umso originelleren Gesang von Thomas Väänänen einfach mehr anfangen konnte. Gerade bei diesem Refrain sind die Parallelen zu kraftlosen Vocals im Stile Joacim Cans einfach zu stark und ganz offensichtlich liegt das gewünschte Zielpublikum nun halt doch eher in der HAMMERFALL-Ecke.
Da ist es wirklich erfreulich, dass es sich die Band dann aber doch nicht zu leicht macht und auch mal unkonventionelle Experimente eingeht, was sich vor allem bei „Morningstar“ bemerkbar macht. Der Song überrascht im Mittelteil mit einem unverzerrten Gitarrenpart, der fast schon als funkig zu bezeichnen ist, bevor die Band dann in bester AMORPHIS-Art den Hammond-Sound rauskramt und so wieder auf ganzer Linie punkten kann.
WYVERN meinen es mit „No Defiance Of Fate“ ernst
Letztendlich fehlt mir auf „No Defiance of Fate“ aber doch einfach das Ungestüme, das das Debüt so sympathisch gemacht hat, die rauen Männerchöre, der Gesang, der sich stets am Limit befindet und nicht zuletzt diese gewisse Unangepasstheit.
Ein gutes, aber nicht unbedingt überragendes Album, mit dem die Band leider ein Stück Identität verloren hat. Da muss man wohl einfach mal das nächste Album abwarten…
Veröffentlichungstermin: 23.07.01
Spielzeit: 46:50 Min.
Line-Up:
Toni Kocmut – Lead Vocals
Jonas Berndt – Guitars, Keyboards & Backings
Andreas Sjöström – Guitars & Backings
Petter Broman – Bass & Backings
Peter Nagy – Drums & Backings
Label: No Fashion/Focusion
WYVERN „No Defiance Of Fate“ Tracklist
1. Horizon of Glory
2. The Liquid and the Metal
3. Morningstar
4. Starborn
5. The Last Ordeal
6. Like dogs climbing up the Moon
7. Defiance of Fate
8. Northern Union
9. The Power of Wyvern