THE EXPERIENCE: Neues Album

Sprengen die sechs Saarländer von THE EXPERIENCE nun mit ihrem dritten Werk: "Cid-Reflections of an ailing mind" entgültig alle Konventionen? Lest hier mehr…

Musikalisch betrachtet…

Nach zwei von der Fachwelt enthusiastisch aufgenommenen Alben – ihr Erstlingswerk „realusion“ wurde von ROCK HARD-Schreiber Stefan Glas in Ausgabe 6/97 als „…die genialste denkbare Mischung aus Power, Prog, Goth und Emotion.“ bezeichnet, der Nachfolger „insight“ erhielt von FEEDBACK-Redakteurin Sabine Saar in Ausgabe 4/99 mit 10 von 10 Punkten, „in demütiger Unterwerfung“ – sprengen die sechs Saarländer von THE EXPERIENCE nun mit ihrem dritten Werk: „Cid-Reflections of an ailing mind“ entgültig alle Konventionen.

„Cid…“ kommt als gut 70-minütiges Konzeptalbum (!) daher und zeigt die Band in einer fast unvorstellbaren Vielseitigkeit und Kreativität: Flotte, eingängige, sowie stets melodische Metal-Songs wechseln sich mit mal melancholisch-atmosphärischen Balladen, mal teuflisch groovenden Midtempo-Nummern ab. THE EXPERIENCE haben das Kunststück fertiggebracht, songwriterisch so variabel wie noch nie zu agieren und gleichzeitig den musikalischen Wiedererkennungswert weiter zu steigern. Man hört förmlich, wie sich mit dieser Besetzung sechs Leute gesucht und gefunden haben, deren Kreativität sich hervorragend ergänzt und zu einem riesigen Synergieeffekt mutiert.

Die beiden Neuzugänge Tom Diener und Oliver Schwinn leisten ganze Arbeit: Sowohl die Ausnahmedrums von Tom als auch die prägnanten Riffs und akzentuierten Soli von Oliver peitschen die Platte immer wieder nach vorne, während Basser Joe Reitz Mr.Groove persönlich zu sein scheint und Keyboarder Christian Jost und Querflötistin Renate Iffland der Truppe zu ihrer unglaublichen atmosphärischen Dichte verhelfen. Last but not least wäre da noch Gesangscharismat Roman Biewer, der mit einer Variabilität, die in der Szene ihresgleichen sucht, seine mehr als persönlichen Texte mal melancholisch einfühlsam, mal mit verbitterter Wut in die Atmosphäre entläßt. Unglaublich, daß der Bursche gleichzeitig auch noch eine mindestens gleichwertige Gitarrenarbeit abliefert!

Lyrisch betrachtet…

Waren die Texte schon auf den vorhergehenden Werken sehr intensiv, indem sie in die von innerer Zerrissenheit geprägten Gedankenwelt von Roman Biewer einweihten, so setzt „Cid…“ diesem Prozeß die Krone auf: „Cid…“ ist „…ein Konzeptalbum, daß von einem Menschen erzählt, der vieles von mir hat, und vieles von dem, was ich gerne hätte. Und dann wiederum vieles, was ich nie werde haben wollen.“ Inspiriert von Hermann Hesse´s „Siddhartha“ wollte Roman zunächst eine Version der Geschichte des Brahmanensohnes schreiben, die nicht im Indien lang vergangener Zeiten, sondern im Hier und Jetzt der westlichen Welt spielt. „Beim Schreiben aber merkte ich schnell, wie sehr sich meine Persönlichkeit mal wieder in die Handlung eingeschlichen hatte; wie bekanntlich immer, wenn ich schreibe…“. Somit entstand die Geschichte des Jungen, der aus seinem wohlbehüteten Vorort in die Stadt flieht, weil er eine unbestimmte Sehnsucht in sich spürt, die ihm die Welt der Kleinbürger nicht erfüllen kann. Er gerät an die unterschiedlichsten Leute, besetzt Häuser, wird gleichzeitig(!) kriminell und spirituell, nimmt Drogen, läßt es wieder sein, wird zum gottlosen Karrierist, stürzt durch eine gestrandete Liebe tiefer als je zuvor, versucht sich umzubringen und wird schließlich ausgerechnet von einem Haufen Landstreicher daran gehindert. Gerade sie sind es aber offenbar, die als Einzige ein wahres Lebensziel zu haben scheinen: Sie haben sich individueller Kunst verschrieben, um mit sich und der Welt in Einklang zu kommen, und „Cid“ (eigentlich weiß niemand, wie dieser Bursche wirklich heißt…) glaubt nun zu erkennen, was er sein ganzes Leben lang vermißt hat. Doch die Geschichte bleibt bewußt offen, denn „es gibt keine Lösungen à la Hollywood…“ und somit wird Cid wohl noch lange diese unbestimmte Sehnsucht in sich spüren…

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