KAYA YANAR: 15. September 2002, Erlangen Stadthalle

Tiefsinn darf an diesem Abend keiner erwarten, und dass die Politik komplett außen vor bleibt, macht der Comedy-Shooting-Star der TV-Erfolgsserie "Was guckst Du?!" in den ersten fünf Minuten klar. Aber nach zwei Stunden hat man das Gefühl, dass der Typ da oben nur von sich erzählt hat, man ganz nebenbei aber alles wichtige in Sachen Lebenshilfe mitgekriegt hat – und das, obwohl Kaya Yanar nach eigener Aussage als Kind der totale Flop war. Respekt!

Gleich zum Einstieg wird die vollbesetzte Erlanger Stadthalle gescannt: Wer ist Deutscher, wer Türke? Kaya Yanar stellt es klever an: Im Sinne der Völkerverbundenheit teilt der 29jährige gleichmäßig in alle Richtungen aus und unterläuft so die ausgeleierte Kanakdeutsch-Falle. So geht das, wenn man in Deutschland geboren ist und einen türkischen Pass hat, aber kein Wort türkisch spricht: Mit zwei Heimaten im Herzen scherzt es sich doppelt gut!

Klar: Tiefsinn darf an diesem Abend keiner erwarten, und dass die Politik komplett außen vor bleibt, macht der Comedy-Shooting-Star in den ersten fünf Minuten klar. Dafür gibt es Furzwitze – und zwar endlich mal so gut erzählt, dass es einem die Lachtränchen in die Augenwinkel treibt. Der ehemalige Phonetikstudent aus Frankfurt hat es schlicht und einfach raus: Locker rappt er über die riesige Bühne, ohne dort oben auch nur eine Sekunde lang verloren auszusehen. Schüttelt sich die Gags, Zoten und Pointen aus dem Ärmel, ohne das durchwegs hohe Tempo für einen Augenblick zurückzufahren. Mehr noch: Statt einfach das Erfolgsrezept seiner TV-Erfolgsserie „Was guckst Du?!“ auf Tournee zu schicken, baut der junge Stand-up-Comedian die aus der Glotze bekannten Helden geschickt in sein mitreißendes Bühnenprogramm ein und verhandelt mit ihnen im Vorbeigehen die zentralen Fragen des Lebens: Was haben die Mücken vor der Erfindung der Glühbirne gemacht? Was tun bei einem Haiangriff? Warum hält es der Goldfisch im Glas aus?

Ethno-Comedy hat ein findiger Journalist das fulminante Ein-Mann-Feuerwerk getauft, und das passt. „Das Schwierigste an der Integration von Ausländern ist die Integration“, verrät Yanar seinem Publikum. Nach zwei Stunden hat man das Gefühl, dass der Typ da oben nur von sich erzählt hat, man ganz nebenbei aber alles wichtige in Sachen Lebenshilfe mitgekriegt hat: Sex, saufen, kiffen, Pubertät – sämtliche Bereiche abgedeckt, alles im grünen Bereich – und das, obwohl Kaya Yanar nach eigener Aussage als Kind der totale Flop war. Respekt!

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