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GRUENEWALD: III

Anspruchsvolle Musik jenseits des Metalkosmos, dafür zwischen Jazz, Progrock und Ambient. Keine Leichte Kost, aber für Hörer mit ausreichend Geduld lohnenswert.

Wer glaubt, dass Metal oft fürchterlich konservativer und langweiliger Einheitsbrei ist, der hat leider recht. Wer aber glaubt, dass in dem lautesten aller Popgenres ausschließlich Scheiße zu finden ist, der hat absolut unrecht. ZEITGEISTER MUSIC ist so ein wohltuendes Antidot zur allgegenwärtigen Nietenpeinlichkeit im Stromgitarrenbusiness. Mit VALBORG, KLABAUTAMANN, OWL und EKPYROSIS ziehen Bands in die Schlacht, die ebenso gefährlich wie eigenwillig sind. Der Preis für die künstlerische Freiheit ist, dass die Bands aus diesem Umfeld selbst nach so vielen Jahren und so vielen Alben immer noch als Geheimtipp gelten. Aus der Not wird eine Tugend gemacht, und zum mittlerweile dritten Mal wird ein Nebenprojekt in die Schlacht geschickt, bei dem ZEITGEISTER-Chef Christian Kolf abermals federführend involviert ist. GRUENEWALD nutzen die – vorsichtig beschrieben – unkonventionelle Ausrichtung und spielen sich völlig frei.

Christian Kolf hat sich für dieses Album den Jazz-Drummer Rafael Calman geschnappt und hat ein progressives Ambient-Album gebastelt, das schwer zu fassen ist. GRUENEWALD bauen sich bedrohlich auf, mit schweren, dunklen Synthesizern, mit subtilen aber fordernden Gitarren, mit jazzigem, rhythmisch sehr anspruchsvollem Drumming und mit epischen Songs, die nicht selten einen Schauer über den Rücken jagen. III ist ein sehr abenteuerliches Album, das aber sehr weit davon entfernt ist, reißerisch zu wirken. Die unkonventionelle Verschmelzung von Synthesizer, Gitarren und Schlagzeug wirkt sehr natürlich, die daraus entstehenden Stücke wirken so mysteriös und abstrakt, als würde ein todkranker ANGELO BADALAMENTI einen Streifzug durch das verlassene Twin Peaks starten. Mal sind da harmonische Momente, dann bricht das alles auf sehr elegante Art und Weise auseinander und klingt so, als hätte das ESBJÖRN SVENSSON TRIO ein reduziertes, gitarrenbasiertes Projekt mit TALVIHORROS gestartet.

Mit den Adjektiven Graceful, Tranquil, Solemn bewirbt das Label dieses Album. Aber dies beschreibt nur unzureichend die seltsame Welt von GRUENEWALD, die gut fünfunddreißig Minuten eine surreale Sogwirkung entfaltet. Die Instrumentalarbeit von Christian Kolf ist dabei beachtlich, das Drumming von Rafael Calman sogar phänomenal. III ist ein monolithisches, subtiles Album geworden, das mit dem vorherigen Album nur sehr wenig gemein hat und außerdem nur für gewisse Stunden im Leben der ideale Begleiter ist. Dann aber passt GRUENEWALDs dritte Observation wie die Faust aufs Auge, ebenso wie das atmosphärische Cover die Musik perfekt zu visualisieren weiß: Unwirtlich, kalt, voller Erhabenheit einerseits, leicht und frei andererseits. Wer experimentelle, anspruchsvolle Musik jenseits des Metalkosmos sucht, mit Anleihen aus Progrock, Jazz und Ambient, der wird bei GRUENEWALD definitiv fündig.

Veröffentlichungstermin: 10. Dezember 2014

Spielzeit: 36:02 Min.

Line-Up:
Christian Kolf – Synthesizer, Guitars
Rafael Calman – Drums, Percussion
Label: Zeitgeister Music
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/gruenewaldmusic

Tracklist:
1. Advent
2. Feld
3. Orbit
4. Winter

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