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THE DILLINGER ESCAPE PLAN am 28. Juni 2004 in der Garage, München

Eine aus musikalischer Hinsicht großartige Show mit fahlem Nachgeschmack.

Wenn das kein Schock war: 20 € für EINE einzige Band? Tatsächlich. Für diese haarsträubende Preispolitik kann weder die Band noch das Label Relapse was, das ist einzig und allein die Schuld des Bookers. Vielleicht hatte er Angst, es würde sich nicht rechnen diese Show zu veranstalten, Tatsache ist jedoch, dass einige Leute nur wegen dem Preis wieder nach Hause fuhren. Und auch die Zeit, zu der das Quintett aus New Jersey spielte war unorthodox: Das Spektakel begann um 20:45 Uhr und endete bereits um 21:45.

THE DILLINGER ESCAPE PLAN kann man jedenfalls keinen Vorwurf machen, sie gaben wie gewohnt alles. Der epileptische Fünfer agierte von der ersten Note an wie von allen guten Geistern verlassen. Wie schon vor zwei Jahren drehten gerade die Gitarristen Benjamin und Brian der Metal-Hardcore-Freejazz-Band vollkommen durch, sorgten für offene Münder, da sich diese nicht verspielten, als sie wie die Wahnsinnigen auf der kleinen Bühne rumsprangen und sogar den einen oder anderen Abstecher ins Publikum wagten. Erstaunlich, denn bei all den verdrehten und disharmonischen Frickeleinlagen gab es keine Verspieler zu hören. Der neue Sänger mit Anabolika-Jahresabo Greg wirkte etwas müde und arrogant, da er keine Ansagen brachte und sich für seine Verhältnisse wenig bewegte. Dies wurde gegen Ende des Sets jedoch besser, ebenso wie das Songmaterial. Klassiker vom ersten Album Calculating Infinity wie Sugar Coated Sour und Variations on a Cocktail Dress, sowie The Mullet Burden von The Running Board waren wie erwartet genial, doch sehnsüchtig erwartete ich neues Material vom bald erscheinenden Album Miss Machine. Zu Beginn des Sets wurde ein Song gespielt, der sehr in Richtung Calculating Infinity ging und zu Beginn der zweiten Hälfte des Sets folgten weitere Songs, die großes erhoffen ließen. Chaotisch und wild wie je zuvor, aber dennoch rockiger und elektronischer muteten sie an, doch nach einmaligem Hören ist dies schwer zu beurteilen, Großes erhoffe ich mir dennoch von dem neuen Album der Band.

THEDie Schwachstellen der knappen Stunde waren die Songs der Irony is a Dead Scene-EP, welche die Band vor zwei Jahren mit Ikone Mike Patton aufnahm. Die Band sollte sich nicht mehr an den Songs vergehen, Sänger Greg mag ein passabler Schreihals sein, an die klaren Stimmlagen von Mike Patton kommt er jedoch zu keiner Sekunde heran. Somit könnte man auch dem Titel When Good Dogs Do Bad Things eine völlig neue Bedeutung geben. Entschädigt von diesen Songs wurden die knapp 60 Besucher vom herrlich intensiven 43% Burnt, das uferlos Arsch trat und nach dem sich die Band von ihrem Publikum unter frenetischem Applaus verabschiedete. Abgehen war in der Stunde nicht für alle Anwesenden möglich, einige die sich verirrt hatten fanden THE DILLINGER ESCAPE PLAN ein wenig anstrengend bis grauenhaft und selbst die Die-Hard-Fans hatten gerade mit dem neuen Material zu kämpfen, doch bewegte Körper und grinsende Gesichter gab es bei den meisten Besuchern zu sehen. Trotzdem ließen sich THE DILLINGER ESCAPE PLAN zu keiner Zugabe hinreißen, einerseits schade, andererseits war diese Stunde mal wieder extrem anstrengend und somit war der Hunger nach extrem chaotischem wie anspruchsvollem Metal und Hardcore gut gestillt. Der fahle Nachgeschmack, der dieser Veranstaltung beiwohnte blieb trotz der großartigen Show erhalten, 20 € standen einfach in keiner Relation zu dem Erlebten.

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