Der Name DANIEL J tauchte für mich zum ersten mal in Rhythm Of Time, der aktuellen Soloplatte des DREAM THEATER Keyboarders JORDAN RUDESS, auf. Damals durfte er als junges, aufstrebendes Talent im Konzert der Großen Gitarre spielen – neben Leuten wie JOE SATRIANI oder STEVE MORSE. Damit ist schon klar, dass es sich bei dem jungen Israeli um einen absoluten Ausnahmekönner handelt. Viel interessanter ist jedoch die Frage, wie denn sein eigenes Material klingt. Bewegt er sich in eine ähnliche Rock-Jazz-Fusion Richtung wie sein Mentor oder bringt er neuen Schwung in die Szene, die doch schon sehr lange von einigen, wenigen bekannten Gesichtern geprägt wird?
Die Antwort liegt mit seinem Solodebüt Losing Time vor. Daniel Jakubovic hat es tatsächlich geschafft, dass eine allgemeine Beschreibung der Musik in einem Review wieder richtig Sinn macht. Man hört der Musik das Alter des Komponisten an. Ein absolut markantes Merkmal sind die breiten, tiefen Gitarrenriffs. Darin zeichnet sich deutlich eine moderne, neu-metallische Handschrift ab. Dazu kommt der Gesang, der einen eher alternativen Charakter hat. Beides zusammen bildet die zeitgemäße Komponente des Albums. Daneben ist die Musik überaus anspruchsvoll. Gerade an der Gitarre werden auch mal kleinere und größere Fills sowie Interludes und Soli präsentiert, in denen auch mal die Technik ihren Raum hat. Diese beiden durchaus konträren Ansätze wurden aber sehr gut vereint. Durch die äußerst penible Herangehensweise von DANIEL J, die bedeutet, ein Album zu schreiben und sich weniger auf Eingebung und Improvisation im Studio zu verlassen, stimmt zum einen die Balance und zum anderen bleibt die harmonische Linie ein ständiger roter Faden, der nicht reißt. Einen großen Effekt auf die Harmonien hat auch der Gesang, der sich oft wunderbar synergetisch über die Musik legt oder auch mal eher rhythmisch einpasst – je nach Situation. Zwar schwankt Daniel J im gesanglichen Ausdruck, vor allem in den ruhigen Passagen, aber insgesamt vermittelt der Gesang ein angenehmes Gefühl. Besonders erwähnenswert ist der abschließende Track Rush. Nach einem melancholischen Beginn wird er durch richtig beflügelnde Harmonien von Keyboard und Gitarre fortgesetzt. Lyrisch befasst sich das Album mit Beziehungen und mit Blick auf das befreiende Ende als Kontrast zu einigen härteren Riffs, kann der Durchlauf des Album fast als eine Katharsis wahrgenommen werden. Die beiden Balladen All The Same For You und Innocence werden durch geschmackvolle Saxophon-Soli veredelt, die von Daniels Vater Jaroslav eingespielt wurden. JORDAN RUDESS hat seinen spektakulärsten Auftritt in End Of Summer, wo er seine atemberaubende Geschwindigkeit auf den Tasten kurz demonstriert. Der Song mit dem stärksten Pop-Appeal ist The Best. Viele andere Tracks können zwar mit ähnlich eingängigen Harmonien aufwarten, zeigen sich aber, wie zum Beispiel der Opener Black, etwas verspielter. Man darf beides als gelungen bezeichnen. Das ganze musikalische Konzept des Albums auf eine Ausrichtung herunterzubrechen ist dabei unmöglich. Zum einen ist Losing Time ein sehr hörbares, modernes Rock Album, was in Ansätzen mit THORNLEY vergleichbar ist, zum anderen sind progressive Einflüsse nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht ist dies auch einfach eine neue Form des progressiven Rocks, der neben den klassischen Standards existieren kann. Authentisch ist das Ganze auf jeden Fall, denn hier wurde nicht versucht, alte Musik zu modernisieren, sondern neue Musik erschaffen.
Veröffentlichungstermin: 11.10.2005
Spielzeit: 67:20 Min.
Line-Up:
Daniel J – Vocals, Guitars, Drums, Bass, Keyboards
Iyasu Nagata – Bass
Euginio Ventimiglia – Drums
Omer Zehavi – Rhythm Guitars
Jaroslav Jakubovic – Saxophone
Jordan Rudess – Keyboards
Produziert von Daniel Jakubovic
Label: ProgRock Records
Tracklist:
1. Black 6:51
2. Theories In Her Head 4:54
3. End Of Summer 8:03
4. Losing Time 4:22
5. Insane 4:36
6. Xited 4:13
7. All The Same For You 4:25
8. The Best 3:29
9. Save Me 4:09
10. Innocence 3:33
11. Replaced 5:13
12. Out Of Reach 3:22
13. Rush 10:00