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IMMORTAL SENSE: Call It Anything

IMMORTAL SENSE machen es einem nicht leicht. Dem angestaubt wirkenden Grundkonzept steht beispiellose Spielfreude und Energie gegenüber, so dass Fans von THE BLACK DAHLIA MURDER und WRETCHED letztendlich durchaus ein Ohr riskieren können.

Viel Lärm um nichts? IMMORTAL SENSE nehmen sich enorm viel Zeit, genauer gesagt viereinhalb Minuten, um den Hörer im Opener “Boukoku No Sanbika” auf “Call It Anything” vorzubereiten. Sanfte, zerbrechliche Gitarrenklänge schaffen eine Atmosphäre wie man sie sonst nur aus dem Post Rock von Bands wie BLUENECK kennt. Doch dann der Wendepunkt, “Boukoku No Sanbika” schwingt sich nicht in neue Höhen, sondern prügelt stupide nach vorne los. “Call It Anything” sagen IMMORTAL SENSE, Wörter wie stumpf, ausgetreten und obsolet fallen mir zunächst spontan ein.

Wo sich die Japaner anfangs sensationell gut verkauften, tritt schnell ein melodischer, aber nichtsdestotrotz blutleerer Bastard aus Metalcore und Melodic Death Metal an die Oberfläche. Interessant sind höchstens die verqueren Vocals, die “Call It Anything” aufgrund der übermotivierten Performance von Sänger Katsuya Nakaoka eine etwas kranke Note geben, zumal das Geschrei, Gequieke und Geröchel stets unverständlich bleibt – egal ob die Textzeilen nun gerade auf Englisch oder Japanisch aus den Boxen dröhnen.

IMMORTAL SENSE versprühen eine natürliche Aggression

Aber bleiben wir fair, “Call It Anything” mag nichts aufregend anders machen, ein zwangsläufig schlechtes Album ist die Platte deshalb noch lange nicht. Immerhin sind IMMORTAL SENSE mit einer natürlichen Aggression und Wut im Bauch aufgeladen, was Songs wie das schmissige “Immortal Sense”, “Senpenbanka” oder “Requiem For Doom” zu einer recht intensiven Angelegenheit macht. Da äußert sich dann die Punk- und Hardcore-Vergangenheit einiger Bandmitglieder, wodurch IMMORTAL SENSE eben doch ein paar Pluspunkte im Vergleich zur gemeinen Fließbandkapelle sammeln können.

Überhaupt könnte Metalcore im Fall des Quintetts ein irreführender Begriff sein, denn die Hardcore-Einflüsse sind integraler Bestandteil ihres Auftretens und ihrer musikalischen Attitüde, äußern sich also nicht in plumpen Beatdowns oder Gangshouts. Insofern sind die Jungs rein vom Hörerlebnis her THE BLACK DAHLIA MURDER und WRETCHED in vielerlei Hinsicht ähnlicher als typischen Genrevertretern, besonders da die Gitarrenmelodien wie in “Self Projection” bisweilen die Dominanz des Melodic Death Metal versprühen.

Zwingend haben muss “Call It Anything” niemand

IMMORTAL SENSE machen es einem nicht leicht. Dem angestaubt wirkenden Grundkonzept steht beispiellose Spielfreude und Energie gegenüber, so dass sich die anfänglich berechtigte Skepsis mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr auflöst, bis schließlich der Drang nach dem Circlepit um den Küchentisch Überhand gewinnt. Haben muss “Call It Anything” niemand zwingend, bringt man aber etwas Geduld mit, dann finden sich schließlich doch ein paar andere Attribute für dieses Debüt als die eingangs erwähnten: Ungezügelt, motiviert, kraftvoll.

Veröffentlichungstermin: 26.07.2010

Spielzeit: 43:00 Min.

Line-Up:
Katsuya Nakaoka – Vocals
Masatoshi Kurosawa – Guitar
Michiaki Ueno – Guitar
Taisei Mikame – Bass
Tomoyuki Yamaguchi – Drums

Produziert von IMMORTAL SENSE
Label: Beethoven Music

IMMORTAL SENSE “Call It Anything” Tracklist

01. Boukoku No Sanbika
02. Immortal Sense
03. Self Projection
04. Dual
05. Loop
06. Low Down
07. Soutai No Rensa
08. Senpenbanka
09. War To Myself
10. Requiem For Doom

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