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EIVØR: ENN

Fans in aller Welt kennen EIVØR für ihre donnernden nordischen Drums und ihren opernhaften Kehlkopfgesang. Ihr kommendes zwölftes Album markiert jedoch einen kühnen neuen Schritt auf ihrer zwei Dekaden langen musikalischen Reise.

Denke ich an die Faröer, so schwappt von der gefühlt im Nirgendwo liegenden und recht kleinen Inselgruppe nicht allzu viel (für mich relevantes) musikalisches Material aufs Festland rüber. Spontan fallen mir tatsächlich nur TÝR ein. Verrückt, dass es die von dort stammende Sopranistin Eivør Pálsdóttir geschafft hat, einen Vertrag beim bekannten Label Season Of Mist zu unterschreiben. Verrückt insofern, als EIVØR alles, aber keinen echten Metal, macht. Zur Erinnerung: Beim genannten Label stehen auch Bands und Projekte wie ABBATH, AUÐN, CARACH ANGRENSAOR u.v.m. unter Vertrag – also zeitweise eher weniger ruhige Artists.

Für mich ist das interessant, da ich die als eine der einflussreichsten und kreativsten nordischen Musikerinnen gehandelte Komponistin bereits als Support von WARDRUNA in Berlin erleben durfte. Damals hinterließ sie einen bleibenden Eindruck bei mir. Umso gespannter war ich also, als ich von ihrem mittlerweile zwölften Studioalbum “ENN” erfahren habe, welches am 14. Juni 2024 veröffentlicht werden soll.

Zwar bedient sich EIVØR vieler elektronischer Elemente, kehrt dennoch, wie früher schon, spür- und hörbar zu klassischer Musik zurück. 

Hinzu kommt ihre so überragende Sopranstimme, die sie während ihrer Karriere entwickelte. Aktiv ist und war sie bereits in Genres wie Jazz, Folk, Ethnopop, Trip-Hop, Klassik und sogar Kirchenmusik. Pálsdóttir selbst meint, sie hatte nie das Gefühl, in irgendeine Schublade zu passen, da sie es einfach “auf ihre Art machen müsse”. Die Farörer sind ein Land voller Kontraste, so auch die Musik, die die Künstlerin dem Hörer serviert.

Zusätzliche Bekanntheit erlangte die als “Faröische Björk” bezeichnete Musikerin erst kürzlich, als sie für das Spiel “God Of War” und die Serie “The Last Kingdom” Soundtracks komponierte.

Um bei ENN gänzlich “frei zu schreiben”, wie sie selbst sagt, zog sich die Färingerin zum Komponieren, zusammen mir ihren Partner Tróndur Bogason, in ein kleines faröisches 50-Seelen-Bergdorf namens Tjørnuvík zurück. Eigentlich mehr als Side-Project gedacht, betrat man doch eher ungewöhnliche Pfade, wurde bereits während des Songwritings klar, dass hier mehr entstand, als nur ein schlichtes Seitenprojekt. Der erste Track, an dem Pálsdóttir dort arbeitete, wurde zum melancholischen Schlussstück von ENN, “Gaia”, welches EIVØR als “eine Liebeshymne an die Erde” bezeichnet. Auf besagter Reise schrieb EIVØR auch den Opener von ENN, “Ein Klóta”, ein Lied darüber, wie man die Welt aus der Ferne betrachtet, während sie sich verändert. “Ich hatte das Gefühl, ein Konzeptalbum zu machen, in gewisser Weise über die Erde, über unser Zuhause, unseren Planeten.” 

Schon beim ersten Hören dachte ich: “Wow, das ist echt groß! Lässt man sich jedoch intensiver auf die einzelnen Stücke ein, zeigt sich die unglaubliche Raffinesse, mit der EIVØR zu Werke gegangen ist.

“Ein Klóta” startet direkt mit progressiv gespieltem Piano, später orchestral, in Kombination mit dem kompletten Sopran-Stimmrepertoire EIVØR’s. Stark mit Hall unterlegt scheint ihr Gesang wie aus fernen (Traum-)Welten zu erschallen. Von Beginn an fesselnd! 
“Jarðartrá” hingegen wartet mit dunklen, elektronischen Beats auf. Dieses Stück wirkt, rhythmisch, wie es ist, beinahe hypnotisch. 
“Hugsi Bert Um Teg” ist sehr poppig, schneller im Rhythmus. Akustisch eine sehr positive Atmosphäre verströmend, steigert sich Pálsdóttir sehr in ihren Gesang rein. 
Geht es bei “Purpurhjarta” anfangs ruhig zu (man bedient sich hier anfangs, als dominierendes Instrument gespielt, dem Piano – später setzen auch Streicher ein), steigert sich das Stück zum letzten Drittel hin in tatsächlich filmreife Klangpassagen. 

Der Namensgeber des Albums “Enn” ist das für mich fesselndste Stück des Longplayers. Ein tolles, einminütiges Intro, aufgebaut nur mit EIVØR‘s Stimme. Später basslastige Beats. Rhythmisch, weltfern, verträumt. Einfach umwerfend. 
“Lívsandin” klingt für mich wie der perfekte Soundtrack, um nachts über die Autobahn zu tingeln, die Gedanken schweifen zu lassen und einfach nur in die Musik einzutauchen.  
“Upp Úr Øskuni” steht im krassen Gegensatz zum bisher Gehörten. Finster, schroff klingende elektronische Elemente, untermalt vom zeitweise beinahe an Black Metal erinnernden gutturalen Gesang der bisher so harmonisch klingenden Musikerin. Ab ca. der Hälfte wird das Stück beinahe laut, als sich verschiedenste Instrumente und musikalische Einflüsse treffen, überschneiden und eine majestätische Wand, gebaut aus Ton, Atmosphäre und Energie erschaffen. 

Mit dem letzten Stück “Gaia” kommt man schon zum letzten Werk des Albums. Und wieder betritt EIVØR neues Terrain. Man stelle sich vor, Enya (May It Be – Herr Der Ringe) hat einen Gastauftritt bei der sehr erfolgreichen Band SIGUR RÓS aus Island. Muss man gehört haben. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Einfach fantastisch! 

Veröffentlichungstermin: 14.06.2024

Recording Line-Up

EIVØR: Vocals, Guitars
Mattias Kapnas: Piano, Rhodes und Synths
Mikael Blak: Bass & Synths.

Produziert von EIVØR und Tróndur

Label: Season of Mist

Homepage: https://www.eivor.com/
Facebook: https://www.facebook.com/eivormusic/

EIVØR “ENN” Tracklist

1. Ein Klóta (5:44)
2. Jardartra (4:47) (Video bei YouTube)
3. Hugsi Bert Um Teg (3:25) (Video bei YouTube)
4. Purpurhjarta (4:27)
5. ENN (7:11)
6. Lívsandin (4:35)
7. Upp Úr Øskuni (5:01)
8. Gaia (5:10)

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