ABRAHAM: The Serpent, The Prophet & The Whore

Packende Walze im Stile früher CULT OF LUNA, die Fans selbiger unbedingt mal antesten sollten.

Willkommen bei der kleinen Vampster.com Metalbibelstunde. Wisst ihr noch, wer Abraham war? Nein? Kennt ihr noch den guten alten Sparwitz: Abraham fragt Bebraham, kann ich mal dein Cebra ham?. Nein? Besser so. Was ihr aber wissen solltet, ist dass die Band ABRAHAM zwar nicht die Urväter des epischen Postmetal-Sludge-Genres sind, aber dem Aushängeschild CULT OF LUNA in deren Frühphase sehr nah kommen, auf äußerst positive Weise.

Schon nach dem Opener Start With A Heartbeat sollte klar sein: Diese Band hat das Zeug zum Herzschrittmacher, der ordentlich auf die Tube drückt. So gnadenlos walzen sich ABRAHAM durch den Opener, mit Blastbeats, die schonmal eine ordentliche Blackmetal-Schlagseite erkennen lassen. Dagegen wirkt der zweite Song Man The Serpent, den ich gleich mit in die Liga der stärksten Songs des Albums aufnehmen würde, langsam, schwerfällig, aber gerade deswegen nicht weniger wuchtig. Die zwei Gitarren drücken melodisch wie heftig riffend nach vorne, der knurrige Bass liefert ein wundervolles Fundament und stützt das schleppende Schlagzeug weiter durch den Song, während sich Olivier Hähnel am Mikrofon mit mächtiger Stimme die Seele aus dem Leibe brüllt.

Auf diesen beiden wie den 7 anderen Songs des Album lässt die Band nichts aus – kräftige schiebende, nach vorne treibende, wie langsame, doomig schleppende Nummern geben sich die Klinke in die Hand und lassen die Erinnerung ans Debut von CULT OF LUNA immer wieder heftig nach oben kochen, dass CULT OF LUNA-Chef Magnus Lindberg hinter den Mix- und Masteringreglern saß, mag da vielleicht ein klein bisschen mit Schuld dran sein. Sofern man da überhaupt von Schuld sprechen möchte, denn an dem rauhen aber dennoch ausgewogen, wuchtigen Soundbild aus Lindbergs Händen gibt es wie immer schlichtweg nichts auszusetzen. Trotz der Nähe zu CULT OF LUNA schaffen es ABRAHAM aber eine eigene Note im Sound zu hinterlassen – so kommen sie doch noch eine Runde blastender und gleichzeitig akzentuierter um die Ecke als CULT OF LUNA in ihren Anfängen. Und neben der instrumentalen Tiefe lassen ABRAHAM auch die inhaltliche nicht vermissen, denn in ihrem Zweitling The Serpent, The Prophet And The Whore bildet das Buch The Chronoception von J.G. Rawls die lose Grundlage. Orientiert aber nicht blind festhaltend an der Handlung des Buches, haben ABRAHAM ein düsteres lyrisches Werk verfasst, welches sich mit Furcht, menschlichen Abgründen, Schmerzen, Einsamkeit und tiefem Fall beschäftigt. Zwar mögen andere Bands der Metalszene sicherlich von gleichen Themen beeinflusst sein, doch kommt die düstere Textwelt des Werkes fesselnder und weit weniger verkitscht rüber als bei geschätzt 95% der Metalkollegen und weist hier eine positive Nähe zum Output von Bands wie FALL OF EFRAFRA oder deren Nachfolgeband LIGHT BEARER auf.

Um mich nicht noch mehr in Vergleichen zu verlieren, werd ich jetzt mal rasch den Bogen Richtung Ende spannen, bei den Klängen des epischen Closers des Albums: Dawn. Was ABRAHAM auf ihrem Zweitlingswerk The Serpent, The Prophet And The Whore geschafft haben, ist ein durchdachtes, stimmiges Werk, nachdem sich einige andere Bands noch lange Zeit sehnen dürften. Hier stimmt – und das war jetzt dieses Jahr nicht immer so häufig – einfach alles. Die Aufmachung mit einem wunderschönen, reduzierten Artwork, die Produktion, natürlich die Songs, sowie die Verwebung aus inhaltlicher Tiefe, der instrumentalen Umsetzung und der optischen Komponente.

In dem Sinne – wenn ihr mit frühen CULT OF LUNA, den letzten Veröffentlichungen von FALL OF EFRAFRA, LIGHT BEARER oder auch den frühen NEUROSIS warm werden konntet: ABRAHAM sollte auf eurer Kaufliste stehen. Eine solche verbindliche Kaufempfehlung werdet ihr von mir den Rest des Jahres vermutlich nicht mehr so in der Form lesen. Außer die neue NEUROSIS kickt genauso Arsch wie die letzte – aber an dem Review sitzt sowieso schon unser Captain.

Veröffentlichungstermin: 28.09.2012

Spielzeit: 46:10 Min.

Line-Up:
David Haldimann – drums
Jacques Viredaz – guitar
Mathieu Jallut – guitar
Valentin Jallut – bass guitar
Olivier Hähnel – vocals

Label: Pelagic Records

Homepage: http://www.abrahamband.com/
Mehr im Netz: http://www.facebook.com/abrahamtheband

Tracklist:
1. Start With A Heartbeat
2. Man The Serpent
3. The Great Dismemberment
4. New King, Dark Prophet
5. This Is Not A Dead Man, Yet
6. Carcasses
7. The Chymical Fiance
8. Dawn

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