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NOITILA: Langennut

Primitiver finnischer Black Metal aus dem Wald – wem da das Wasser im Munde zusammenläuft, sollte sich NOITILA merken. Mich kann ihr Debüt aber leider nicht voll überzeugen.

Wer sich noch an die Legende erinnert, dass ULVER ihr „Nattens Madrigal“-Album irgendwo im Wald aufgenommen haben, weil sie das Studiogeld lieber in einen geilen Sportwagen investieren wollten, mag bei der Lektüre der Promo zu NOITILAs „Langenut“ geschmunzelt haben: Da ist die Rede davon, dass die beiden Musiker sich für die Aufnahmen u.a. lediglich ein paar weniger Mikrofone und eines Ledersessels (als Bass-Drum) bedient haben, und zwar – genau – irgendwo im Wald.

Und das klingt erstaunlich gut – “Langennut” ballert zwar old-school, aber mit Schmackes aus den Boxen, das Schlagzeug klingt nach einem solchen, und auch ein Bass ist zu vernehmen. Dazu hören wir beide Musiker schreien und singen, wobei ich mich manchmal an die alten SOLSTAFIR erinnert fühle. Sowieso ist deren “I Blog I Anda”-Album eine gute Referenz, denn NOITILA machen ebenso keine Gefangenen und versuchen sich gleichermaßen in Hass und Atmosphäre auszutoben.

“Langennut” ist gut gemachter Black Metal – aber weder Fisch noch Fleisch

Allein, die Atmosphäre lässt mich ratlos zurück. Zwar haben NOITILA auch Akustikgitarren aufgenommen – natürlich unter freiem Himmel -, aber deren Melodien können mich nicht ausreichend in Waldstimmung versetzen. Stattdessen fühle ich mich überwiegend in ranzige Keller oder irgendwelche Bunker versetzt, aber gut, die finden sich ja auch im Wald wieder. Hin und wieder singt dann jemand klar, und diese Passagen haben etwas rituelles, folkloristisches, ohne diesen Aspekt aber voll ausgearbeitet zu haben.

Und die Songs? Klar, die sind gut, haben Black Metal verstanden – schaffen es aber selten, mich mitzureißen. Ich glaube, es liegt daran, dass die Band sich nicht so recht entscheiden kann zwischen rotziger Punk- und romantischer Natur-Atmosphäre und so irgendwo zwischen den Ledersesseln sitzen bleibt. Oder es ist der dezent psychedelische Aspekt, der durch die schiefen Hammond-Orgel-Einsprengsel immer wieder durchscheint und mir hier so gar nicht taugt. Vielleicht bin ich aber auch einfach nicht gemacht für diese Art von Black-Metal-Wald-Wahnsinn.

Nichtdsdestotrotz sind NOITILA für Black-Metal-Puristen ein Ohr wert, denn gut gemacht ist das allemal, mit dem Titeltrack hat man dann doch einen echten Hit parat, und die Entstehungsgeschichte überzeugt – auch wenn der Ledersessel schon irgendwie verdächtig nach einer normalen Bass-Drum klingt…

Spielzeit: 40:38 Min.

Veröffentlichung am 20.10.2023 auf Nordvis

NOITILA “Langennut” Tracklist

1. Kylvemme sateessa enkelten veren (Audio bei YouTube)
2. Kadotuksen liekki
3. Noitilaan
4. Langennut (Audio bei YouTube)
5. Ikuisuuteen tuomittu
6. Ruumis
7. Tähtien takaa

 

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