Iron Maiden & Megadeth, Stuttgart, Schleyerhalle, 21.09.1999

Alles in allem war der Abend mit Iron Maiden eine sehr überzeugende Sache. Die Eisernen Jungfrauen haben keineswegs Rost angesetzt sondern strotzen nur so vor Spielfreude und boten genau das, womit sie so Erfolgreich wurden: perfekten Heavy Metal!


Monatelang hatte ich mich auf dieses Konzert gefreut. Als es dann am gestrigen Dienstag soweit war, realisierte ich erst auf der Fahrt zur Schleyerhalle, dass ich an diesem Abend endlich wieder Iron Maiden in Urbesetzung sehen sollte!

Nachdem wir in dem Trubel vor der Schleyerhalle sofort Fierce und Saskia trafen und dann leider erfahren mussten, dass die Fotopässe zusammengestrichen wurden und wir somit leer ausgingen – hiermit ein grosses SORRY dafür – machten wir uns auf den Weg in den Innenraum, wo gerade Megadeth begannen.

Mir erging es mit Megadeth ähnlich wie Tak, seinen Bericht vom 20.09. in Essen findet ihr hier. Obwohl good old Dave stimmlich unbestritten Fortschritte gemacht hat, klang der Gesang wenig überzeugend. Musikalisch waren Megadeth allerdings tadellos, der gute Sound ließ sogar das nette aber überflüssige Gitarrensolo-Duell (Dave, wir wissen, dass du es kannst) erträglich werden. Überraschend war allerdings, dass auffällig viel altes Material geboten wurde, das Vertrauen in die neuen Songs scheint nicht sonderlich groß zu sein. Die inzwischen zahlreich anwesenden Fans sorgten für eine sehr gute Stimmung, was ich ehrlich gesagt so nicht erwartet hatte, warteten alle doch nur auf eines:

Die Rückkehr von Iron Bruce und Iron Adrian!

Das Licht ging aus, die Videoleinwände kamen herunter, das Ed Hunter Intro sollte beginnen. Während das aus den besten Szenen des Computerspiels bestehende Intro ablief, begann die Atmosphäre merklich zu knistern, es lag förmlich etwas in der Luft. Das Intro kam zu den Szenen des Lieds Aces High, untermalt mit der Churchill-Rede des Live After Death-Albums an deren Ende endlich mit Aces High die Reunion-Show begann. Was ich in diesem Moment fühlte, lässt sich schwer in Worte fassen. Es war so, als ob ich plötzlich in das Live after Death-Tape hineinversetzt wurde, das ich mir in den letzten 14 Jahren unzählige Male anhörte, von dem ich jeden Ton auswendig kenne und das einen maßgeblichen Part in meiner Jugend darstellt. Es war wie ein Traum.

Der erste Teil der Show wurde ganz klar den alten Fans gewidmet, nach Aces High folgten die Klassiker Wrathchild, The Trooper und 2 Minutes to Midnight, gigantisch! Bereits bei The Trooper zeigte sich, dass Iron Maiden sehr von den drei Gitarren profitieren sollte. Das Zusammenspiel klappte hervorragend, der Sound war glasklar und sehr gewaltig und die mehrstimmigen Gitarrenteile wurden mit den drei Gitarren so genial umgesetzt, dass es eine Freude war. Nach den alten Klassikern wurde mit The Clansman und Falling Down eine Runde mit aktuelleren Stücken eingeläutet, wobei Bruce Dickinson ganz klar zeigte, der eindeutig bessere Sänger zu sein, von seinen Showqualitäten ganz zu schweigen.

Steve Harris fühlte sich sichtlich wohl, und nun wussten wir auch, dass sich wohl nur die Band selbst das Maiden-Fußballtrikot leisten kann. Er war der einzige, den wir an diesem abend mit diesem 200 Mark Shirt sahen (ja, 200 Mark!!). Auch Adrian Smith fühlte sich zurück im Bunde sichtlich wohl. Im Gegensatz zu alten Zeiten zeigt er sich nun auch mal vorne am Bühnenrand – und das völlig zurecht, hat er den typischen Maidensound schließlich entscheidend mitgeprägt.

Die Show insgesamt war für Maidenverhältnisse recht karg, außer den wechselnden Hintergrundbildern passend zum jeweiligen Song und der ein oder anderen Pyro-Einlage gab es wenig zu sehen. So konnte man sich wenigstens auf das wesentliche Konzentrieren: die Musik. Es folgte nämlich noch ein ganzer Strauß bunter Kracher wie Killers, Wasted Years, The Evil That Men Do, Phantom of The Opera oder Powerslave, bei dem man dem sonst so souveränen Bruce Dickinson einen Moment lang deutlich anmerkte, wie ergriffen er von den Reaktionen der Fans war. Standesgemäß wurde der reguläre Teil der Show mit dem Lied Iron Maiden beendet, beidem Ed Hunter–Eddie natürlich seinen Auftritt als überdimensionale Marionette bekam.

Als Zugaben gab es dann noch Number of the Beast und eine gigantische Version von Hallowed be thy Name bei der Nicko ich hab das grösste Schlagzeug der Welt McBrain mit schönen Fills und Zwischenspielereien glänzte. Langsam wurde allerdings deutlich, dass Bruces Stimme an diesem Abend stark beansprucht wurde, das singen der hohen Töne viel im sichtbar schwerer. So wurde der Auftritt mit einem lautstark abgefeierten Run to the Hills beendet.

Alles in allem war der Abend mit Iron Maiden eine sehr überzeugende Sache. Die Eisernen Jungfrauen haben keineswegs Rost angesetzt sondern strotzen nur so vor Spielfreude und boten genau das, womit sie so Erfolgreich wurden: perfekten Heavy Metal! Nun bleibt abzuwarten, was Maiden uns mit dem für nächstes Jahr angekündigten Studioalbum bieten können.

boxhamster

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