MICHELLE DARKNESS, KIRK KERKER & THE ANDY DEATH COMPANY: Stuttgart, Röhre, 29.12.06

Ein besonderer Konzertabend – nicht nur für END OF GREEN-Fans

Ein besonderer Abend wurde versprochen, ein besonderer Abend wurde geboten. Wirklich erstaunlich, dass es das Side-Projekt von END OF GREEN-Sänger Michelle Darkness ohne Album in der Hinterhand geschafft hat, die
Stuttgarter Röhre gut zu füllen – es scheint aufwärts zu gehen. Doch von einem Projekt des ausstrahlungsstarken Sängers zu sprechen erscheint wenig gerecht und der gewählte Bandname für diesen Abend machte das auch deutlich. Eigentlich hat man hier einfach mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen: das Debüt der ANDY DEATH COMPANY gefeatured, den durch die Mitwirkung von Michelle Darkness angelockten END OF GREEN-Fans einen einmaligen, kurzen Akustik-Set als Bonus beschert und gleichzeitig werbewirksam diese Kooperation in Szene gesetzt.

Michelle
Kirk Kerker an Hubers rechter Seite und dessen Stageacting schaffen bei THE ANDY DEATH COMPANY Vertrautheit

Schon der Opener War with Myself stellte klar, dass sich die ANDY DEATH COMPANY deutlich von END OF GREEN unterscheidet. Derart positive Vibes bekommt man bei Michelles´ Hauptband nicht geboten. Die Musik der ANDY DEATH COMPANY ist fröhlicher, einschmeichelnd, trostvoller. Man ist versucht den melancholischen Pop-Rock als seicht zu bezeichnen, doch immer wieder bekommt die Band die Kurve und gibt den Stücken diese gewisse Tiefe. Keine Frage dass Michelle Darkness´ Gesang und Performance einen ganz wesentlichen Teil dazu beiträgt. Die einzelnen Stücke gehen sofort ins Ohr – nach einem Mal Hören erkennt man sie sofort wieder. Kirk Kerker an Hubers rechter Seite und dessen Stageacting geben einem Vertrautheit und auch die ein oder andere traurige Melodielinie fördern den Vergleich mit END OF GREEN doch immer wieder zu Tage. Aber das schadet in diesem Falle nicht. Dennoch wusste das Publikum die ungewohnt sonnigen Sounds zunächst nicht richtig zu deuten. Der Applaus wirkte mehr höflich als begeistert, aber nach einer gewissen Zeit hatte man sich in das Songmaterial eingegroovt und konnte es mehr und mehr genießen. Den hittigen Stücken wurden immer wieder zur rechten Zeit interessante und melancholische Parts hinzugefügt. Die Leichtigkeit der Instrumentierung immer wieder durch traurige Harmonien aufgebrochen. Diese Mischung funktioniert, auch wenn sie weniger diese tiefe Begeisterung hervorruft, sondern eher als guter Happen für Zwischendurch geeignet ist. Andy Death, Namensgeber der Todeskompanie, hält sich auf der Bühne eher zurück und überlässt Michelle den Platz im Rampenlicht. Ein gutes Arrangement. Denn dieser Huber ist einfach unglaublich, ein Frontmann, der für Größeres geschaffen ist und genau für diese Momente auf der Bühne geboren wurde. Unvergleichlich nuschelt er seine Ansagen ins Mikro und ist die dunkle Coolness in Person. Selbst dieser eher leichten Musik kann er die richtige Intensität einhauchen. Und so spielte sich die ANDY DEATH COMPANY durch ihr noch nicht veröffentlichtes Debüt und hinterließ einen guten, wenn auch nicht überragenden Eindruck – ein Live-Auftritt, der Spaß machte, ohne dass man für die Zukunft vielleicht zu viel erwarten sollte.
DieErster Abgang von der Bühne, die Lichter bleiben aus, das Publikum wird in seinen Zugaberufen lauter. Die ANDY DEATH COMPANY betritt erneut die Bühne und es folgen….Coverversionen. Dabei fiel die THE CURE-Interpretation von A Forest an diesem Abend eher merkwürdig aus. Hat man da leichte Timing-Schwierigkeiten vernommen? Irgendwas fehlte diesem Stück. Da lief die Version des ROLLING STONES-Klassikers Jumping Jack Flash schon deutlich besser von der Hand – zu Begeisterung regte aber auch diese nicht an.
Dennoch: das Publikum freute sich und noch immer war der Unterhaltungsfaktor auf sehr hohem Niveau. Die Band verließ also erneut die Bretter und kehrte in kleinerer Besetzung zurück. Und es sollte der Höhepunkt des Abends folgen: Michelle Darkness und Kirk Kerker spielen gemeinsam mit Cellistin Christine Ramos Akustik-Versionen von END OF GREEN-Songs. Queen of my Dreams fiel dabei noch relativ berechenbar und typisch aus, zumal sich Michelle anfangs etwas schwer tat, in den Gesang zu finden, doch schon mit der nachfolgenden Version von She´s wild war Gänsehaut angesagt. Der Oberhammer war dann aber Tragedy Insane, den man so noch nie zu hören bekam. Oh wow! Jetzt fiel es schwer, locker und gelassen zu bleiben, dieser Song bewegte in dieser Umsetzung noch mehr als die Urversion. Ob das auch auf Platte der Fall wäre, ist eine andere Frage, live zogen einen die drei jedenfalls voll in den Bann dieses herrlichen Stücks. Das hat gesessen und das Publikum raste. Ein perfekter Abschluss, mehr hätte an diesem Abend vermutlich nicht mehr kommen können.

Das Experiment ist gelungen. Enttäuscht dürfte an diesem Abend keiner gewesen sein, wenngleich sicher auch nicht alle Erwartungen erfüllt werden konnten. Ich persönlich hätte mir von der ANDY DEATH COMPANY etwas mehr Tiefe gewünscht, nach einigen Durchläufen des Demos muss ich aber sagen, dass die Band einen schlüssigen Sound für sich gefunden hat, den man sich auch in Dauerrotation hervorragend antun kann. In der richtigen Stimmung ist die Musik sogar perfekt und die Kompositionen an sich können ohnehin überzeugen. Man sieht: so richtig begeistern will man sich nicht lassen und dennoch überwiegt in allen Belangen der positive Eindruck.

Michelle
Andy Death, Namensgeber der Todeskompanie, hält sich auf der Bühne eher zurück und überlässt Michelle den Platz im Rampenlicht.

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