Dem ein oder anderen mag der Name WITCHHAMMER vielleicht noch geläufig sein. 1990 veröffentlichte die schwedische Truppe mit 1487 ein hervorragendes melodisches Speedmetal-Album im Fahrwasser alter HELLOWEEN in Eigenproduktion, das bis heute noch Kultcharakter besitzt – danach war leider Stille angesagt (vor kurzem tauchten allerdings noch einige alte Aufnahmen auf, die nun auf CD veröffentlicht wurden aber mit 1487 in keiner Weise mithalten können). Darf dann im Jahr 2003 eine deutsche Undergroundband mit demselben Namen daherkommen und meine dass man da als Rezensent in Verzückung gerät? Sie darf, denn zum einen besteht die Band jetzt auch schon seit drei Jahren und zum anderen machen die Saarbrücker/Trierer wirklich guten Metal.
Die NWOBHM ist ganz augenscheinlich der größte Einfluss dieser deutschen WITCHHAMMER und so verwundert es nicht, dass man allüberall Einflüsse von Bands wie SAXON, IRON MAIDEN (eher partiell) aber auch THIN LIZZY zu vernehmen glaubt und dennoch versteift sich die Truppe nicht auf einen bestimmten Sound sondern fügt die Einflüsse gut zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Und vor allem bei eher melancholischeren Tönen wie etwa im treibenden Rock to Shock oder dem getragenen Ich fahr nachts mit meiner Harley über den Highway-Stück Raise Hell (einfach aber verdammt prägnant) sind WITCHHAMMER ganz groß und unterstreichen die gefühlvollen Melodien mit ebensolchen und fein ausgearbeiteten Gitarrenleads. Ja doch, die Saitenfraktion hat es wirklich drauf und bringt vor allem genau das richtige Feeling für diese Art von Musik mit. Sicher klingen WITCHHAMMER ziemlich altbacken und in vergangenen Tagen verhaftet. Aber das macht bei dieser Truppe recht wenig, denn die Songs an sich sind unverbraucht und gut gemacht.
Mit Carsten Hartmann hat man auch genau die richtige Stimme für den bandeigene Sound gefunden, der wie so oft aber noch etwas an Eigenständigkeit gewinnen könnte. Durch gute Songideen und variable Vocals (sehr geil auch der ich-sing-in-einen-Blecheimer-Gesang bei Kill the King oder die crazy-motherfucker-Strophenteile bei Welcome to the Nightshow) schafft man allerdings sehr viel wieder erkennungswert und was WITCHHAMMER besonders auszeichnet ist die Feinarbeit. Man merkt einfach dass man die Einfälle hat reifen lassen und man sich die Zeit genommen hat kleine Ideen zur Abrundung sehr gut auszuarbeiten. Kein Schnellschuss also, sondern ein Album das mit sehr viel Liebe zum Stil an sich vor allem aber zum eigenen Schaffen entstanden ist.
Spielzeit: 45:01 Min.
Line-Up:
Markus Müller – Gitarre
Michael Morgenthal – Bass
Carsten Hartmann – Vocals
Marc Nauhauser – Drums
Waldemar Groschev – Gitarre
Produziert von Joey Reitz
Label: Eigenproduktion
Hompage: http://www.witchhammer.de
Tracklist:
1. Children of the Rage
2. Rock to Shock
3. The Advisory
4. Toymaker
5. Raise Hell
6. The Hanged Man
7. Kill the King
8. Inquisitor
9. Welcome to the Nightshow (Monsters of Rock)
10. Nephilim