Der Verein „English Heritage“ will das britische Erbe bewahren, dazu gehören neben Burgen und Kunstgegenständen übrigens auch der Cheddar-Käse. Vielleicht sollte die Organisation auch Bands wie BOLT THROWER, CARCASS oder BENEDICTION in die Liste schützenswerter englischer Dinge aufnehmen: Sie hatten Einfluss auf das, was man heute als Death Metal bezeichnet. Oder man gibt einfach der jungen Londoner Band VACUOUS eine Chance, denn die verwaltet das Erbe gekonnt und zeigt mit ihrem zweiten Album „In His Blood“, wie zeitgemäß und progressiv klassischer Death Metal aus UK heute klingen kann.
VACUOUS bringen Leben ins Metal-Museum
Der Opener und Titeltrack „In His Blood“ nimmt einen mit BENEDICTION-Groove direkt mit auf die Insel, der zweite Song „Stress Positions“ erinnert an CARCASS mit zugänglicherem Gitarrensound – und schert sich gleichzeitig nicht um allzu streng abgeriegelte Grenzen: Der Track steuert ähnlich melodisch und fast schon typisch schwedisch wie „Left Hand Path“ auf das Ende zu. Auch „Public Humiliation“ setzt auf überraschend harmonische Töne am Ende, das Gitarrensolo würde auch in einen klassischen Heavy Metal- oder gar Hardrock-Song passen. Spätestens hier wird deutlich, was Gitarrist Michael Brodsky meint, wenn er von „komplett unterschiedlichen musikalischen Backgrounds und Vorlieben“ der Bandmitglieder spricht. „Hunger“ sollte laut Band klingen, wie ein Death Metal-Song, den THE CURE (Engländer, btw!) geschrieben haben. Das Ergebnis klingt plausibel, auch wenn man Robert Smith wohl eher weniger so viel Bösartigkeit zutrauen dürfte. Zwischendurch gibt’s als Extra obendrein noch Anklänge an fast in Vergessenheit geratene Bands wie AXEGRINDER oder PROPHECY OF DOOM.
„In His Blood“ ist von vorne bis hinten abwechslungsreich
Nicht fehlen auf der Schlachtplatte sollten wüste Blastbeat-Orgien und ausgekotzte Lyrics. Beides servieren VACUOUS mit „Flesh Parade“, natürlich nicht ohne das Ganze mit einem überraschend melodischen Gitarrenlead auszugarnieren. „Contraband“ (Anspieltipp!) hat einen guten Groove, wummert fast schon beschwingt aus den Boxen – wäre da nicht diese ultradüstere Atmosphäre, die zusammen mit den Songs dieses Albums wie fieser, zähen Bodennebel ausbreitet. Aber auch damit kennen sich die Briten ja aus.
VACUOUS haben sich intensiv mit der Vergangenheit beschäftigt und sich gut überlegt, wie man die in die Zukunft bringt. Das macht „In His Blood“ für Traditionalisten wie Newbies spannend. Und wer damals nicht dabei war, hört auf „In His Blood“, wie die Death Metal Klassiker einst klangen: Der Sound ist herrlich unzeitgemäß.
Veröffentlichung: 7. März 2025
Label: Relapse Records
VACUOUS „In His Blood“ Tracklist
In His Blood (Video bei YouTube)
Stress Positions (Video bei YouTube)
Hunger
Flesh Parade
Public Humiliation
Contraband (Audio bei YouTube)
Immersion
No Longer Human
VACUOUS Line-Up:
Michael Brodsky – guitars
Jo Chen – vocals
Max Southall – drums
Ezra Harkin – guitars
Zak Mullard – bass
Mehr im Netz:
vacuousdeath.bandcamp.com/music