Man muss sich nicht zwangsläufig für das Berufsboxen interessieren, um eine seiner einflussreichsten Persönlichkeiten zu kennen: Don King – Promoter von ehemaligen Weltmeistern und All-Time-Greats wie Muhammad Ali, George Foreman, Mike Tyson und Evander Holyfield. In über 500 WM Kämpfen hatte er schon seine Finger im Spiel. Das Sprichwort “Einer gewinnt immer – Don King” kommt nicht von ungefähr. Versteht es der als Unsympath geltende, aber mit ungeheurer Überzeugungskraft ausgestattete King doch immer wieder, seine Boxer bei durch seinen Einfluss bei den Verbänden und geschickte Verträge, gut zu positionieren und neue Boxer an sich zu binden.
Jack Newfield (verstorben am 21.12.04), wirft in seinem Buch “Harte Bandagen – Über das Leben und andere Geschäfte des Don King” einen Blick auf die Geschäftspraktiken des aus den Kreisen des illegalen Glücksspiels in Cleveland aufsteigenden Kings. Der Autor erspart dem Leser damit langwierige, biographische Erzählungen aus der Kindheit oder Jugend Kings und erzählt stattdessen, umso detailierter, wie Don King der Aufstieg von einem wegen Morde verurteilten Kleinganoven zur schillerndsten und einflussreichsten Figur des Boxgescheschäfts gelingt.
Ohne überhaupt Experte im Boxen zu sein, schaffte es King 1974, drei Jahre nach seiner Haftentlassung, zum Promoter von Ali gegen Foreman zu werden, als Ali im legandären “Rumble In The Jungle” Geschichte schrieb. Bezeichnend, dass Don King diesen Kampf über Verhandlungen mit dem damaligen Militärregime des Congos ermöglichte. Aber nicht nur über die kriminellen und unmoralischen Methoden Don Kings erzählt “Harte Bandagen”, sondern auch über die vielen Boxer, die von King ausgebeutet wurden. Es wird ein glaubhaftes Bild gezeichnet, das zeigt, wie die äußeren Umstände auch die Leistungen des Boxers beeinflussen, wie durch die Unruhe im Umfeld von Mike Tyson geschehen. Auch die Hintergründe zu Ali – Holmes sind geradzu enthüllend. In seinem Stil findet das Buch eine gute Balance zwischen harten Fakten und lockerer Erzählung. Fast alle aufgeworfenen Thesen sind durch Interviews und Dokumente belegt. Trotz so mancher Daten- und Zahlkolonne schafft es “Harte Bandagen” auch die Faszination des Sports greifbar werden zu lassen. Der Leser erlebt Foreman – Ali hautnah, erzählt mit beeindruckenden Details. Selbst die von Newfield “verlorene Generation von Schwergewichtlern” (Witherspoon, Tubbs, Tucker, Dokes) getaufte Pre-Tyson-Ära der frühen 80er, erlebt durch die Schilderungen von Newfield ihre ganz eigene Dramatik.
Im Mittelpunkt aller Erzählungen steht dennoch Don King, der sich, gesegnet durch sein Talent zu reden und zu überzeugen, mit seiner skrupellosen Mentalität, den Weg hin zum persönlichen Reichtum und zum wichtigsten Titel des Berufsboxens bahnt: dem Meister aller Klassen, dem Schwergewichtsweltmeister. Don King war und ist noch immer weitaus mehr als der senile, leicht ergraute Fähnchenschwenker, als der er von vielen wahrgenommen wird. Don King hat Boxgeschichte geschrieben und genau diese steckt in diesem Buch. Eine empfehlenswerte Lektüre, falls der Boxhorizont nicht bei zwei Milchschnitte verspeisenden ukrainischen Akademikern aufhört.
Verlag: Bombus Media
Erscheinungsdatum: Mai 2005
ISBN: 3936261342
Veröffentlichungstermin: 01.05.2005