SUBWAY TO SALLY, WALTARI, Stuttgart – LKA, 14. April 2004

Die gut aufgelegten WALTARI und SUBWAY TO SALLY mit einer professionellem Show an einem Abend in Stuttgart.

Ja, ich gebe es zu. Ich wollte nur zu diesem Konzert, um WALTARI zu sehen. Blöd nur, dass heutzutage alles so kompliziert ist. Früher ist man irgendwie immer rechtzeitig zum Konzert gekommen – heute denkt man sich, man könne sich die Rumsteherei und Warterei auf die Bands sparen, indem man einfach mal im Internet nachschaut, wann die Bands denn spielen sollen. Tja, im diesem Fall stand 21 Uhr als Beginn auf der Homepage des LKAs – nur gut, dass man von Natur aus misstrauisch ist und etwas früher losfährt – und tatsächlich: WALTARI standen schon vor 9 Uhr auf die Bühne. Ärgerlich, denn welche Band spielt schon vor wenigen Leuten? Voll wurde es während des Auftritts von WALTARI dann trotzdem, die Finnen hatten allerdings keinen leichten Stand bei den SUBWAY TO SALLY Fans, vom immerhin großzügigen „Naja, für das was sie machen, sind sie ganz gut“ bis zu „Was soll das denn sein?“ reichten die Beurteilungen der STS-Shirt-Träger.

WALTARIWALTARI hatten trotzdem sichtlich Spaß auf der Bühne – das könnte nicht zuletzt an den Aussichten von der Bühne auf die erste Reihe gelegen haben – dort stand Dekollete neben Dekollete und wartete auf die Hauptband, was die Finnen sichtlich erheiternd fanden.

Besonders Sami Yli-Sinö, der an der Gitarre bei KREATOR eigentlich überwiegend dadurch auffällt, dass er sich betont im Hintergrund rumdrückt, war an diesem Abend kaum wieder zu erkennen. Blickkontakt ins Publikum, ein breites Grinsen während des gesamten Gigs und Bewegungsfreudigkeit ließen ihn in einem ganz anderen Licht erscheinen – auch wenn er gegenüber Frontderwisch Kärtsy Hatakka keine Chance auf den Bühnenmittelpunkt hat. Der gehört dem Rotschopf, der sich besonders, wenn er seinen Bass mal zur Seite legt, gar nicht genug austoben kann. Wild gestikulierend springt es von rechts nach links und wieder zurück, fixiert das Publikum mit seinen geschminkten Augen und hat eine ungewöhnliche Ausstrahlung, die man mögen kann, aber nicht muss. Die Freakshow wirkt aber dennoch halbwegs natürlich und nicht übermäßig gekünstelt.

Die Setlist konzentrierte sich auf das Material vom aktuellen Album „Rare Species“, wobei live das auf CD eher schwache „Life Without Love“ durch schöne Backingvocals aufgewertet wird – dass „One Day“ rockt, war schon von vornherein klar.

WALTARIAuf allzu viel Elektronik und Experimente verzichteten WALTARI zum Glück, live zeigt sich die rockige Seite der Band – und die steht ihr verdammt gut zu Gesicht. Mit „Atmosfear“ gab es auch ein älteres Stück, das lang und breit von Kärtsy angekündigt wurde. Interessiert hat es dennoch kaum jemanden, denn die meisten WALTARI Fans waren an diesem Abend überall, aber bestimmt nicht in Stuttgart. Nach und nach ließen sich dann doch einige zum Mitwippen bewegen und vereinzelte Rufe waren ebenfalls zu hören – doch wie gesagt, WALTARI ließen sich nicht beirren und legten einen schönen und actionreichen Auftritt hin. Einen kleinen Gag hatten sich die Finnen zusätzlich überlegt: Zum Abschluss gaben sie eine Coverversion von THE CUREs „Forrest“ zum besten, wortreich den finnischen Waldgeistern gewidmet. Was zunächst wie ein Zugeständnis an das Publikum wirkte – so freuten sich doch einige der Anwesenden – wurde zu einer brillanten Coverversion, die weniger die Düsternis des Originals als die Lust am Rumlärmen der Band WALTARI betonte – der Song hatte nicht viel mit Herrn Smiths Original-Version gemein, sondern entwickelte sich in einen Gitarrenquitsche-Orkan, der mehr als ein verwundertes Gesicht verursachte.

SUBWAYNach einer kleinen Umbaupause betraten SUBWAY TO SALLY die Bühne und wer sich mit der neuen Ausrichtung der Band nicht so recht anfreunden kann, hatte in der ersten Hälfte des Sets nicht allzu viel Spaß. Feuerfontänen und abgehackte Gitarrenriffs ließen mich mehr als einmal an RAMMSTEIN-Coverversionen als an SUBWAY TO SALLY denken. Allzu viele können sich aber nicht an den modernen Klängen gestört haben, denn die Stimmung war ab der doch etwas anbiedernden Ansage „Hallo Freunde, es ist toll, wieder hier in Stuttgart zu sein“ von Fronter Fish richtig gut. SUBWAY TO SALLY boten perfekte Unterhaltung, eine durchgeplante Show mit vielen Showeinlagen, etlichen Pyros, Feuerspuckern, die der Hallendecke ungeplant nahe kamen, zahlreiche und endlose Ansagen, eine sehr, sehr gute Lichtshow und natürlich ein Greatest-Hits-Programm, das kaum Wünsche offen gelassen haben dürfte.

SUBWAYHoch anrechnen muss man der Band auf jeden Fall die lange Spielzeit und den unermüdlichen Einsatz auf der Bühne. SUBWAY TO SALLY wissen, was sie ihren Fans schuldig sind und sie schaffen es, den Graben zwischen Fan und Band fast zu schließen, entsprechend wurde die Band auch für ihre routinierte Show gefeiert. Bei aller Professionalität schimmert bei SUBWAY TO SALLY aber immer noch der Spaß an der eigenen Musik durch, diese Band hat noch immer sehr, sehr viel Spaß auf der Bühne und kann die gute Stimmung auch problemlos auf das Publikum übertragen. Die Mitsing- und „Schreit-lauter-ich.kann-euch-nicht-hören“-Spielchen wurden vom Publikum lammfromm ausgeführt, und eigentlich brauchen SUBWAY TO SALLY gar nicht spielen, denn das Publikum kann ohnehin alle Songs alleine singen. Der Höhepunkt der durchweg stimmungsvollen Lichtsshow waren die blutroten Lichtschwaden, die bei der Akustikversion von „Kleid Aus Rosen“ das LKA in ein blutiges Lichtermeer verwandelten – ein eindrucksvoller, ruhiger Moment in der ansonsten polternden Show, die mehr auf Stimmung als auf ruhige Momente setzte.

Im zweiten Teil kamen dann endlich auch die großen Hits wie „Herrin des Feuers“ vom „Herzblut“-Album, „Falscher Heiland“, „Wenn Engel Hassen“ und „Henkersbraut“ (eine der vielen, vielen Zugaben) zum Zuge. Nach dem regulären Ende wollten die Stuttgarter die Spielleute lange nicht ziehen lassen und so gab es insgesamt drei Zugabenblöcke, bis das Publikum endlich genug hatte. Das war wahrlich Leitung für das Eintrittgeld.

Gallery vom Konzert in Stuttgart



Layout & Livefotos: boxhamster

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