RAW Q: You Might As Well Be Hanged For A Sheep As For A Lamb [Eigenproduktion]

Ein Erstling ohne Anfängercharakter. RAW Q rocken, lehnen sich an so manche Trademarks an, bewahren aber jederzeit ihre eigene Identität.

Mit einer Nonchalance, wie sie sonst von Punkrockern namens SOCIAL DISTORTION oder meinen geliebten und seit einiger Zeit verschollenen LIBERTINE (Infos darüber, was diese Band so treibt, bitte an carrie@vampster.com) gepflegt wird, kommen RAW-Q daher. Die gar nicht mehr so jungen Musiker mit dem netten Wortspiel als Namen stammen aus Düsseldorf und haben mit You might as well be hanged for a sheep as for a lamb ihren ersten Longplayer in Eigenregie am Start. Zu hören gibt es attitüdenfreien und auch ein wenig verspielten Rotzrock, schnörkellos und trocken produziert. Auf den Rotz am Rock haben sie sich aber nicht festgelegt, sondern demonstrieren mit You might as well be hanged… eine weitaus größere Bandbreite.

Mit dem Opener What matters what sucks zeigen die Vier allerdings erst mal, welche Heimstätten sie die ihren nennen. Dynamisch-swingende Drums bilden die Basis für mitreißenden Punkrock melodischster Art. Alle möglichen dem Sound dienlichen Elemente aus Stonerrock, Heavy Metal und Alternative mit einbezogen. Und das wirklich gut. Zwei mal gehört und schon ins Gedächtnis eingebrannt, so mag ich das. Das ist übrigens bei fast jedem Song der Fall, Ausrutscher nach unten gibt es erfreulich wenige.

Dematerialize kommt schon ruhiger rüber, ein sumpfiger Bass und nett aus der Reihe quietschende Riffs sorgen für den nötigen Drive. Daran anschließend wird mit Rally Around The Flag ein Song serviert, der mir künftig wohl exemplarisch für die Musik der Düsseldorfer einfallen wird. Eine erstklassige, lässige Nummer, die mit ihrem Arschtrittcharakter stark an MOTÖRHEAD erinnert.

Denkt man damit, zu wissen, wohin der Hase läuft bei RAW-Q, folgt mit dem Titeltrack You might as well… ein richtig fetter Stilbruch. Musikgeschichtlich geht es erst einmal ein gutes Stück in die Vergangenheit, zurück zum Psychedelic Rock der frühen Siebziger. Fast ein wenig zu frech, wie konsequent da von THE DOORS geklaut wird. Aber ich stelle jetzt mal meine persönliche Empfindsamkeit, die immer dann auftritt, wenn sich jemand zu sehr an meine Helden des Düster-Rocks anlehnt, zurück. RAW-Q haben zwar geklaut, aber verdammt, sie haben es gut gemacht. Stephan Kroll spricht anfangs mit hallender Stimme, unterstrichen durch tiefe, melancholische Töne, Indian Summer und The End lassen grüßen. Anfangs, denn plötzlich stürmen die Drums los, münden in einem lebhaften, energischen Beat und fallen wieder ab, um die Atmosphäre für sanfte Gitarrenklänge zu schaffen und den Song so enden zu lassen, wie er angefangen hat.

Mit Engine, The threatened murderer und Carrionkite” läuft die Platte zwar schwächer, aber munter weiter und nimmt Anlauf für Chinese Dragon, das mit schepperndem Sound und simplem Melodieverlauf zum Schluss den Hörer angemessen ausbremst.

Für eine erste Platte ist das Album trotz kleiner Schwächen erfreulich interessant gestrickt und wird so schnell nicht langweilig. Die Band präsentiert sich als authentische Combo, die laut ihrer Homepage eigentlich nur endlich mal unter die ersten 10000 Bands Düsseldorfs gelangen möchte.

Schaut man sich das Cover, den Aufdruck der CD (drei Schafe, das Muttertier mit dem Hintern genau um das Loch der CD herum positioniert) und die Posen der Band im vierseitigen Booklet an, wird klar, dass wir es hier mit einer Truppe zu tun haben, die sich selbst nicht so arg ernst nimmt und von mir dafür noch einen Zusatz-Sympathiepunkt einheimst.

RAW-Q wühlen in so einigen Bottichen, schaffen es aber, ihren eigenen Touch nachhaltig beizumischen und sich zu keiner Zeit Plagiatismus vorwerfen lassen zu müssen.

Von ihrer Kombination aus hörbarem Spaß am Spielen, Kreativität, Können und den richtigen Vorbildern möchte ich sehr gerne mehr hören.

You might as well… könnt ihr für 5 Euro auf der Bandhomepage bestellen.

Veröffentlichung: 2004

Spielzeit: 31:42 Min.

Line-Up:
Stephan Kroll: Gitarre/Gesang

Michael Valjak: Gitarre

Sven Urbschat : Schlagzeug

Martin Beinhauer: Bass

Homepage: http://www.rawq.de

Email: contact@rawq.de

Tracklist:
I. What matters what sucks

II. Dematerialize

III. Rally´round the flag

IV. You might as well be hanged for a sheep as for a lamb

V. Engine

VI. The threatened murderer

VII. Carrionkite

VIII. Chinese Dragon