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ALLIGATOAH: off

Mit Rock- und Metal-Einflüssen setzt sich Rapper ALLIGATOAH mit “off” bewusst zwischen die Stühle. Das poppige Crossover-Experiment hat seinen Reiz, kommt aber nicht ohne Fettnäpfchen aus.

Ein Stilbruch mit Ankündigung. Wie nahe Rapper ALLIGATOAH dem Metal steht, konnte man schon in der Vergangenheit immer wieder beobachten: Vom SLIPKNOT-Cover „Duality“ auf seinem „Fremde Zungen“-Album (2018) bis zum WACKEN-Auftritt 2022, wo er altbekanntes Material für die dortigen Hörgewohnheiten neu arrangierte, reichen die Querverweise, denen nun mit einem kompletten Studioalbum Rechnung getragen werden soll. Dass „off“ am Ende dennoch irgendwo zwischen den Stühlen sitzt, ist wohl die geringste aller Überraschungen und wohl auch Ausdruck so mancher verpassten Chance.

Denn so richtig einfinden will sich ALLIGATOAH in seine neue Umgebung noch nicht. Das fängt bei der Produktion an, die Schlagzeug und Gitarre tendenziell in die zweite Reihe mischt, um den Massenappeal nach Möglichkeit zu erhalten, selbst wenn der Künstler diesmal aggressiver zu Werke geht als gewohnt. Musikalisch versucht „off“ dagegen, die gewohnten Vibes mit härteren Akzenten zu vermählen: Sprechgesang trifft in „Ich fühle dich“ auf einen rockigen Refrain, während „Niemand“ durch seine Symbiose aus Rap und bratenden Gitarren fest im Nu Metal zu Hause ist.

Mit “off” sitzt ALLIGATOAH zwischen den Stühlen

Als Crossover-Versuch gelingen diese Experimente durchaus ordentlich, weil ALLIGATOAH natürlich auch in neuer Umgebung eingängige Melodien und lockeren Flow aus dem Ärmel zu schütteln weiß. Bestes Beispiel hierfür ist sicherlich die Lead-Single „So raus“ mit LIMP BIZKIT-Frontmann Fred Durst, wo der Musiker seine typische Handschrift fast ohne Abstriche in unbeschwertes Rock-Vokabular übersetzt. Das launige Thrash- und Death-Metal-Riffing in „Wer lacht jetzt“ untergräbt ALLIGATOAH derweil durch arg schwachbrüstige Screams, die kaum über Demo-Qualität hinauskommen.

Ambivalenter sind wohl nur die lyrischen Ergüsse des Rappers/Shouters ausgefallen, die zwischen satirisch-amüsant („Es kratzt“) und schwer zu ertragen liegen („Weisse Zähne“, „Scheissdreck“). Das bricht „off“ keineswegs das Genick, ist allerdings irgendwie symptomatisch für ein Werk, das sich nicht so recht entscheiden kann, was es nun sein möchte. Ein Gastsolo von Mille (KREATOR) in „Ich Ich Ich“ und ein paar härtere Spitzen machen eben noch kein Metal-Album. Glücklicherweise muss es das auch gar nicht sein, wenngleich „off“ auch als poppiges Crossover-Werk nicht gänzlich ohne Fettnäpfchen auskommt.

Der Tiefpunkt von “off” steht glücklicherweise am Ende

Immerhin liegt der Tiefpunkt mit dem Cover-Stück „Daylight“ ganz am Ende: Während ALLIGATOAH sich also im Finale anschickt, seine J.B.O.-von-Wish-Imitation zu üben, nehmen wir den im Plattentitel subtil mitschwingenden Rat vorzeitig zu Herzen, indem wir uns daran erinnern, dass ja auch unsere heimische Anlage eigentlich einen solchen Knopf haben müsste.

Veröffentlichungstermin: 22.03.2024

Spielzeit: 41:24

Produziert von Lukas Strobel

Label: Alligatoah

Homepage: https://alligatoah.de/
Facebook: https://www.facebook.com/alligatoah

ALLIGATOAH “off” Tracklist

1. Ich fühle dich
2. Niemand
3. Weisse Zähne
4. Wer lacht jetzt
5. So raus (Video bei YouTube)
6. Scheissdreck
7. Menschliches Versagen
8. Küssen
9. Es kratzt
10. Ich ich ich
11. Partner in Crime (Video bei YouTube)
12. Daylight

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