Boah, was für ein kopflastiges Studentenrock-Ding, das war der erste Gedanke beim zweiten Album dieser Berliner Band. Gewachsen aus einer Schülerband und seit 2004 als COSMA unterwegs, haben es sich die Jungs anscheinend zum Ziel gesetzt, dem platten Mainstream-Deutschrock, der täglich so aus dem Radio leiert, zu zeigen, dass es auch anders geht.
Musikalisch gibt es eine absolut abwechslungsreiche Mischung aus Alternativ-Rock und einer Portion Pop-Rock. Die Linie bei COSMA scheint zu sein, dass man keine wirkliche Linie hat. Das wirkt bei manchen Bands unschlüssig, hier klingt es einfach nach einer stimmigen bunten Mischung. Allerdings hat man durchgehend das Gefühl, dass der Gesang stark im Vordergrund steht und die Musiker etwas beiseite drängt. Die angenehme Stimme von Matthias Kaatsch kommt oft mit Sprechgesang, was seinen Worten noch mehr Ausdruck verschafft. Denn mit Worten wird hier reichlich gespielt, Germanistikstudenten in der Nähe? Oft fühlt man sich ermahnt oder belehrt, aber man kann sich nicht dagegen wehren, genauer zuzuhören. Die Texte haben Tiefe, auch mal zu viel davon, sodass man sich einfach mal ein wenig Leichtigkeit wünschen würde. Wie sagt das Infoblatt so treffend: Es geht darauf um so ziemlich alles, was Menschen in Zeiten des Überflusses und der Ungewissheit, in Gesellschaft und Einsamkeit und in gestern und heute bewegt. Kann man so stehen lassen, die Songs setzen diese Themen entsprechend um. Der Titelsong mit schönem Video zeigt recht gut, wohin die Reise geht. Das beflügelte Milchmädchen, ein Liebeslied an ein Töchterchen? Kopfkino mit einem Hauch Neue Deutsche Welle oder Wutbürger laden zum Tänzchen ein, aus Phantomschmerz im Duett mit Lilli Born vom Mannheimer Pop-Duo ANSTATT BLUMEN kann man bequem einen Radiohit machen. Dass man eine Rockband ist, das zeigen COSMA auch mal, zum Beispiel bei Ruhe vor dem Sturm oder dem nachdenklichen, recht harten Wie´s dir geht. Nicht jeder Song wird bei jedem Zuhörer punkten, das bringt so eine bunte Mischung halt mit sich. Der selbstgebackene Sound ist gut, dürfte aber gern etwas kraftvoller sein, die Texte kann man sich per Booklet noch mal durch den Sinn gehen lassen. Die Gradwanderung zwischen sehr anspruchsvoll und Kopflastig ist interessant. So manchen Flachdenker, den man mit dem Sound mühelos erreichen wird, kann man so auch wieder vergraulen. Aber dessen sind sich COSMA sicher bewusst, und für die machen sie ihre Musik sicher nicht.
Wer keine Angst hat vor anspruchsvollen Texten, die er auch noch versteht, der bekommt einen bunten Mix an Rock mit Pop-Anleihen. Wen man genau ansprechen will/wird, keine Ahnung. COSMA sind nicht so cool wie 7IEBEN, nicht so möchtegern-mystisch wie UNHEILIG, nicht so ausgelutscht wie GRÖNEMEIER, nicht so Teenie-kompatibel wie die zahllosen Radio-Bands, und doch tanzen sie in diesem Kreis hin und her. Da hilft nur rein hören, und nicht gleich abwinken, Es hat alles seine Zeit braucht seine… äh… Zeit. Dann gibt es viel zu entdecken.
Veröffentlichungstermin: 31.08.2012
Spielzeit: 48:02 Min.
Line-Up:
Matthias Kaatsch – Gesang, Gitarre
Sebastian Emmerich – Gitarre, Gesang
Simon Schrape – Keyboards, Gesang
Jacob Hardt – Bass
Maxim Garbusow – Drums
Gäste:
Lilli Born – Vocals (7)
Franziska Fleischhauer – Geige (3, 5, 10)
Anne Glugla – Bratsche (3, 5, 10)
Stefan Pietzsch – Cello (7)
Paul Glugla – Akkordeon (12)
David Schrape – Pfeifen (10)
Produziert von Cosma
Label: Aug & Ohr / H´art
Homepage: http://www.cosma-berlin.de
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/cosmaberlin
Tracklist:
1. Es hat alles seine Zeit
2. Milchmädchen
3. Im Moment
4. Kopfkino
5. Kennst du das auch
6. Wutbürger
7. Phantomschmerz
8. Ruhe vor dem Sturm
9. Schnäppchenjägermeister
10. Nachtgedanken
11. Sinnsucht
12. Deus Lo Vult
13. Wie´s dir geht