HARLEQUIN: Waking The Jester

Blues-getränkter Hardrock mit einer positiven Grundstimmung. Das zelebrieren die alten Recken, die nach 20 Jahren Bühnenabstinenz auch wieder zurück sind.

Es ist wirklich ein Traum! Alle kehren sie wieder zurück auf die Bühne, die Bands aus den 70ern und 80ern, sofern die Bandmitglieder nicht heillos zerstritten sind oder sich zu weit von einander entfernt haben. Warum spreche ich jetzt von der Rückehr auf die Bühne, ohne dabei auf die oft damit zusammenhängenden Albumveröffentlichungen einzugehen? Ganz einfach, weil eben gerade die Bühnenpräsenz die Re-Unionen sinn- und reizvoll machen. Die CD-Veröffentlichungen können ja meistens, aus welchen Gründen oder aus welcher Sicht auch immer, nicht an die alten Erfolge anknüpfen. Gerade deswegen ist es einfach ein Schmankerl, die alten Recken nochmal live zu sehen, obwohl man zu den großen Zeiten dieser Combos noch nicht einmal in Planung war. Oder aber man ist auch ein dieser Generation entsprungener Haudegen, der gerne in Erinnerungen schwelgt.
Wie auch immer, kommen wir zum Thema: Auch HARLEQUIN waren anno dazumal unterwegs und konnten wirklich beachtliche Erfolge einstreichen. So erreichte ihr Debutscheibchen Victim Of A Song aus dem Jahre 1979 Goldstatus und der Nachfolger Love Crimes von 1980 brachte es sogar zu Platin. Hmmmm….wieso kenne ich diese Band dann nicht? Das werden sich jetzt sicher viele von euch fragen. Ganz einfach, weil sich die aus Nordamerika kommende Band in ihren Glanzzeiten fast ausschließlich auf ebendiesen Markt konzentrierte und auch nur dort ihre Erfolge feierte. Dem ein oder anderen mag vielleicht nocht der größte Hit der Band namens Innocence ein Begriff sein, aber viel mehr auch schon nicht. Ich selbst bin in einem Club auf diesen Song und daher auf die Band aufmerksam geworden. Aber weg von den Hypothesen, hin zu den Fakten: Wie ihr bestimmt bereits vermutet habt, entschlossen sich auch HARLEQUIN zu einer Reunion nach nunmehr 20 Jahren. Dieser Anlass lotst sie vielleicht doch noch nach Europa. Die neue CD wäre nämlich auch schon da, und sie hört auf den Namen Waking The Jester. Ums gleich vorweg zu nehmen: Alle, die mit AOR wenig bis gar nichts anfangen können, sind weder an Konzerten dieser Band in Europa noch an dieser CD interessiert. Hier gibt`s in Blues-getränkten Hardrock zu hören, der nur sehr selten den vom Metalhead erwarteten Härtegrad erreicht. Wer sich jetzt noch nicht abgewendet, sondern Blut geleckt hat, dem sei verraten, dass das Werk durchaus ein paar Perlen aufweisen kann, wie z.B. This limbo. Eine radiotaugliche, von der Akustikgitarre dominierte Bluesrocknummer, die in Richtung EAGLES tendiert. Ebenfalls zu erwähnen ist der Gute-Laune-Ohrwurm Take it or leave it. Tolle Melodien und ein Schluss mit Schmackes charakterisieren dieses Stück. Fast schon aus der Reihe tanzt das heftige Inbound train. Hier lässt es die Band (leider) das einzige Mal so richtig krachen und sie macht dabei eine richtig gute Figur. Wie schon angedeutet, bewegen sich die meisten Titel in Bluesrockgefilden, die zumeist auch eine positive Grundstimmung besitzen. So auch der gelungene Opener Shine on oder das etwas kernigere Stück Hell or high water.
Alles in allem kann man der Band großes Lob ausprechen! Nach 20 Jahren Abwesenheit hat man trotzdem den Spagat gemeistert: Die Wurzeln der Band sind nach wie vor klar erkennbar und die Stücke wurden mit einem zeitgemäßen Soundgewand auf CD gepresst, aber eben ohne den meist unerwünschten Nebeneffekt, dass diese jetzt allzu modern klingen würden. Waking The Jester ist zwar kein Muss für den AOR-Fan, aber eine Reunion-Scheibe, die Spaß macht und zum Relaxen auf der Sonnenterasse anregt. Die Pflicht ist also erfüllt. Nach der Pflicht kommt aber die Kür und die will ich auch in Europa zu sehen bekommen!

Veröffentlichungstermin: 24.08.2007

Spielzeit: 51:41 Min.

Line-Up:
Gesang: George Belanger
Gitarre, Bass: Derrick Gottfried
Bass: Nick Rivers
Keyboard: Darren Moore

Gastmusiker:
Gitarre: Glen Willows
Bass: Jim Cote
Schlagzeug: Steve Broadhurst
Brent Fritz

Produziert von Darren Moore, George Belanger, Derrick Gottfried und Howard Klopak
Label: Mammoth Junction Inc.

Homepage: http://www.harlequintheband.com

Tracklist:
1.Shine on
2.Rise
3.Hell or high water
4.40 days in your car
5.Black out the sun
6.How long
7.This limbo
8.Take it or leave it
9.Lolita
10.Inbound train
11.Little white lies
12.You can´t go back
13.Taste it