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RE-VISION & MIRROR OF DECEPTION Live in der Rockfabrik Ludwigsburg am 24.01.02

Ein Abend Underground Metal vom Feinsten!

MIRROR OF DECEPTION mussten an diesem Abend einmal mehr ohne ihren Lead-Sänger Baumi auskommen, der vor kurzem stolzer Vater von Zwillingen wurde und so verständlicherweise derzeit die Prioritäten auf seine Elternpflichten gelegt hat.

Fast aber problemlos konnte die Lücke Gitarrist Michael Siffermann schließen, der der kleinen begeisterten Schar im Publikum bewies, dass er weitaus mehr kann als nur ein paar Chants von sich zu geben. Im Grunde genommen war er ja auch schon immer der heimliche Frontmann dieser Band, wenngleich ich auch in Zukunft nicht auf die außergewöhnliche Performance von Baumi und den zweistimmigen Gesang verzichten möchte, was einfach das Gesamtbild dieser großartigen Doom-Band ausmacht.

Einen hervorragenden Einstieg fanden die Göppinger mit Sole und das war der Auftakt für eine Stunde Doom-Metal vom Feinsten, den die anwesenden Fans ordentlich zu feiern wussten. Der Gig machte es wieder einmal deutlich: es kommt nicht immer auf die Größe des Publikums an, sondern auf die Begeisterungsfähigkeit. Und MIRROR OF DECEPTION bewies dem kleinen Kreis, dass sie und ihre Musik es wert sind, verehrt zu werden. Absoluter Höhepunkt des Gigs war für mich ganz klar Veil of Lead in einer hammermäßigen Slow-slow-Version, die einem zwischen zwei Gitarrenanschlägen auch durchaus Zeit ließ, sich mal eben ein Bier zu holen, dieses gemütlich auszutrinken und dennoch mit voller Hingabe im Takt zu bangen. Grandios! Ebenso gehörte natürlich auch Weiß wieder zu den Höhepunkten des Sets, dem die Band aber mit Yearn leider nicht den erhofften zweiten deutschsprachigen Song folgen ließ.

Dafür gab es neben den beiden in den Live-Set fest integrierten Mirrorsoil und Leaves aber noch einen brandneuen Song namens Distant, der auf ganzer Linie überzeugen konnte. Insgesamt scheinen die alternativen Einflüsse, die die Band irgendwie schon eine ganze Weile begleiten, endgültig die Vormachtstellung übernommen zu haben, was aber nicht zum Schaden des Songs sein soll. Denn mit melancholischen Gesangslinien ausgestattet geht Distant sofort ins Ohr und berührt einen tief in der Seele, wobei der Schlussteil dann auch wieder alle beinahrten Doom-Jünger zufrieden stellen sollte. Überraschend und begeisternd zugleich.

Und so wurden die anwesenden Fans mit einem Höhepunkt nach dem anderen verwöhnt und das schien sich auch auf die Band auszuwirken. So wirkten MIRROR OF DECEPTION insgesamt um einiges tighter, als es beim Eröffnungsgig der vergangenen Tour in Weil der Stadt der Fall war, was natürlich auch damit zusammen hängen könnte, dass endlich auch wieder Bassist Klaus Schmidt mit am Start war. Die letzten Töne von Float ließen das Publikum jedenfalls in voller Begeisterung zurück und so kann man wirklich nur hoffen, dass diese Band auf dem Summer Breeze Open Air dieses Jahr auf ein gutgestimmtes Publikum stößt um dann vielleicht endlich mal so richtig durchzustarten. Zu gönnen wäre es MIRROR OF DECEPTION jedenfalls von ganzem Herzen. (Fierce)

Es ist ein Jammer zu sehen, dass Acts wie HIM die Hallen füllen, während RE-VISION trotz vielfach überlegenem Songmaterial gerade mal vor einer einstelligen Anzahl Zuschauer sich abmühen müssen. Mehr noch, es ist ein peinliches Outing all jener, die sonst oft und gerne über den Underground reden, bei einer so hochklassigen Band wie RE-VISION aber lieber im anderen Club der Rockfabrik zu den ewig selben bekannten Schoten abbangen, statt Zeuge eines wahrlich guten Auftritts einer jungen, hungrigen Band zu werden.

Zum Glück ließen sich RE-VISION nicht die Laune verderben, sondern machten eine Stunde lang Volldampf mit ihrem zwischen FIELDS OF THE NEPHILIM und IRON MAIDEN angesiedelten Material, eine Mischung, die auf wunderbare Art und Weise funktioniert. Die Band um den quirligen Bassisten Chris Lücker gab alles, als ob die hundertfache Anzahl Leute im Zuschauerraum gewesen wäre. Das nenne ich profihafte Einstellung! Sänger Frank Wenner konnte sich zwar nach eigenem Bekunden selbst auf der Bühne gar nicht hören, lieferte aber dennoch eine fast schon perfekte Gesangsleistung ab, stimmlich kommt er mittlerweile an Größen wie Carl McCoy locker heran, nachdem ich ihn zu vertragslosen Zeiten eher noch als Schwachpunkt der Band gesehen hatte. Mit einem Fuß auf der Monitorbox sang er eindringlich und variabel, so dass so manch ein bekannterer Sänger blass daneben ausgesehen hätte. Eine Augenweide auch Drummer Dominik, der neben starkem, tightem Schlagzeugspiel noch Zeit für Grimassen und ähnliche Scherze hatte. Die Band widmete sich hauptsächlich dem Material ihres aktuellen Albums Longevity, spielten aber auch älteres Material und einen neuen Song namens Illana, der Großes für die Zukunft dieser anspruchsvollen Gothicmetaller erhoffen lässt. Dann gefälligst aber vor mehr Zuschauern, ansonsten kann man die Phrase Support The Underground langsam getrost unter ´Leere Floskeln´ einsargen! (Rachendrachen)

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