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HULDER: Verses in Oath

Ein neuerlicher Zeitsprung in die Neunziger: HULDERs brutales-finsteres Black Metal-Album mit mittelalterlichem Flair „Verses In Oath“ schwingt lieber die Keule und setzt auf Bewährtes, statt Akzente zu setzen.

Hurra, bei HULDER kann man tief in der „Peinliche Floskeln“-Kiste wühlen und findet nach kurzer Zeit das passende – natürlich Stilecht aus den Neunzigern importierte – Motto: No fun, no mosh, no core, no trends. Wobei, ein bisschen trendet der Sound der dreißig Jahre alten Black Metal-Platten derzeit ja schon wieder. HULDER ist daran nicht ganz unschuldig, ihr Debütalbum „Godslastering: Hymns Of A Forlorn Peasantry“ ließ als eines der Ersten den mittelalterlichen Symphonic Black Metal wieder aufleben. Nur dass das Spaß machte, darf man hier nicht sagen.

HULDER beherrscht mühelos die Klaviatur des Genres: „Verses In Oath“ liefert puren Black Metal der zweiten Welle.

Trotz der recht brutalen und ansonsten eher unspektakulären EP „The Eternal Fanfare“, sind die Erwartungen an HULDERs Zweitwerk „Verses In Oath“ einigermaßen hoch, denn ihr Songwriting beherrscht die in den USA lebende Belgiern mühelos. Wie erwartet gibt es in den vierzig Minuten, die „Verses In Oath“ umfasst, keine Innovationen. Finsterer Black Metal der zweiten Welle, voller kalter Riffs, hasserfüllter Vocals, klassischem Drumming und Keyboards – mehr braucht es nicht, um das Album zu füllen. HULDER beherrscht die Klaviatur des Genres mühelos, sodass die sieben Songs plus Intro und zwei Interludes im Prinzip ein einziges Aneinanderreihen von Querverweisen sind. EMPERORs „In The Nightside Eclipse“ im Titelsong? Check. SATYRICONs „Dark Medieval Times“ in „Cast Into The Well Of Rememberance“? Check. BATHORYs „Blood Fire Death“ in „Hearken The End“? Check. Artfremde Einflüsse (und Weltsicht): negativ.

Im Vergleich zum Debütalbum fehlt HULDER nur eins: das Überraschungsmoment. So ungestüm, wie sie mit „Godslastering: Hymns Of A Forlorn Peasantry“ die Herzen eroberte, gelingt es auf „Verses In Oath“ nicht mehr. Zwar sind die Elemente alle noch vorhanden und die oben genannten Songs oder auch „Vessel Of Suffering“ sind mitreißend und intensiv, aber das Besondere fehlt, ebenso die Seele. HULDER lässt ein Dauerfeuer auf die Rezipienten los, sodass „Verses In Oath“ recht anstrengend ist. Da der Sound auch zigfach mehr wummert, als die guten, alten Pytten-Produktionen (OK, die hatten mit anderen Sound-Themen zu kämpfen), ermüdet HULDERs zweites Full Length-Album gegen Ende. Es ist somit kein Wunder, dass besonders das Ambient-Interlude „An Offering“ in der Mitte des Albums das beseelteste Stück des Albums ist: Hier singt HULDER, statt sich auszukotzen. Mehrere solcher Momente hätten dem Album sicher nicht geschadet.

Kalt, rasend, brutal: HULDER verzichten auf halbironische Schrulligkeit und haben mit „Verses In Oath“ puren Hass vertont.

Jetzt doch noch ein Fun Fact: HULDER ist mit dem Neffen von Ober-MELVIN Buzz Osborne verheiratet. Und der, also Samuel Osborne, ist auch als Bassist auf „Verses In Oath“ zu hören. Davon abgesehen ist außer der Chefin nur noch Sessiondrummer CK (u.a. FUNEBRARUM) zu hören. In dieser Besetzung mordet und brandschatzt HULDER, ohne sich bremsen zu lassen. Doch auf die Underground-Sensation, die das Debütalbum darstellte, kann „Verses In Oath“ leider nicht gänzlich aufbauen. Wer gerne junge Bands hört, die sich vor alten Meistern (die damals Teenager waren) verneigen: Lasst euch nicht aufhalten und feiert HULDER ab. Die Magie der damaligen Zeit kann „Verses In Oath“ aber leider nicht konservieren. Aber hey, es gibt doch ein Happy End. In diesen vierzig Minuten regiert neben dem puren Hass nämlich auch die Liebe – zum ursprünglichen, trendfreien Black Metal.

Wertung: 7 von 10 Raubzüge

VÖ: 9. Februar 2024

Spielzeit: 40:26

Line-Up:
HULDER – Vocals, Guitars, Keyboards, Songwriting, Lyrics

Session:
Necreon – Bass
CK – Drums

Label: 20 Buck Spin

HULDER „Verses In Oath“ Tracklist

1. An Elegy
2. Boughs Ablaze
3. Hearken The End (Official Video bei Youtube)
4. Verses in Oath
5. Lamentation
6. An Offering
7. Cast Into The Well Of Rememberance
8. Vessel Of Suffering (Official Audio bei Youtube)
9. Enchanted Steel
10. Veil Of Penitence

Mehr im Netz:

https://www.hulder-official.com/
https://hulder.bandcamp.com/
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https://www.instagram.com/hulder_official/

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