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VANISHING POINT: In Thought [Re-Release]

Angenehm unspektakulär oder ohne Biss?

Die Outback-Metaller VANISHING POINT legen mit „In Thought“ ihr 1997 erschienenes Debüt neu auf. Dazu hat man sich auch die Mühe gemacht, das ganze Material neu zu mixen und zu mastern. Trotzdem ist oder bleibt „In Thought“ so eine Platte, die man einfach mal gerne nebenbei hört. Das ist nichts grundsätzliches Abqualifizierendes. Der Grund dafür ist vielmehr ein Geflecht aus positiven wie negativen Eigenschaften, die dieses eigenartige „nicht mehr aber auch nicht weniger“-Gefühl aufkommen lassen. VANISHING POINT schreiben meistens gute Songs, zumindest aber immer Songs mit guten Passagen und erinnern mit ihrem Melodic Metal stehts ein wenig an RIOT. Scheinbar will man auch nicht anders sein, denn den Hörer beschleicht das Gefühl, dass sich die Band in ihrer eigenen Harmonie so wohl fühlt, dass der letzte Biss fehlt. Das, was der FC Bayern mit seinen Gegnern macht, vollzieht man an sich selbst: Einlullen. Man reiht passable bis gute Melodien aneinander, schreibt ganz ansprechende Riffs, vergisst dabei aber etwas die Reizpunkte und nimmt der Musik, bedingt durch den zu braven Sound, die größeren Emotionen. Gerade an den Lead-Gitarren wird deutlich, dass die Transparenz fehlt, um die Gefühle zu wecken. Beim FC Bayern hilft da manchmal eine laute Halbzeits-Kabinen-Ansprache, um leidenschaftlicher zu werden. Die fehlt bei VANISHING POINT irgendwie. Zwei starke Szenen liegen zwar mit „Sunlit Windows“ und „Company Of Darkness“ in der zweiten Hälfte, aber auch diese reihen sich widerstandslos in den bisherigen Verlauf, der vor allem durch viel Gutes und sonst nett gekennzeichnet war, ein. Die Band fährt auf „In Thought“ – abgesehen von der Piano-Ballade „In Memory“ – ihre ständig gleich bleibende Pace durch und verpasst, die großen Eindrücke zu hinterlassen. Aber an diesem Punkt fängt das Ganze dann auch wieder an Sinn zu machen. Es fällt nicht schwer, das komplette Album durchzuhören, denn der gleichbleibende Fluss der Musik ist sehr angenehm, wenn er einen denn mal erfasst hat. Folglich lullen VANISHING POINT nicht nur sich selbst, sondern auch den Hörer ein. Das klingt vielleicht negativer als es ist. Alleine daraus, dass auf „In Thought“ die richtigen Highlights und Reizpunkte fehlen, lässt sich nicht ableiten, dass das Album wirkliche Schwächen besitzt. Es ist vielmehr so, dass „In Thought“ viel Grundsolides bietet, was ebenso solide in Zusammenhang gebracht wurde. Ein Beispiel dafür ist „Vanishing Point“, ein Song mit einem tollen Refrain, den man auch einzeln hervorheben könnte, der sich aber im Gesamtkontext einfach nur sauber einreiht. Als wäre diese Art der unspektakulären Inszenierung Vorsatz, trägt auch Sänger Silvio Massaro seinen Teil dazu bei, indem er sich tonal eher bodenständig zeigt und sich reibungslos in die Musik eingliedert. Und damit ist man wieder am Kern des Albums: die Divergenz zwischen dem runden Hörerlebnis und den Reizpunkten. Das Philosophieren über dieses füllt genau die Lücke, die „In Thought“ durch seinen braven Charakter nicht besetzt. Außen vor in dieser Betrachtung sei der neu aufgenomme Song „Inner Peace“, der das Album beendet und die Band im Vergleich zum Debüt weiterentwickelt zeigt.

Veröffentlichungstermin: 24.03.2006

Spielzeit: 49:34 Min.

Line-Up:
Silvio Massaro – Vocals

Chris Porcianko – Guitars

Tom Vucur – Guitars

Steve Cox – Bass

Jack Lukic – Drums

Label: Dockyard 1/Soulfood

Homepage: http://www.vanishing-point.com.au/

Tracklist:
01. The Only One

02. Forgotten Self

03. Dream Maker

04. Vanishing Point

05. Wind (instrumental)

06. In Company of Darkness

07. Sunlit Windows

08. Blind

09. A Memory

10. Inner Peace